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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie sollte eine gute Castingshow aussehen (und geht das überhaupt)?



esiststeffen
08.04.2013, 19:29
Dieses Thema basiert auf einer gestrigen Diskussion in der Schnatzbox, und da dachte ich, das könnte doch auch fürs Forum ganz interessant sein ;)
Der Ausgangspunkt war Lenas Mitwirkung bei The Voice Kids, woraus sich dann eine kleine Debatte entwickelte, welcher Gedanke hinter einer Show wie dieser steht (nämlich einzig und allein der, die Minuten in den Werbepausen möglichst teuer zu verkaufen .... ich glaube, es war sound, der diese Schlussfolgerung hatte, und ich muss sagen, da hat er nicht ganz Unrecht :gruebel:) und dass aus diesem Grund sehr genau die "emotionalsten" Momente, die bei einer solchen Show entstehen, zusammengefügt werden, ohne auf die Beteiligten noch groß Rücksicht zu nehmen .... joa, und da hab ich eben mich gefragt, ob es eigentlich möglich wäre, eine Castingshow so zu gestalten, dass sie einerseits wirklich Talente hervorbringt und fördert, die auf Dauer am Markt bestehen können, und die andererseits auch trotzdem für den durchschnittlichen Fernsehzuschauer interessant sind ;)


Hier mal ein paar Gedanken von mir zum Thema:

- Zunächst mal sollte die Zahl der Castings im deutschen Fernsehen drastisch verringert werden. Nach einem ersten Boom in Folge der ersten DSDS-Staffel vor zehn Jahren, als man schon einmal das Gefühl hatte, dass an jeder Ecke ein Castingstar lauert, hab ich den Eindruck, dass es gerade in den letzten zwei, drei Jahren wieder mal eine wahre Schwemme gegeben hat. Auch wenn ich weiß, dass dies ein recht unrealistischer Wunsch ist: Ich finde, es sollte in diesem Land pro Jahr nur noch ein einziges, maximal aber zwei Fernsehcastings geben.

- Es sollte nicht nur den Zuschauern, sondern vor allem auch den Kandidaten das Gefühl gegeben werden, dass man wirklich an ihrer Förderung als Künstler interessiert ist und sie weder knebelt, noch sie nach einem halben Jahr wegen ausbleibender Erfolge fallen lässt. Die Juroren sollten die Kandidaten nicht zur Schnecke machen, sondern sie kritisieren, wo nötig, aber dies vor allem mit dem Anspruch, sie als Künstler weiterzuentwickeln. Gerade das würde auch den Castings ihren schlechten Ruf nehmen und auch Musiker mit einem höheren Anspruch an sich selbst zur Teilnahme verleiten.

- Das ist jetzt zwar ein völlig illusorischer Wunsch, aber ich würde mir einmal eine Castingshow wünschen, wo man spürt, dass es nicht vorrangig um die Einschaltquoten geht. Vielleicht wäre eine Castingshow bei einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt besser aufgehoben.


Die einzige Castingshow, die ich je von Anfang bis Ende durchgehend verfolgt hab, war letztes Jahr USFB. Nun war aber leider gerade dies eine Castingshow, die gezeigt hat, was man auch ohne Bohlen und ohne künstliche Emotionalität alles falsch machen kann. Die Juroren waren farblos und unverbindlich, die Kandidaten waren farblos und unverbindlich, die Show zog sich von Folge zu Folge scheinbar noch endloser in die Länge, und dank des in letzter Minute durchgeboxten Schnellschusses mit der Blitztabelle hat Stefan Raab gezeigt, was auch er trotz seiner Vorgeschichte als der Vorreiter des "humaneren" Fernsehcastings anzurichten imstande ist. Die Folge war, dass die Quoten im Keller versanken und der Gewinner nach einem halbwegs erfolgreichen Radiohit und einer achtbaren Platzierung beim ESC genauso sang- und klanglos wieder in der Versenkung verschwand, aus der er gekommen war (denn Hand aufs Herz, wer glaubt hier noch daran, dass Roman Lob auf Dauer eine Chance im Musikbusiness haben wird)?

Bleibt also die Frage: Was kann man aus dem Misserfolg von USFB (das ich hier mal als den bisher letzten halbwegs ernstzunehmenden Versuch einer "seriösen" Castingshow nennen will) lernen? Was USFO also doch nicht der ultimative Triumph der Seriosität über den Castingzirkus von RTL & Co, sondern nur ein einmaliger Ausrutscher nach oben, den es ohne seine Favoritin und Siegerin so nicht gegeben hätte? :)

AlienEi
08.04.2013, 19:48
Naja von deinen persönlichen Ansichten und Meinungen abgesehen (die ich zumindest grösstenteils auch so sehe) wirst du damit keinen Tv Produzenten vorm Ofen hervorholen können.
Solche Castingshows wären schlicht "langweilig" für den gemeinen Zuschauer.
Und jetzt kann ich das wohl so langsam auch unterstreichen:
USFO war ein Ausrutscher nach oben. Dank Lena und ihren charismatischen Mitstreitern/Kontrahenten.
Die Charaktere hatten USFO von Beginn an getragen.

Die sonst üblichen Castingshows müssen wohl oder übel mit ihren Emotionskniffen und aufbauenden Spannungsbogen im Verlauf einer Sendung leben.
Was in letzter Zeit auch gar nicht mehr ausreicht. (Obwohl ich ja der Meinung bin ,der über die letzten Jahre andauernde Quotenverlust hat nix mit den Sendungen zu tun, sondern mit dem Ausbau der vielfältigen Möglichkeiten des Medienkonsums)

Was unsere Castinglandschaft mit USFO erlebt hat, war nun mal einzigartig.


P.S. (der muss noch sein)

Ohne Lena hätte ich um Voice Kids nen RIEEESEN Bogen gemacht

Queeny
08.04.2013, 19:59
Ansich hatten wir das beste Format einer Castingshow bereits. Und das war mMn USFO. Da gab es kaum, wenn überhaupt, Verbesserungsbedarf.
Warum sehe ich das so? Nun, jede Show war live, ganz wichtig! Die ganzen "Vorcastings" haben im TV nix, aber auch gar nix zu suchen, Aufzeichnungen genauso wenig, das bietet nur jede Menge Raum für Manipulations-Spekulatius. Des weiteren blieben die Kandidaten nach ihrem Vortrag auf der Bühne (oder besser bei der Bühne), somit entfällt dieses Backstagegedöns mit Freunden und Verwanten, die braucht kein Mensch. Die Vorträge selber waren minimalistisch, nur der Interpret, die Liveband und bisschen Licht, mehr braucht es nicht. Es geht ja um den Kandidaten und nicht um den Spzialeffekt-Mann! Ebenso hervorragend waren die wechselnden Juroren, so kam auch da keine Langeweile auf. Auch die Vorstellung schön knapp, mehr als Name, Alter, Herkunft und evtl. Beruf muß auch niemand wissen. Ob die Oma einen Klumpfuß hat oder der Hamster Haarausfall ist für Bewertung des Vortrags irrelevant. Das man die kandidaten so behandelt, daß man nicht den Eindruck gewinnt, die stehen vor einem Exekutionskommando. Und dann hat man bei USFO wohl auch darauf geachtet, daß nur Leute in die Shows kamen, die wegen der Musik teilnehmen wollten und nicht um ins TV zukommen und anzugeben.

P.S. Bei USFB wurde leider nur grausam verschlimmbessert und hatte mit USFO nur noch entfernt etwas gemeinsam.

ublowmymind
08.04.2013, 20:14
Wie sollte eine gute Castingshow aussehen?

So wie USFO mit Lena als Siegerin. :pulpfiction2:

Fettgusche
08.04.2013, 20:19
USFO war nur durch Lena so einzigartig. Wenn Lena nicht dabei gewesen wäre, mit Jennifer oder Christian hätten wir uns in Oslo zwar nicht blamiert, aber mehr auch nicht.
USFO und USFB waren ja auch keine klassischen Castingshows, sondern eine Vorauswahl für den ESC zu bestimmen.
Jede Castingshow hat auch andere Ziele.
Bei DSDS geht es nur um einen Superstar, der jedes Jahr neu zu finden ist, allerdings haben die 2.,3. oder 4..... oft auch ihren Weg gefunden.
Mich stören vor allen die meist schlimmen Vorgeschichten der Kandidaten, je schlechter die Kindheit , desto mehr Emotionen.
Bei The Voice ist es schon etwas anders.
Und bei The Voice Kids steht der Spaß im Vordergrund. Alle Kinder haben die Möglichkeit, sich auszuprobieren, da sie meistens in der Schule
sind haben sie keinen Druck , sie haben meist noch 5 bis 10 Jahre bis zum Berufsleben, da ist noch viel Zeit, zu sehen ob der Kindheitstraum "Musiker" Sinn macht oder eine andere Entwicklung als Ingeneur, Lehrer, Polizist, Pilot, oder was auch immer mehr Spaß
macht.

Rolwin
08.04.2013, 20:55
Eine Casting-Show steht und fällt erst einmal mit den teilnehmenden "Künstlern". Es müssen sich erst einmal gute Künstler melden. Nicht jeder ist bereit sich einem Casting zu stellen. Bei USFx geht es auch noch um den ESC. Durch den schlechten Ruf vor USFO war das auch ein Handycap.

Warum ist VoG besser als DSDS. VoG geht selber auf die Suche und überläßt das nicht einzig und alleine dem Zufall.

Hat man wirklich gute Künstler gefunden/entdeckt, spielt die Songauswahl auch eine große Rolle.

Danach kann man jegliche Form drumherum stricken. Dann sind wir wieder bei der Dramaturgie/Spannungsbogen. Das empfindet jeder anders. Was für den einen zuviel ist, ist für den anderen normal und ansprechend. Da wird es nie einen Konsens geben. Wer von einer Show das realistische Leben erwartet, wird immer enttäuscht sein. Der sollte sich besser Dokumentationen anschauen.

Eine Show, auch eine Casting-Show ist für mich reine Unterhaltung. Auch auf einem Lena-Konzert erlebe ich keine Lena, wie sie ihren Alltag bestreitet. Ich sehe eine Show, die mich kurzfristig in eine andere Welt katapultiert......

LilyHydrangea
08.04.2013, 20:57
Ich finde, dass USFO meiner Vorstellung einer perfekten Castingshow schon ziemlich nahe kam. Andererseits liegt das auch an den Kandidaten. Wenn ich ehrlich bin, ist mir von den USFB-Kandidaten kein einziger in Erinnerung geblieben, nur Roman Lob - und selbst zu dem fällt mir gerade nur ein, dass er das Ding gewonnen hat, mehr ist nicht hängengeblieben.
Allerdings hat Stefan Raab das USFO-Konzept mit USFB auch total gegen die Wand gefahren. Diese Blitztabelle, die wirklich ständig im Bild war, erinnerte mehr an ein "Erraten Sie Tiere mit S"-Spiel von 9live (Ruhe in Frieden, geliebter Sender, mit dem ich mir meine Langeweile vertrieben habe, wenn ich nachts nicht schlafen konnte und eine Dosis nicht zu überbietende Peinlichkeit braucht!) als an irgendwas anderes. Die ganze Sendung war einfach nur peinlich hektisch und Thomas D als Juror gefiel mir auch nicht.
Kurz: USFB hat alles schlechter gemacht als USFO, in jeder Hinsicht.
Ob sich ein Konzept wie USFO aber lange getragen hätte, wage ich auch zu bezweifeln, ich wette, wenn die zweite Staffel genau so abgelaufen wäre wie die erste, hätten spätestens nach der ersten Folge alle geschrien, wie langweilig das doch wäre.
Nun ja, aber wie schon gesagt, es gibt Castingshows und Castingshows. Bei USFX wurde ein Kandidat gesucht, der Deutschland würdig beim ESC vertritt, bei allen anderen Castingshows wird gleich die große Karriere versprochen, dabei wissen wir 10 Jahre nach Beginn der ersten DSDS-Staffel doch längst, dass eigentlich nur musikalische Wegwerfprodukte gesucht werden, die man bis zur nächsten Staffel bequem wieder loswerden kann, um jemand Neuen zu suchen.
Da gefallen mir solche Castings wie Dein Song, wo niemandem eine Riesenkarriere versprochen wird, ehrlich gesagt viel besser. Vor allem, weil es da um Kinder ging, die ihre eigenen Kompositionen vorstellen und mit professioneller Hilfe verbessern dürfen - also denen ihre eigenen Ideen zugestanden werden. Aber so etwas dürfte kaum Quote bringen, die anderen Shows bieten eben reißerische Dramageschichten und pöbelnde Juroren. Sowas zieht eher beim Publikum.

punkrock
25.04.2013, 02:36
Ich fand jetzt USFB nicht so schlimm, grad das mit der Blitztabelle hat mir doch ziemlich gut gefallen. :) USFO war natürlich am besten. Und JA - ich fand´s auch abgesehn von Lena ein gutes Konzept (sowas könnte vielleicht alle paar Staffeln mal passieren, who knows...). Und ich glaube nicht, dass das mit der Zeit langweilig würde. Der unsägliche DSDS-Quatsch schwächelt zwar, aber hielt sich viele viele Jahre ausgesprochen gut, müsste ja eigentlich auch viel schneller langweilig werden (bzw. hätte langweilig werden müssen). Was am Ende die bleibenden Ergbenisse sind, ist halt die Frage. So gut wie wir alle USFO fanden (und wohl im Prinzip auch abgesehn von Lena) - die restlichen Kandidaten sind doch bald alle vergessen, Künstlerförderung hin oder her - letztlich am besten wohl doch nur für den Sieger durchzusetzen.

Weitgehender Verzicht auf diese depperten Hintergrundgeschichten (die im schlimmsten Fall dann vielleicht auch nur geskriptet sind, siehe DSDS) und ohne dieses künstliche Castingshow-Trara (jetzt kommt der wichtigste Auftritt seines Lebens und sein toter Papa wäre so stolz auf ihn gewesen...) , das wär mir schon wichtig. Und wenn´s nur für USFO-Quoten reicht - auch gut.

Vielleicht muss Raab ja nächstes Jahr wieder ran, falls es mit Cascada heuer nich so klappen sollte...

Vielleicht ist die Castingshow (im Allgemeinen) aber auch tot. Wär auch nicht so schlimm. Uns bleibt ja .... die Lena ! ! !

In gut 2 Wochen ist TVK "überstanden". Dann reicht´s wahrscheinlich erstmal wieder mit Castingshows. :)

earplane
25.04.2013, 12:59
Was nun "gut" ist und was nicht kommt immer auf den Standpunkt an.
Für Sender und Produktionsfirma steht der wirtschaftliche Erfolg der Sendung im Vordergrund. Sonst nichts. Also möglichst billig möglichst hohe Quoten. Am Besten noch ordentlich Geld von Sponsoren und viele Leute die teuer anrufen. Kandidaten sind nur billiges Füllmaterial und unter dem Gesichtspunkt überhaupt unwichtig. Spätestens wenn die Show vorbei ist lässt man sie komplett fallen. Selber schuld wer sich einbildet er würde so zum Star werden.

Wie sieht es für eine beteiligte Plattenfirma wie Universal aus? Die wollen erstaunlicher Weise auch vor allem Geld verdienen. Wer hätte das gedacht?
Single und Album eines frisch gebackenen Castingshow Siegers verkaufen sich typischer Weise recht gut. Also macht man mit den Leuten schnell ne Platte und wirft die unters Volk. Die Hälfte Coversongs aus der Show, die andere Hälfte irgendwas aus dem Archiv der Plattenfirma. Qualität egal, die Fans kaufen auch den letzten Schrott. Vielleicht auch nicht, aber bisher hat es eigentlich immer funktioniert. Später kommt noch mal ne Platte nach, aber sobald der Erfolg nachlässt oder der 'Star' Ärger macht ist es vorbei und der Vertrag wird letztendlich aufgelöst.

USFO und USFB waren deshalb Sonderfälle weil es außer der Show an sich auch ein weiteres, ja sogar ein übergeordnetes Ziel gab. Und das war einen Teilnehmer für den ESC zu finden. Einen der auch europaweit konsensfähig ist und dort einen möglichst guten Platz belegt. Damit verbunden sind auch diverse Show Auftritte und Aufmerksamkeit für den Sieger weit über das Ende der Show hinaus. Das erhöht die Halbwertszeit drastisch und kann als echtes Karrieresprungbrett dienen.

Es gibt aber auch andere Shows bei denen die Sieger sich langfristig im Geschäft etablieren konnten. Ja sogar welche bei denen eher viele Teilnehmer die nicht gewonnen hatten zu echten Stars geworden sind. IMHO bestes Beispiel dafür ist Star Search. Wo sich die Teilnehmerliste der amerikanischen Version fast wie das Who is Who der amerikanischen Megastars liest.

Adam Sandler (Comedy)
Alanis Morissette, (Female Vocalist)
Beyoncé, (Female Vocalist)
Britney Spears, (Female Vocalist)
Christina Aguilera, (Female Vocalist)
Justin Timberlake, (Male Vocalist, as Justin Randall)
Sharon Stone, (Spokesmodel)
Usher Raymond, (Male Vocalist)
http://en.wikipedia.org/wiki/Star_Search#Other_performers

Und bei der deutschen Version hätten wir dann mit Bill Kaulitz und Natalie Horler (Cascada) auch 2 Sänger die es zu internationalem Ruhm gebracht haben.

Daran merkt man aber auch dass solche Shows eigentlich einen grundsätzlichen Konstruktionsfehler haben. Der Sieger ist meist zu stromlinienförmig, jemand der eher den kleinsten gemeinsamen Nenner darstellt. Für eine längere Karriere braucht man aber eher einen Künstler mit Ecken und Kanten der nicht zu angepasst ist. Und wen der sich auch von kleinen Rückschlägen wie z.b. dem Ausscheiden aus so einer Show nicht unterkriegen lässt und der kontinuierlich am seinem Erfolg arbeitet ohne sich von einem Hype blenden zu lassen.

Als letzten Punkt möchte ich noch mal betonen dass es auch sehr wichtig ist dass in so einer Show die Kandidaten nicht vorgeführt oder lächerlich gemacht werden. Und dass man ihnen keine falschen Versprechungen macht. Die Show selbst macht einen zwar kurzfristig bekannt aber bestimmt nicht zum Super- oder Pop- Star.