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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lena und die Wahrhaftigkeit (war: ... und die Authentizität)



momo
30.03.2010, 20:27
hi,

bin hier seit ein paar tagen als stiller mitleser unterwegs, und werde das vermutlich bis auf ausnahmen auch bleiben - da mich ansonsten ziemlich andere themen bewegen.

aber die wirkung von lena auf mich persönlich hat mich in den letzten beiden wochen dann schon so beschäftigt, dass ich mich regelrecht gezwungen sah ;) , mir im eigenen blog mehr gedanken darüber zu machen - und die im titel angesprochene authentizität war dabei der leitfaden.

da das ganze recht lang geworden ist, hier nur ein appetizer:


"persönlich bin ich das erstemal vor ca. zwei wochen in einem zeitungsartikel auf sie aufmerksam geworden, und zwar durch die sinngemässe aussage, "die lena" sei so verdammt authentisch - wen wundert´s, dass mich besonders dieses wort zu ersten recherchen gebracht hat?

können Sie sich meine einigermaßen fassungslose überraschung vorstellen, als ich nach recht kurzer zeit feststellte, dass ich selbst - entgegen jeglicher eigener erwartung und nach ansicht einiger videos von und interviews mit ihr im netz - beeindruckt war? das stürzte mich wirklich in einige verwirrung - ich bin weitgehend tv-abstinent, hasse besonders castingshows (über die sowieso einiges anzumerken wäre; georg seßlen war´s glaube ich, der ende 2008 in einer kleinen reihe in konkret sehr schön herausgearbeitet hat, warum diese art shows perfekt in das zeitalter von hartz-IV und prekären arbeitsverhältnissen passt - und das liegt nicht nur am zugrundeliegenden motiv der selektion) wie die pest; nehme den "grand prix" bzw. "eurovison song contest" seit jahren gar nicht wahr oder nur ausnahmsweise als mehr oder weniger belustigenden trash; höre überwiegend elektronische instrumentalmusik - und da saß ich nun, sah mir im netz mit vergnügen auftritt nach auftritt einer singenden schülerin in einer castingshow für eben diesen contest an - und versuchte dahinterzukommen, was zum teufel mich da so offensichtlich berührt. mittlerweile glaube ich, eine antwort gefunden zu haben - aber dazu später."

weiter hier:

zu einigen erstaunlichen aspekten eines popkulturellen urknalls (http://autismuskritik.twoday.net/stories/assoziation-zu-einem-popkulturellen-urknall/)

ps: das zitat von felix darin, welches vielleicht einigen bekannt vorkommen dürfte, ist von ihm "genehmigt" worden (nochmal danke dafür!)

bfsdasauge
30.03.2010, 20:50
Tja. Dann bist du wohl ein klarer Fall von:

http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/showthread.php?t=582

Das mit der Fernsehabstinenz und dem Castingshow ignorieren ist war bei mir genauso. Dann hab ich in einem Artikel auf der sueddeutschen.de von ihr gelesen und mir mal das verlinkte Video angesehen. Das war "My Same". Ich war total hin- und wech. Und dann hab ich mir noch "Diamond Dave" und "Foundations" reingezogen. Und danach war ich infiziert.

Also ganz eindeutiger Fall von Lenafieber.

momo
30.03.2010, 21:12
Also ganz eindeutiger Fall von Lenafieber.

*gg* ja, mag sein.

aber ich bin grundsätzlich daran interessiert, mich selbst und das, was um mich herum passiert, möglichst gut zu verstehen - und da ist mir eine, wenn auch treffende, metapher aus dem medizinischen bereich einfach zu wenig.

naja, ich hab im blog eigentlich alles gesagt, was mir dazu einfällt. und deswegen drauf aufmerksam gemacht, weil ich mir wünsche und hoffe, dass sich andere ebenfalls ihre gedanken machen. und da für mich lenas wirkung zumindest bei mir aus dem beschriebenen rührt, empfinde ich das insgesamt eher als - beunruhigend.

Grombold
30.03.2010, 21:18
Ich will ja nicht sagen, daß der Autor von dem Artikel..., aber anderer seits so ganz ach nee.

Mir jedenfalls reicht die Musik vollkommen aus. Die Bilder brauch ich nicht dazu, ganz bestimmt nicht.
Die sind dann höchstens wie 18 Kirschen und

ancora
30.03.2010, 23:41
Momo, vielen Dank für die Mühe, die Du Dir mit Deinem Text gemacht hast. Die Fragestellungen, die Dich seit ein paar Tagen umtreiben, bewegen mich fast rund um die Uhr nun schon seit sieben Wochen, so daß ich Deine Zeilen konsequenter Weise fast verschlungen habe. Dankeschön!

Insbesondere auch die im letzten Teil Deines Textes von Dir angestrengte Auseinandersetzung mit den Deutungsversuchen des Herrn Herzingers zum "Phänomen" "lena m-l" aus der "Welt" vom letzten Samstag http://www.welt.de/fernsehen/article6950184/Meyer-Landrut-ist-so-wie-Deutsche-gerne-waeren.html fand ich lesenswert, vor allem, weil ich mich mit meiner - vielleicht vorschnellen - Begeisterung für seine Versuche die "lenamania" zu erklären, schon unmittelbar nach Erscheinen des Artikels auch hier in diesem Forum, ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt habe.

Sehr gern würde ich mich mit Dir - und gern auch noch ein paar anderen Zeitgenossen, die nicht nur an den musikalischen Auftritten der jungen Hannoveranerin auf der Bühne, Interesse haben - in diesem Faden über das Thema auch in nächster Zeit noch weiterhin austauschen, da sich ja unser zu betrachtendes "Objekt" ständig in Bewegung - und Veränderung - befindet.


In der Hoffnung, daß sich der Stand unserer Erkenntnis weiterentwickeln möge, ancora!

mikee
31.03.2010, 10:15
das scheint doch mal ein interessanter thread zu werden...

auch bin hier seit längerer zeit als stiller mitleser dabei und erst seit relativ kurzer zeit angemeldet.
mich interessieren normalerweise weder pop-musik noch casting-shows, aber dank meiner frau bin ich seit der zweiten usfo sendung von einem kleinen schulmädchen aus hannover fasziniert. wie üblich hatte ich es während solcher sendungen vorgezogen im arbeitzimmer am rechner zu sitzen, als meine frau hektisch rief "komm schnell, das musst du dir angucken! die geht ja ab!"

nunja... und seitdem war es um mich geschehen :suspekt: geflashed, verzaubert, begeisterst... keine ahnung, wie ich es am passendsten ausdrücken kann.

womit ich dann endlich beim eigentlichen thema wäre: ich bin zwar kein mensch, der sich ständig selber hinterfragen muss, aber in diesem fall ist das anscheinend etwas anderes. wie kommt jemand, der sonst auf rock und punk steht (und früher ganz wild auf trance und goa abgefeiert hat) plötzlich dazu pop-musik von lena meyer-landrut zu hören? :suspekt:

ganz ehrlich... weder ihre stimme ist etwas wirklich besonderes, noch ist ihre optische erscheinung herausragend... anscheinend ist es einfach das gesamtpaket. wahrscheinlich geht es mir wie vielen anderen der generation 30+, die sich einfach freuen mal wieder etwas in tv zu erleben, was nicht nur aus hartz4, titten, gescheiterten existenzen, verfehlter multikulti-politik und elend besteht.

und ich bin einfach gespannt ihren weg weiter zu verfolgen, immer in der hoffnung, dass aus diesem sympathischen mädchen keine 0815-popgöre gemacht wird.

momo
01.04.2010, 02:13
@ancora und die anderen interessierten:

können wir gerne tun, den thread hier so zu nutzen, wie vorgeschlagen - ich werd´ die geschichte(n) von und um lena sicher weiterverfolgen :Lupe: und entsprechende updates veröffentlichen - und immer mal wieder hier reinschauen.

viele grüße,

mo(mo)

(ganz zart lenaistisch angehaucht) :)

Gunnar
01.04.2010, 11:26
Hallo
Mir sind diese ganzen Analysen zuviel. Ich frage mich ob so etwas unbedingt sein muss.

Viele Grüsse
Gunnar

Padwan
02.04.2010, 18:12
Danke Momo für deinen Blog-Beitrag. Vieles was du schreibst spricht mir aus der Seele. Ich habe auch den Eindruck dass Lena sehr geliebt und behütet aufgewachsen ist und mir kommen manchmal regelrecht die Freudentränen wenn ich mir das vor Augen rufe. Es zeigt, zu was für wunderbaren Wesen unsere Kinder heranwachsen können, wenn sie geliebt aufwachsen mit allen Möglichkeiten sich selbst zu entdecken und zu entfalten.

Zu dem was du zu ihrer Authentizität und Natürlichkeit schreibst fiel mir grad wieder ein Erlebnis ein: Vor einigen Jahren habe ich mich eine zeitlang mit Zen-Buddhismus beschäftigt und bin hin und wieder zu Wochenend-Retreats gegangen. Bei einem dieser Retreats stellte einer der Teilnehmer dem Zen Meister die Frage "Woher weiss ich denn wenn ich Erleuchtung erlangt habe?" und der antwortete darauf "Du wirst es nicht wissen. Aber alle Menschen um dich herum, deine Freunde, Verwandte, Bekannte, Arbeitskollegen die werden es wissen."

Erleuchtung ist eben "einfach so".. und genau dieses "einfach so" ist auch etwas nach dem sich vermutlich jeder Mensch irgendwie sehnt.

Karoshi
05.04.2010, 16:12
Der Blog Artikel ist sehr gut. Ein roter Faden zieht sich durch Deine ganze Argumentation und wird an den richtigen Stellen mit "Beweismaterial" untermauert. Jedem, der das Phänomen Lena nicht nachvollziehen kann, werde ich empfehlen, das zu lesen.

Ich hab jetzt schon 2 Anläufe genommen meine Gedanken hier einzubringen. Aber ich bin irgendwie noch nicht so weit. Mir fiel allerdings beim durchlesen der Kommentare im Blog folgendes wieder ein:

http://www.youtube.com/watch?v=TVzrQqNiDOY

(besonders am Anfang wird da auf die Voraussetzungen von Authentizität eingegangen, und am Ende auf die Wirkung dieser auf andere. Außerdem weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll)

ancora
05.04.2010, 16:55
Karoshi, "wir" bekommen da in den nächsten Wochen noch was Ausführlicheres dazu auf´s Papier; das braucht noch etwas Zeit. Auch ich habe schon etliche Fragmente hierzu in der "Schublade", doch der ganz große Wurf wollte noch nicht gelingen und ich fühle mich dabei zum Glück auch von niemanden gehetzt.

Hier noch ein Interview mit Rainald Grebe aus der "jungle world" zu seinem Schaffen: http://jungle-world.com/artikel/2007/19/19618.html

kofferberti
05.04.2010, 20:28
gone

Humphrey
06.04.2010, 02:55
Ich hab Momos interessanten Beitrag nur angelesen (der Rest später!)

Das "Phänomen Lena" berührt doch sehr viele und da es etwas besonderes, nicht alltägliches ist, versucht man es zu ergründen, was auch verständlich ist.

Der Erfolg und die Beliebtheit Lenas basieren m.E. auf den Emotionen und der Authentizität die sie v.a. bei ihrer Live-Performance mit ihrer Musik transportiert.

Für mich ist zusammengefasst das Besondere u. Einzigartige an Lena ihr reiner Ausdruck, "expression", die unmittelbare Ausstrahlung aus sich selbst. Es ist das "die Seele nach aussen tragen." Damit verzaubert sie alle!
Klausen hat das in der SZ den Audrey-Hepburn-Effekt genannt.

Es ist WIE ein intensiver Kontakt von Seele zu Seele.

Lena selbst ist dieses Magische Moment wohl auch bewusst:
Zitat WELT: "Meyer-Landrut: Singen ist eine der besten Möglichkeiten, weil man auch eigenes entwickeln kann, um seinen Gefühlen Form zu geben. Singen allein ist nicht so wichtig, wichtig ist, mit der Musik etwas zu geben, die Kunst etwas zu verändern, auch wenn es nur für Sekunden ist.
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Hier noch ein Auszug aus einem Brief, den ich vor kurzem einem liebeskranken Lena-Fan geschickt habe:

"Wie Dir geht es noch vielen anderen! Sie werden alle von Lenas besonderer Ausstrahlung berührt.

Kleiner Versuch einer Erklärung: Lena hat astrologisch gesprochen u.a. "Venus Opposition Neptun"
Ein paar Stichworte (+): Transzendente grenzenlose Liebe erfahren; von Musik durchströmt werden; von Kunst ganz tief berührt werden; höchst verfeinertes Kunst- u. Musikempfinden; vom Göttlichen zu künstlerischem Schaffen inspiriert werden; tiefe Seelenverwandtschaft u. an Vollkommenheit grenzendes sprachloses Verstehen des Anderen; mystische, romantische, idealisierte Liebe;

Wenn man nun selbst ähnliche Konstellationen wie Lena ("Venus/Neptun") hat, dann empfängt man über diese "Antennen" ihre Energien besonders intensiv.

Problem (-): Es sind transzendente, überpersönliche Energien! Man sollte nicht versuchen, sie auf die Ebene des Egos, der persönlichen Bedürfnisse herabzuziehen. Dann nämlich manifestieren sich diese Energien negativ (-> Loreley):
als unstillbare grenzenlose Sehnsucht; sich in trügerischen irreführenden Wunschbildern verlieren; Liebesrausch mit herber Ernüchterung; Ent-Täuschungen; Flucht in Sucht u. Rausch;

Also: einfach nur Lenas Musik geniessen, als Ausdruck des Höchsten/Göttlichen in uns allen und ihr mit guten Gefühlen dafür danken. (Lesetipp: H.C.Andersen: Die kleine Meerjungfrau)"

Hansi
06.04.2010, 03:53
Es bleibt natürlich jedem selbst überlassen wie weit er sich mit einer genauen Analyse beschäftigt, für mich persönlich geht das bei einigen zu weit.
Es mag einige geben für die Lena ein unerklärliches Phänomen ist aber wenn ich mich in der realen Welt umhöre finden die meisten ganz einfach ihre Musik toll dazu findet der ein oder andere sie hübsch, süß, witzig. That's it.
Ich kenne doch tatsächlich auch persönlich ein paar süße witzige Mädels die so sind wie Lena (jaja doch echt jetzt) und es gibt auch Musik von anderen Künstlern die mich genauso berührt wie die von Lena. Ich finde auch nicht die Welt oder Deutschland im speziellen so grausam dass ich auf einen Heilsbringer a la Lena gewartet habe der uns in eine bessere Welt führt.
Dies scheint mir wie auch im Blog zu lesen doch eher ein Problem der intellektuellen Linken zu sein. Die Vereinnahmung der Person Lena durch diese finde ich unangebracht.

ancora
06.04.2010, 14:39
Und vielleicht noch ein kleines Stück für unsere Suche nach einer Erklärung für das "Phänomen": http://forum.spiegel.de/showpost.php?p=5302966&postcount=103 Der Nutzer "nodes" hat sich extra für diesen Beitrag im Spiegelforum angemeldet ...

Thophi
06.04.2010, 14:47
Wow, wirklich großartig! :thumbsup:
Ich glaube bisher ist kein Beitrag oder Kommentar oder sonst was meinem Denken und Empfinden zu diesem Thema so nahe gekommen, wie dieser hier. :)

ancora
06.04.2010, 15:03
Ja, Thopi ging mir genauso wie Dir.

"Nodes" stellt ja v.a. heraus, daß "man" ihr bei ihrer Suche nach ihrer Art und Weise in der sie etwas künstlerisch darbieten möchte, quasi zusehen kann ohne daß sie dabei auch nur ansatzweise über einen eigen Stil oder besser: Style reden würde und ich denke, daß vor allem dies es ist, was viele so hat aufhorchen lassen, da sie gar nicht behauptet, sie sei einzigartig oder so anders wie alle anderen (Menschen). Sie macht nicht auf niedlich, naiv, süß, kindlich, kalte Björk oder sexy Tschirner ... läuft nicht als kleines Schneewittchen durch die Gegend; man denke nur mal an den so zentralen zweiten Auftritt bei "Diamond Dave" von ihr! Da hätten die sieben Zwerge aber lange nach ihr hinter sieben Bergen suchen können, dies Schneewitchen hätten sie da nie und nimmer gefunden.

Auch im Interview vor dem Dreh zum Satellitevideo mit Universal weißt sie ausdrücklich darauf hin, daß es bestimmt auch Menschen gäbe, die das was sie gebracht hätte, noch zwölmal ... oder mehr ... besser gemacht hätten.

Gunnar
06.04.2010, 15:13
Ein sehr schöner Artikel
Ich denke nicht das sie weitergekommen wäre hätte sie nur eine Rolle gespielt. So wie Sie ist so ist das auch in ihre Beurteilungen eingeflossen. Und die waren doch durchweg positiv.

Die vielen Schmähungen die ich bisher gelesen habe kann ich beim besten Willen nicht verstehen.

Wer solche Schmähungen schreibt hat kein Herz.

Viele Grüsse
Gunnar

Melanie
06.04.2010, 15:28
Vielleicht sollte man auch noch erwähnen, dass Stefan Raab nichts mehr hasst, als unauthentische Menschen, insofern ist Lenas Geschichte gar nicht so ungewöhntlich, wenn man sie mit Max Mutzke oder Stefanie Heinzmann vergleicht. Lena hatte nun mal das Glück, dass sie und Stefan Raab seit ihrem ersten Kontakt auf der gleichen Wellenlinie lagen und es liegt immer noch an Raab ihr die Möglichkeiten aufzuzeigen, die sie in ihrem Leben hat. Übrigens das Zitat von Westernhagen finde ich da psychologisch gesehen ungeheuer interessant. Zuerst meinte er ja: Ich möchte, dass du das was ich dir jetzt sage, wieder vergisst. Und nach Westernhagens berühmten Zitat hat Lena Blut geleckt. Im Showbusiness ist es vor allem wichtig, Ehrgeizig zu sein, ohne sich dabei zu verbiegen. Schaut euch mal die Karriere von Nora Tschirner an, die ist am Anfang auch gebasht worden, aber in Keinohrhasen zeigt sie sich von einer Freizügigkeit und Emotionalität, die ich einfach bewundernswert finde. Und: Frau Tschirner ist bodenständig, natürlich und macht das was ihr Spass macht.

ancora
06.04.2010, 15:49
Gibt es unauthentische oder nicht authentische Menschen ? Ich kenne keine. Was soll das besondere, das spezielle an diesen sein ?

ancora
06.04.2010, 17:04
"Alles wird nur unter dem Aspekt wahrgenommen, daß es zu etwas anderem dienen kann, wie vage dies andere auch im Blick steht. Alles hat nur Wert, sofern man es eintauschen kann, nicht sofern es selbst etwas ist" aus der "Dialektik der Aufklärung" von Adorno und Horkheimer, ein Zitat welches zu den oben gemachten Ausführungen zum Style, den Lena Meyer-Landrut angeblich pflegt oder die Rolle, die sie spielt, wie ich finde, sehr gut paßt.

MrFalderal
06.04.2010, 21:52
Gibt es unauthentische oder nicht authentische Menschen ?

Naja, es gibt Menschen, die in vielen Fällen vorgeben etwas zu sein, dass sie nicht sind, die eine Rolle spielen und sich mit Blick auf ihre Außenwirkung entgegen ihrer eigenen Persönlichkeit verhalten.

Das würde ich dann schon unauthentisch nennen.

Max, Stefanie und Lena sind in der Medienlandschaft alle schon ziemlich ungewöhnlich, weil sie mehr als andere eben das machen, wofür sie auch stehen können und darin von Raab ja auch ermutigt wurden.

Max könnte sich bestimmt peppiger anziehen, Steffi auch mal nen kurzen Rock oder Lena lieder singen, die bekannter und beliebter sind. Machen sie aber nicht. Sie tun das, woran sie selbst Spaß haben.

Und Raab ist ja auch so. Im Prinzip ist er ja nur ein übergroßes Spielkind mit einer Menge Ideen und dem unglaublichen Glück, bei Prosieben einfach totale Narrenfreiheit zu haben. Wenn er denen sagt, er will jetzt mal in Chinesischen Reispfannen nen Eiskanal runterfahren, kriegt er dafür schonmal einfach so 3 Moderatoren, 30 Promis und 4 Stunden Primetime-Sendezeit. :hmm:

Sich nicht verbiegen und trotzdem erfolgreich sein, das ist dann wieder authentisch.

Lars
06.04.2010, 21:59
Hallo, Momo, sehr schöner Beitrag, vor allem die Einfügung des Phänomens in den gesellschaftlichen und politischen Raum.
Als Quintessenz nehme ich mal mit: Lena ist gesund (und eben nicht "ein wenig verrückt", wie gelegtl., wenn auch nur scherzhaft behauptet) und sticht so aus der kranken, wahrhaft verrückten Gesellschaft und ihren durch sie verbogenen und krankgemachten Mitgliedern heraus: Seht, so wie Lena könnte der Mensch (könnten wir) sein, wenn wir es nur zuließen und ihn (uns) nicht traumatisierten und verbögen. Ein Umstand allerdings, der wie eine Utopie klingt und unter den gegenwärtigen Bedingungen auch eine ist. Und gerade dieses im Prinzip so Ferne, in der Person LML jedoch zum Greiifen Nahe, macht sicher einen Teil des "Zaubers" aus.

Eben diese Gesundheit, diese natürliche Selbstsicherheit (das Sich-seiner-selbst-sicher-Sein) führt zu einer daraus gespeisten Sicherheit in der Interaktion mit anderen, die dann zu einer quasi unverstellten Kommunikation führt. Das ist Authentizität.
Daß sie dabei natürlich auch in der Lage ist, Wirkungen ihrerselbst bei anderen zu antizipieren, und dies in ihr Handeln einbezieht, ergib sich von selbst und ist keine Inszenierung, sondern natürl. Interaktion.

Karoshi
08.04.2010, 22:12
[...] ich weiß nicht ob es überhaupt nötig ist sowohl das "Phänomen Lena" als auch unsere eigene Reaktion darauf derart durchzuanalysieren.

Also ich habe so ein starkes Interesse an dieser Analyse, wie momo sie macht, weil ich für mich Stafan Raabs Frage: "Warum finde ich das denn jetzt so geil, wie ich das geil finde" beantworten will.
Der Grund dafür ist simpel: Ich als Atheist und Anhänger naturwissenschaftlicher Erklärungen bin fest davon überzeugt, dass sich bei mir eine deartige Begeisterung nicht ohne Grund einstellt, und es mich als Mensch im Ganzen weiterbringt, wenn ich die Ursache ergründe.

Das hat auch nichts mit "entzaubern" zu tun, sondern mit "verinnerlichen". Lena sagt, sie will den Leuten Spaß bringen. Hat bei mir voll funktioniert, 100%. Dazu gehört aber auch die Erkenntnis, dass sie dies nur schafft, weil sie sie selbst ist. Sonst würde ich das nicht "so tief spüren". Der Vergleich der Gesunden unter lauter Kranken ist da ein ganz passendes Bild.
Und jetzt wäre es schön, diese Gemütsverfassung ein Stück weit unabhängig von der Person Lena als solche zu machen. Damit werde ich 1. unabhängiger von dem Hype, kann mir 2. sicher sein, dass die Bewunderung für sie nicht nur einer Projektion eigener Sehnsüchte entspringt und bin dann 3. vielleicht in der Lage, selbst anderen Leuten diesen Spaß zu vermitteln. (Nicht den Spaß an Lena, sondern generell)

Ich sehe die Mainstream Medien da im Moment auf einem Irrweg, wenn man Sätze liest wie "Ihr Image als naives, unfertiges Mädchen erinnere ... an die Schauspielerin Audrey Hepburn (http://www.otz.de/startseite/detail/-/specific/Eurovision-Song-Contest-Der-kleine-Patriotismus-1390156421)". Das ist reine Projektion. Der ganze Satz sagt schon, dass da ein künstliches Image von außen aufgebaut wird. Und daher rühren dann auch solche Reaktionen, wie nach Lenas Wetten dass Auftritt. Z.B. wie folgendes Kommentar in einem Blog: "Irgendwo ist halt dann so ein kleines Mädel an ihrer Grenze angekommen und die sichtbaren substanziellen Defizite kratzen arg an der Anima-Projektion von uns alten Deppen. (http://floatsome.blog.de/2010/03/30/lenamania-8280145/)"

Erst habe ich mich wochenlang verweigert, Kommantare über Lena zu lesen, um den Eindruck den sie auf mich macht und das Gefühl, welches sie vermittelt, nicht zu verfälschen. Jetzt wo ich es doch tue, muss ich klar zwischen der Wirkung, die sie selbst durch Ihre Authentizität ausübt und der Wirkung durch Projektion der Außenstehenden unterscheiden.
Und ich weiss einfach, dass ein Mensch der auf die Frage: "Was macht Dich glücklich?" antwortet: "Ein fremdes Lächeln!" keinesfalls naiv und unfertig ist.

Nur um das klar zu stellen: Ich sitze hier nicht etwa versauert vorm Rechner und warte auf Erlösung oder sowas. Im Gegenteil, ich merke zunehmend, dass mir auch die kleinen Dinge mehr und mehr Spaß machen. (Nicht das sie mir früher gar keinen Spaß gemacht hätten) Irgendwas in meiner Einstellung hat sich bereits geändert. Und wenn man dafür unbedingt nach Ursachen suchen muss, dann ist der Zusammenhang mit Lena nicht zu leugnen. Ach guck mal, hier blüht irgendwie alles, und vielleicht bleibt das ja auch so.


(@ancora: Danke für Das Adorno Horkheimer Zitat, bringt mich ungemein weiter! Und auch danke für den Link zum Grebe Interview. Das kannte ich noch nicht)

Gunnar
08.04.2010, 23:39
Erst habe ich mich wochenlang verweigert, Kommantare über Lena zu lesen, um den Eindruck den sie auf mich macht und das Gefühl, welches sie vermittelt, nicht zu verfälschen. Jetzt wo ich es doch tue, muss ich klar zwischen der Wirkung, die sie selbst durch Ihre Authentizität ausübt und der Wirkung durch Projektion der Außenstehenden unterscheiden.
Und ich weiss einfach, dass ein Mensch der auf die Frage: "Was macht Dich glücklich?" antwortet: "Ein fremdes Lächeln!" keinesfalls naiv und unfertig ist.

Nur um das klar zu stellen: Ich sitze hier nicht etwa versauert vorm Rechner und warte auf Erlösung oder sowas. Im Gegenteil, ich merke zunehmend, dass mir auch die kleinen Dinge mehr und mehr Spaß machen. (Nicht das sie mir früher gar keinen Spaß gemacht hätten) Irgendwas in meiner Einstellung hat sich bereits geändert. Und wenn man dafür unbedingt nach Ursachen suchen muss, dann ist der Zusammenhang mit Lena nicht zu leugnen. Ach guck mal, hier blüht irgendwie alles, und vielleicht bleibt das ja auch so.


(@ancora: Danke für Das Adorno Horkheimer Zitat, bringt mich ungemein weiter! Und auch danke für den Link zum Grebe Interview. Das kannte ich noch nicht)

Vielen Dank :)
Das kann ich einfach so unterschreiben.

JohannesB
09.04.2010, 13:21
@momo
Chapeau und Danke für deinen großartigen Beitrag. Auch für mich hat dies nichts mit "Entzauberung" zu tun - im Gegenteil. Es sind dies genau die Fragen, die mich seit Wochen umtreiben und die Freude, hier "Verwandte im Geiste" gefunden zu haben war letztlich ausschlaggebend dafür, den Schritt zu gehen, mich an einem Fan-Forum zu beteiligen.

ancora
09.04.2010, 13:56
Danke an alle, die sich in der Zwischenzeit mit Beiträgen zu diesem Thema hier beteiligt habe. Ich hoffe, daß es uns in den nächsten Wochen in diesem Faden gelingen wird, das Erkenntnisniveau zu den skizzierten Fragestellungen weiter in die Höhe zu treiben.

Deswegen freut es mich um so mehr, daß sich hier ´ne Handvoll Menschen (alles Männer ?) "zusammen"gefunden haben, die aus sehr vielfältigen, in erster Linie wohl durch ihre unterschiedlichen Ausbildungen bedingten, Winkeln auf das Erscheinen der Gesamtschülerin aus Hannover blicken; da treffen bekennende naturwissenschaftliche Empiristen auf Sympathisanten der philosophischen Anschauungen von Adorno und Horkheimer, den Studien zu dem Begriff der Entfremdung und Verdinglichung von Georg Lukács und Joachim Israel, als auch Leuten aus der Praxis der heutigen Psychotherapie und Psychatrie aufeinander.

Hoffentlich machen wir das Beste daraus, um die derzeit überall anzutreffenden und von "Karoshi" so wunderschön, wie unaufgeregt, benannten, Worthülsen über "LML" zu überwinden.

LDericher
09.04.2010, 14:15
Ancora... *angst*

Ohne Worte. Was hast du da gesagt? Was wolltest du uns damit sagen? Nochmal für Dumme bitte!

pLENArium
09.04.2010, 22:23
@momo...bist DU es ? - Dann grüße Klaus Schulze von mir...weisse bescheid ;)

...ich würde es mal so ausdrücken: Lena ist genau der Künstler von dem ich immer geträumt, aber nie gefunden habe. Umso größer ist nun die Freude, daß meine ziemlich abgefahrenen Vorstellungen von einer authentischen, natürlichen und entsprechend begabten Künstlerin nunmehr zur Realität wurden. Anders kann ich die Faszination die für mich von LML ausgeht nicht erklären...zumal auch die reinen Äußerlichkeiten zu mehr als 100% meinem persönlichen Geschmack entsprechen, aber das auch nur noch als I-Tüpfelchen :thumbsup:

96wirdMeister
09.04.2010, 22:31
Jeder Mensch ist authentisch. Es gibt aber Menschen, die mit ihrer Authenzität andere Menschen mehr begeistern als andere. Menschen, die auffallen, weil sie einen seltenen Charakter haben. Weil entgegen dem Mainstream handeln und denken. Diese Menschen sind automatisch interessant und rufen teilweise sehr emotionale Reaktionen hervor. Ich glaube, dass ein Charakter wie Lena privat auch sehr unterschiedliche Reaktionen bekommt. Einige werden sie wohl kindisch finden, andere nett und lustig. Es zeigt sich, dass viele Promiente früher nicht zu den Beliebtesten in ihrer Jugend gehörten, sondern eher unauffällig waren.

pLENArium
09.04.2010, 22:55
...genau so isses :thumbsup:

Es gibt für mich nichts fürchterliches, wenn irgendwelche Marketingstrategen und Musikmanager irgendwelche Pläne aushecken, was der "breiten Masse" gefallen könnte. Da werden Protagonisten geschult und gestylt, um beim Zielpublikum den "Nerv" zu treffen. Genau DAS stört mich am Musikbusiness, dieses "für den Markt" produzieren und künstlich erzeugte Charisma.

Lena stellt sich auf die Bühne und macht völlig unkalkuliert "IHR DING". Auch wenn es manchmal an Björk oder Kate Nash erinnert...who cares ?

SIE mag es, und jeder der es auch mag hat´s kapiert...:clap:

momo
10.04.2010, 02:05
@momo...bist DU es ? - Dann grüße Klaus Schulze von mir...weisse bescheid ;)

bin ICH es... ? :hmm: :-D

(und nein, klaus schulze höre ich eher weniger - ich glaube, da habe ich mich bezgl. der "elektronischen instrumentalmusik" etwas missverständlich ausgedrückt - da ist alles von tangerine dream bis deep house, jungle und abstract hiphop mit gemeint. von herbie hancocks orgien am e-piano ganz zu schweigen :D

*

aber ansonsten :respekt: an alle damen und herren hier für Eure gedanken. ich habe beim lesen für mich gemerkt, dass ich meinem eigenen blogsenf gerade nicht sooo viel hinzufügen könnte, mit einer ausnahme vielleicht: manchmal beschleicht mich der eindruck, dass lenas (bisherige) geschichte auch eine neue variation des beliebten themas (oder besser: märchens) "vom-tellerwäscher-zum-millionär" darstellen könnte - wenn ich mir viele hasspostings anschaue, die sie an verschiedenen stellen so erntet, klingt mir da teils so etwas in der art durch wie "die-alte-kann-weder-singen-noch-englisch-noch-tanzen" = leistet also nix und ist dazu auch noch unverschämt. und kriegt kohle für nichts.

*seufz* das ist ein aspekt, dem ich mich eventuell noch mal näher widmen werde.

dann noch zu einigen postings mit ähnlichen aussagen bezgl. authentizität: ich sehe das durchaus nicht so, dass jeder mensch quasi "automatisch" mit dieser - hm, fähigkeit ausgestattet ist. ich betrachte das eher als eine mögliche seins-weise, mit der betonung auf möglich. und ob diese option auch real werden kann, hängt u.a. von vielen sozialen bedingungen ab - und in gesellschaften mit starken konkurrenz- und hierarchieaspekten wie aktuell sind diese bedingungen nun mal nicht die besten, eher im gegenteil. unter anderem zu diesem thema schreibe ich seit jahren im blog, und wie zu lesen, bin ich über meine sozusagen schreibbedingte neugier darüber auch regelrecht über lena gestolpert - mit anfänglicher skepsis eben, weil ich öffentliche personen egal in welchen bereichen in aller regel als masken wahrnehme - schauspieler/-innen. und es gibt nicht wenige, die ihre masken dann nicht mehr loswerden...

(um das für die, die´s grundsätzlich interessiert, dann weiter zu treiben: es existieren sehr wohl menschen, die ganz grundsätzlich und vermutlich ihr ganzes leben lang nur in der art und weise "authentisch" sein können, in dem sie nicht authentisch sind und also ständig simulieren - ein älterer psychiatrischer begriff für diese ist "psychopath" (http://autismuskritik.twoday.net/stories/1648319/); ich bevorzuge inzwischen soziopath, oder eben als-ob-persönlichkeit (http://autismuskritik.twoday.net/stories/1868194/). manifestationen des nichtauthentischen. aber das ist alles hard stuff, und ich vermute, dass das alleine schon interessensbedingt hier nur wenige interessieren dürfte - was übrigens durchaus schade ist. aber für eventuelle weitere diskussionen oder fragen zu diesen speziellen themen würde ich entweder das blog selbst oder aber pn vorschlagen).

soweit dazu,
mo(mo)

juppmartinelli
10.04.2010, 03:27
manchmal beschleicht mich der eindruck, dass lenas (bisherige) geschichte auch eine neue variation des beliebten themas (oder besser: märchens) "vom-tellerwäscher-zum-millionär" darstellen könnte - wenn ich mir viele hasspostings anschaue, die sie an verschiedenen stellen so erntet, klingt mir da teils so etwas in der art durch wie "die-alte-kann-weder-singen-noch-englisch-noch-tanzen" = leistet also nix und ist dazu auch noch unverschämt. und kriegt kohle für nichts.
*seufz* das ist ein aspekt, dem ich mich eventuell noch mal näher widmen werde.

Das scheint mir ein wichtiger Gedanke zu sein - denn der Hass, den LML bei einigen erzeugt, scheint mir genauso erklärungsbedürftig wie die Begeisterung, die sie bei so vielen weckt. Dazu habe ich vor einigen Wochen in den Mordor-... ich meine, USFO-Foren angesichts der ganzen LML-Hasser mal kurz etwas geschrieben. Bitte entschuldigt, wenn ich das hier nochmal einbringe, es passt gut zu Momos Idee:

"Man muss versuchen, die Trolle zu verstehen, auch wenn es schwerfällt. Ich bedauere diese Leute, aber ich kann sie verstehen. Aus der Perspektive eines bestimmten Typ Mensch, der sich das Leben hart erarbeitet, der an Leistungsethik glaubt, an Üben, Schweiß und Handwerk, ist es ganz schwierig zu akzeptieren, dass manchen Menschen die Dinge zufliegen, ohne dass sie sich anzustrengen und das Ganze sonderlich zu ernst zu nehmen scheinen. Da haben wir diese Kandidaten, die haben Instrumente gelernt, ihre Stimmen trainiert, geübt und geackert und sich reingekniet, und sie machen nicht den kleinsten Fehler. Dafür kriegen sie brav Lob und Anerkennung. Dann kommt LML. Das sieht nicht nach Üben und Handwerk aus, sondern nach kreativer Anarchie, nach Lebenslust und herrlichem Unernst. Sie hat keine Ausbildung, singt was und wie sie will, hat keine Atemtechnik, vergisst bei zwei Songs auf offener Bühne den Text und singt irgendeinen anderen Textteil nochmal, muss sich mitten im Singen ständig vor Freude das Lachen verkneifen. Und was passiert? Wird sie zum Üben aufgefordert? Nein. Die Menschen liegen ihr beseelt zu Füßen und lachen nur über diejenigen, die ihr ihre Fehler vorrechnen wollen. Dabei kann man in einem ganz buchstäblichen Sinne sagen, dass LML die Songs nicht "beherrscht", die sie singt. Weil sie sich nämlich gar nicht mit ihnen misst. Es wäre auch falsch zu sagen, dass sie sie sich zu eigen macht. Sie flirtet und spielt mit ihnen, bis die Songs ihr verfallen und mit einem Lächeln freiwillig zu ihr kommen. Aus der Perspektive der Leistungsethiker sieht das dann einfach nach grober Ungerechtigkeit aus. Die anderen beherrschen doch die Technik viel besser!! Was diese Leute vergessen ist, dass man sich nicht nach Leistungskriterien, nach Verdienst oder nach einer Checkliste verliebt. Das ist meines Erachtens letztlich der Unterschied: Leistung vs. Liebe."

lizo
10.04.2010, 04:36
"Man muss versuchen, die Trolle zu verstehen, auch wenn es schwerfällt. Ich bedauere diese Leute, aber ich kann sie verstehen. Aus der Perspektive eines bestimmten Typ Mensch, der sich das Leben hart erarbeitet, der an Leistungsethik glaubt, an Üben, Schweiß und Handwerk, ist es ganz schwierig zu akzeptieren, dass manchen Menschen die Dinge zufliegen, ohne dass sie sich anzustrengen und das Ganze sonderlich zu ernst zu nehmen scheinen. Da haben wir diese Kandidaten, die haben Instrumente gelernt, ihre Stimmen trainiert, geübt und geackert und sich reingekniet, und sie machen nicht den kleinsten Fehler. Dafür kriegen sie brav Lob und Anerkennung. Dann kommt LML. Das sieht nicht nach Üben und Handwerk aus, sondern nach kreativer Anarchie, nach Lebenslust und herrlichem Unernst. Sie hat keine Ausbildung, singt was und wie sie will, hat keine Atemtechnik, vergisst bei zwei Songs auf offener Bühne den Text und singt irgendeinen anderen Textteil nochmal, muss sich mitten im Singen ständig vor Freude das Lachen verkneifen. Und was passiert? Wird sie zum Üben aufgefordert? Nein. Die Menschen liegen ihr beseelt zu Füßen und lachen nur über diejenigen, die ihr ihre Fehler vorrechnen wollen. Dabei kann man in einem ganz buchstäblichen Sinne sagen, dass LML die Songs nicht "beherrscht", die sie singt. Weil sie sich nämlich gar nicht mit ihnen misst. Es wäre auch falsch zu sagen, dass sie sie sich zu eigen macht. Sie flirtet und spielt mit ihnen, bis die Songs ihr verfallen und mit einem Lächeln freiwillig zu ihr kommen. Aus der Perspektive der Leistungsethiker sieht das dann einfach nach grober Ungerechtigkeit aus. Die anderen beherrschen doch die Technik viel besser!! Was diese Leute vergessen ist, dass man sich nicht nach Leistungskriterien, nach Verdienst oder nach einer Checkliste verliebt. Das ist meines Erachtens letztlich der Unterschied: Leistung vs. Liebe."

schöner beitrag :thumbsup:

bfsdasauge
10.04.2010, 09:59
Dem Beitrag von juppmartinelli möchte ich noch einen Gedanken von Erich Fromm hinzufügen. In seinem hervorragenden Werk "Haben oder Sein" hat er den Unterschied zwischen den beiden von juppmartinelli beschriebenen Gegensätzen hervorragend auf den Punkt gebracht.

Sicherheit - Unsicherheit:
"Sich nicht vorwärts zu bewegen, zu bleiben, wo man ist, zu regredieren, kurz, sich auf das zu verlassen, was man hat, ist eine sehr große Versuchung, denn was man hat, kennt man; man fühlt sich darin sicher, man kann sich daran festhalten. Wir haben Angst vor dem Schritt ins Ungewisse, ins Unsichere, und vermeiden ihn deshalb; ... Nur das Alte, Erprobte ist sicher, oder wenigstens scheint es das zu sein. Jeder neue Schritt birgt die Gefahr des Scheiterns, und das ist einer der Gründe, weshalb der Mensch die Freiheit fürchtet."

"Trotz dieser Sicherheit des Habens bewundern wir aber Menschen mit einer Vision von etwas Neuem, die neue Wege bahnen, die den Mut haben voranzuschreiten."

"In der Existenzweise des Seins liegt die einzige Bedrohung meiner Sicherheit in mir selbst: im mangelnden Glauben an das Leben und an meine produktiven Kräfte, in regressiven Tendenzen, in innerer Faulheit, in der Bereitschaft, andere über mein Leben bestimmten zu lassen."

Ich könnte da jetzt das ganze Buch zitieren. Aber im Prinzip läuft es genau auf die Frage "Haben oder Sein?" hinaus...

Sathoan
10.04.2010, 10:54
Aus der Perspektive der Leistungsethiker sieht das dann einfach nach grober Ungerechtigkeit aus. Die anderen beherrschen doch die Technik viel besser!! Was diese Leute vergessen ist, dass man sich nicht nach Leistungskriterien, nach Verdienst oder nach einer Checkliste verliebt. Das ist meines Erachtens letztlich der Unterschied: Leistung vs. Liebe."

Sehr schön ausgedrückt. :D
Nach dem Finale habe ich an anderer Stelle (dazu passend) gelesen:

"Jennifer überzeugt - Lena begeistert."

(M-)ich wählte die Begeisterung. :wub: :sunshine:

sellerie
10.04.2010, 17:37
Ich finde "authentizität" ist der falsche begriff; Lena ist nicht mehr oder weniger authentisch als andere. auch sie setzt sich masken auf, wie jeder andere - nicht nur im showbusiness. das ist aber auch nichts verwerfliches, sondern wichtig, damit sich teilnehmer einer gesellschaft nicht permanent vor den kopf stoßen.(das war jetzt grob und frei nach kant, kann momentan leider keine quelle angeben)

ich denke, lena fasziniert, weil sie so unbeschwert und voller freude an die sache rangegangen ist, weil sie sich getraut hat, sich zu freuen, wenn sie sich gefreut hat und weil sie sich nicht verkrampft hat. lena war nie um eine erklärung verlegen, ist im gegensatz zu ihrer konkurrenz bei interviews immer voll in die offensive gegangen. man hatte den eindruck ihr ansehen zu können, wie sehr sie alles genossen hat. und das ist schön, vorallem aber auch selten.
dem ganzen selbstbewusstsein müssen im umkehrschluss auch viele positive erlebnisse vorausgegangen sein respektive anerkennung ihrer leistungen. sie ist sich sicher trotz allem bewusst, dass sie gut ist, in dem was sie macht. sonst könnte sie nicht mit so einer sicherheit auftreten.

ich entschuldige mich für die tlw. unglückliche formulierung, bin grad nicht im stande das besser zu machen :D
gibt zu späterer stunde/morgen sicherlich noch einen nachtrag

Grombold
10.04.2010, 20:03
Man muss versuchen, die Trolle zu verstehen,... . Aus der Perspektive eines bestimmten Typ Mensch...Das Zitat ist jetzt nur mal ein Beispiel.

Woher wollt ihr wissen, welche Typ Mensch die Trolle sind ? Woher, welcher Typ die Lena-Fans ? Gibts da irgendwelche Untersuchungen ?
Wieviel Trolle gibts überhaupt ? 1000 ? 100 ? 10 ? Vieleicht werden die Trolle von Bild und RTL bezahlt ?
Welcher Schicht gehören die Lena-Fans an ? Oberschicht ? Unterschicht ?

Ich will euch nicht den Spaß verderben, aber im Grunde habt ihr doch nichts in der hohlen Hand.

Karoshi
11.04.2010, 16:29
- wenn ich mir viele hasspostings anschaue, die sie an verschiedenen stellen so erntet, klingt mir da teils so etwas in der art durch wie "die-alte-kann-weder-singen-noch-englisch-noch-tanzen" = leistet also nix und ist dazu auch noch unverschämt. und kriegt kohle für nichts.

Zu dem Schluss kann man vielleicht kommen, wenn man Lena auf Äußerlichkeiten reduziert. Aber wie wir inzwischen wissen, macht auch sie schon seit einiger Zeit Musik. Ausgebildet oder nicht, was solls? Hingabe und Aufwand steckt da auf jeden Fall drin.

Dazu empfehle ich auch Grombolds Ausführungen ab hier (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/showthread.php?p=10044#post10044).


Wenn die nummern durch ihre Interpretation nicht sovieeel besser wie die originale gewesen wären, hätte sie mich nicht vom Hocker gerissen.

Der Fred hier hat es echt in sich. Ich geb jetzt einfach mal 5 Punkte.
Danke @bfsdasauge für die Erich Fromm Zitate! Das bringt eine weitere Dimension rein. Nachdem wir jetzt wissen, dass Lena authentisch ist, dafür die Voraussetzungen erkannt haben (felix hat das so schön als "groß geliebt werden" beschrieben), kommen wir nun zum Spannungsfeld: Selbstvertrauen <-> Das Gannze nicht so wichtig nehmen (wie z.B. das Abi)

Bin gespannt zu sehen, wo die Reise noch hingeht. :Lupe:

ancora
11.04.2010, 17:31
Schon vier Tage alt, aber erst eben entdeckt! Paßt wunderbar, wie ich finde, zu unserer Suche nach dem Einzigartigen, tatsächlich oder vermeintlich, der Lena Meyer-Landrut: http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/showpost.php?p=11612&postcount=9

Vielen Dank, lubitsch für diese scharfsinnig formulierte Beobachtung!

Melanie
11.04.2010, 17:40
Die Hasspostings beziehen sich nicht nur auf den Gesang, sondern auch auf das anstehende Abi. Bei manchen BILD-Kommentaren erkennt man richtig die Lust und den Wunsch einiger Schreiberlinge daran, dass Lena nicht nur Oslo verbaselt, sondern auch ihr Abi.

pLENArium
11.04.2010, 23:12
http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/showpost.php?p=11612&postcount=9

:thumbsup: sehr gut beobachtet, und treffend formuliert :thumbsup:

..sie ist einfach nur süß, total lustig, schaltet das konstruktiv denkende Hirn aus, und das Herz erwärmt sich an Ihren Storyteller-artigen Interpretationen...auch weil sie den Text verstanden hat, und nicht seelenlos herunterleiert.

Und viele Interpreten singen einfach nur ihre Songs nach Schema-F , und kriegen nach "getaner Arbeit" entweder die Zähne gar nicht auseinander, oder sagen im anschließenden Pseudo-Interview den von ihrem Manager vorgefertigten Standardtext auswendig auf...sowas finde ich dann einfach nur zum kotzen, und völlig unauthentisch :hmm:

felix
12.04.2010, 00:38
lena und die authentizität

zitat von sellerie : "-Ich finde "authentizität" ist der falsche begriff; Lena ist nicht mehr oder weniger authentisch als andere. auch sie setzt sich masken auf, wie jeder andere - nicht nur im showbusiness. das ist aber auch nichts verwerfliches, sondern wichtig, damit sich teilnehmer einer gesellschaft nicht permanent vor den kopf stoßen."

mich erschreckt die hoffähigkeit und selbstverständliche akzeptanz, das masken tragen und lügen offenbar für völlig normal gehalten wird. auch ich würde da nicht von verwerflich sprechen, weil man opfern schlecht vorwerfen kann opfer zu sein.

Das erste Lebenszeichen, welches die aufkeimende Seele von sich gibt, ist die Offenbarung der Selbstliebe. Ob Menschenliebe daraus wird oder Selbstsucht, das entscheidet die Erziehung /Peter Rosegger

damit sich die teilnehmer einer gesellschaft nicht permanent vor den kopf stoßen, bedarf es kein verstellen oder masken tragen, sondern menschenliebe und angstfreies, augenhöhe suchendes aufeinander zugehen.
mit dieser fähigkeit und veranlagung werden wir ALLE geboren. wenn man schon als kind erfährt seiner selbst willen geliebt zu werden, wird man auch nicht darauf dressiert erst dann liebe zu erfahren, wenn man funktioniert wie andere es erwarten. verstellen und lügen "lernt" der mensch erst aus unbefriedigter eigenliebe.

Daß wir wieder werden wie Kinder, ist eine unerfüllbare Forderung. Aber wir können zu verhüten versuchen, daß die Kinder so werden wie wir. /Erich Kästner

auszusprechen was man denkt und fühlt, sich nie zu "groß sein" mit einem kind die augehöhe zu suchen, nie "zu klein", vor jedem zu sich stehen zu können. menschen gleichwertig zu betrachten, vor sich selbst ein gutes gewissen haben können, sich die lebenslust nicht zerstört lassen haben, neugierig bleiben, sein herz auf der zunge tragen, sich und jedem anderen gutes gönnen, selbst nichts zu tun, was einen bei anderen stören würde...wozu brauche ich dann vor wem auch immer masken, müsste mich verstellen, sollte ich lügen??

es mag arrogant klingen, aber ich fühle mich vor nichts und niemanden dazu genötigt, nicht auch vor dem der sein zu können, der ich bin. masken tragen oder lügen wär mir viel zu anstrengend, weil ich mir diese lügen dann merken müsste. da greife ich doch lieber auf die wirklichkeit und wahrheit zurück, die ich dann per erinnerung nur abrufen brauche. es sträubt sich in mir tatsächlich alles masken und lügen an mir selbst zu akzeptieren, denn in dem moment wo ich mir soetwas selbst erlaube, darf ich mich über belogen werden auch nicht mehr beschweren.

mir ist lenas art und verhalten völlig vertraut und ich denke da verbindet uns so einiges. sie hat das wichtigste was ein mensch braucht ERHALTEN und kann davon geben. ihr wird es da ähnlich gehen wie mir, der seiner geliebten mutter für immer dankbar sein wird.

sellerie
12.04.2010, 01:49
"masken tragen" und "lügen" sind zwei volkommen unterschiedliche dinge, die hier nicht vermischt werden sollten. in der tat ist es aber so, dass wir uns der jeweiligen situation anpassen, uns eine maske aufsetzen: hast du in der schule mit deinem lehrer geredet, wie mit deinen freunden?
du weißt nicht, was das erste lebenszeichen ist, das eine aufkeimende seele von sich gibt. das mag zwar nett und romantisch klingen, ist aber auch nur eine hoffnung.

lena fasziniert mich tatsächlich auch, weil ich mich mit ihr auf einer wellenlänge sehe - oh wunder! am ende wissen wir beide aber nicht, wie sie wirklich ist, können nur beurteilen, wie sie (im fernsehen) wirkt - den rest projizieren wir nach persönlicher willkür in sie hinein; ich stelle sie mir bspw. weitaus abgeklärter vor (allerdings nicht im negativen sinne), als du es offenbar tust. (: - ist aber auch okay wenn nicht gar gerade das schöne daran.

@grombold: die anzahl der trolle oder die schicht, welcher lenafans angehören, interessieren ja auch gar nicht. anhand der bisher erhaltenen informationen lässt sich dennoch einiges schöpfen, was nicht zwangsläufig weit hergeholt sein muss.

arthurspooner1
12.04.2010, 02:35
was heißt es denn eine Maske zu tragen, heißt es sich zu verstellen, in eine andere Persönlichkeit zu schlüpfen ? Heißt es vielleicht nur, sich an Situationen anzupassen ? Trägt man schon eine Maske, wenn man nicht 100 % seinen Gedanken freien lauf lässt ?

Felix scheint unter Maske tragen zu verstehen, dass man sich verstellt und somit kommt es dem unaufrichtigen, also dem lügen nahe. Sellerie scheint unter Maske tragen was anderes zu verstehen.

Ich finde diese Worthülse Maske tragen, auch eher negativ und würde das nicht mit Lena in verbindung bringen.


in der tat ist es aber so, dass wir uns der jeweiligen situation anpassen, uns eine maske aufsetzen: hast du in der schule mit deinem lehrer geredet, wie mit deinen freunden?



da muss ich glatt an folgendes Kapitel denken,
vielleicht passt das ja hier hin ?! :)

---
Der richtige TON:

Den richtigen Ton zu finden bzw. die richtigen Worte ist gar nicht so leicht. Oft muss die Balance gefunden werden zwischen dem bewahren der Authentizität und dem Taktgefühl, d.h. zu einer guten Kommunikation gehört es zwar die Wahrheit zu sagen aber diese trotzdem mit dem richten Maß an Diplomatie zu paaren. Nimmt jemand kein Blatt vorm Mund hat er zwar ein hohes Maß an Authentizität aber kann so auch leicht andere verletzen und sich unnötig selbstentblößen. Andersrum, wenn die Authentizität fehlt, verkommen Takt und Diplomatie zur Fassade. Schulz von Thun spricht hier von dem „Inneren Team“ , das nie ein Herz und eine Seele ist, da sich immer mehrere innere Stimmen zu Wort melden die unterschiedlicher Meinung sind. Die Schwierigkeit liegt darin diese wahrzunehmen und in kürzester Zeit miteinander abzuwägen.

----

Lenas "inneres Team" leistet wohl ganz wunderbare Arbeit :)


Ich würde es also auch nicht als Maske tragen bezeichnen, wenn man mit einem Lehrer anders spricht als mit seinem besten Freund.

felix
12.04.2010, 16:25
hallo sellerie

"--hast du in der schule mit deinem lehrer geredet, wie mit deinen freunden?"

wenn sie es waren, ja, wenn nicht, dann wie mit feinden. wer oder was für mich eine autorität war, hatte nie etwas mit titeln oder stellung zu tun. spätestens ab der vierten klasse war ich in der ddr-schule rebell.

"du weißt nicht, was das erste lebenszeichen ist, das eine aufkeimende seele von sich gibt. das mag zwar nett und romantisch klingen, ist aber auch nur eine hoffnung."

da irrst du dich. grundsätzlich kommt jeder mensch als egoist zur welt. in unserer gesellschaft sieht man egoismus allerdings als etwas negatives, was völlig unreflektiert ist. JEDER mensch möchte sich in seiner haut wohl fühlen und das hat nichts damit zu tun, das dies auf kosten anderer geschieht. das masken tragen fängt damit an, das ein kind nicht sein darf wie es will, weil es sonst zb. strafe zu fürchten hätte.
das hab ich selbst in meiner familie nie kennen gelernt. der wille und das wohl von uns kindern stand dort immer im absoluten mittelpunkt. ich wurde nicht erzogen, sondern vertrauensvoll großgeliebt. meine masken-weigerung brachte mir den rauswurf aus der ddr-schule, verfolgung der stasi und politische haft, die mit meinem freikauf in den westen endete. mit ein wenig maske hätte ich das alles verhindern können, doch opportunismus, sei es aus not oder vorsatz, war und bleibt mir etwas widerliches.


"-ich stelle sie (lena) mir bspw. weitaus abgeklärter vor (allerdings nicht im negativen sinne), als du es offenbar tust."

wo bitte liest du das ich lena für naiv halte? auch das wird immer gerne verwechselt. menschenliebe und authentische offenheit hat nichts mit naivität oder mangel an schlechten erfahrungen zu tun. auch in punkto menschenkenntnis lass ich mir nichts vormachen und projetziere da nichts.

hallo arthurspooner1

"--Oft muss die Balance gefunden werden zwischen dem bewahren der Authentizität und dem Taktgefühl,.."

taktgefühl verstehe ich nie als masken tragen, sondern als teil der authentizität. sicher verhalte ich mich einem fremden gegenüber anders als einem vertrauten freund, doch würde der fremde in meinem verhalten zu meinem freund keinen widerspruch finden, wär ich kein anderer.
lenas "inneres team" weiss von sich das sie keinem etwas böses will und hat offenbar die erfahrung, das sie um ihrer selbst liebenswert ist. wenn sie zb. auf die frage nach einem freund vom achten mal zwangsverheiratet spricht, ist auch das keine maske sondern die klare ansage, das es niemanden etwas angeht.

sellerie
13.04.2010, 18:09
ja, hier scheinen in der tat verständnisprobleme vorzuliegen; "maske tragen" habe ich synonym für "anpassen" verwendet - ich wollte niemandem unterstellen, verlogen zu sein.

@arthurspooner1: dem textabschnitt stimme ich zu, denke auch, dass lena ebendies gut gelingt.

@felix: wären alle kinder einer schulklasse rebellen, dann hätte der lehrer allerdings arge probleme seinen unterricht durchzuziehen.
wenn jeder mensch von geburt an rein ist, jedem nur gutes möchte, wie kann es dann innerhalb einer gesellschaft, die nur aus liebenden individuen besteht, zu neid, hass o.ä. kommen? was ist überhaupt "gut" - jemand der einem anderen nur das beste will, kann selbem auch zur last fallen.

ich wollte dir nicht unterstellen, lena als naiv einzuschätzen. du kannst dir aber trotzdem kein klares bild von der richtigen lena machen, weil du sie nur für bruchteile ihres lebens in fernsehshows gesehen hast - es sei denn du kennst sie persönlich.

taktgefühl bezeichnet die disziplin, abwägen zu können, wie weit man authentisch sein darf. niemand würde, zum essen eingeladen, behaupten, dass es nicht geschmeckt habe, obwohl es wirklich nicht geschmeckt hat. das ist dann zwar in diesem sinne nicht authentisch (schließlich würde die person - krass ausgedrückt - lügen) aber sicherlich die beste lösung für alle beteiligten. mit einem angemessenen maß an taktgefühl ließen sich vielleicht konstruktive verbesserungsvorschlage anbringen, ohne den gastgebenden zu kränken.



woher eigentlich die feststellung, lena sei eine so überaus liebende person, die keinem etwas böses und jedem nur das beste wollte? ich denke, das trifft ohnehin auf beinahe jeden menschen zu und ist nicht unbedingt die eigenschaft, die ihre person auszeichnet.
"das lächeln eines anderen" macht so ziemlich jeden glücklich, allerdings sind sich vermutlich die wenigsten dessen bewusst.
was lässt aber darauf schließen, dass lena ganz besonders liebend ist?

Karoshi
13.04.2010, 19:40
ja, hier scheinen in der tat verständnisprobleme vorzuliegen; "maske tragen" habe ich synonym für "anpassen" verwendet - ich wollte niemandem unterstellen, verlogen zu sein.

Kann es sein, dass wir hier über den berühmten "Stock im Arsch" diskutieren?
Wenn man sich so umhört, auch hier im Lande, dann sind die Deutschen ja nicht gerade als die spontansten und lebenslustigsten Menschen bekannt. Eher hört man da Attribute wie diszipliniert, ordnungslieben etc.

Wenn ich jetzt mal aus psychologischer Sicht draufschaue, dann wird mir schnell klar, dass ein Mensch der sich oft anpasst bzw. viele Masken trägt, so klein sie auch sein mögen, sich regelmäßig selbst kontrollieren muss, ob er nicht aus der Rolle fällt. Und sei es nur die Rolle des höflichen Gastes, der zum Abendessen eingeladen ist.
Das eine solche Kontrolle ab einem gewissen Maß jegliche Spontanität und eben auch Authentizität erstickt ist dann die Folge. Und je mehr man diese Masken trägt, desto unsicherer wird man auch, desto geringer wird des Selbstbewusstsein. Man erfährt ja ständig an sich selbst, dass man seine Impulse kontrollieren und im Griff haben muss. Also kann ja mit einem auch irgendwie was nicht stimmen.

Um jetzt vor einem Millionenpublikum trotzdem man selbst sein, und eine derartige Freude und "Abwesenheit von Versagensangst" haben zu können, folgt daher im Umkehrschluss, dass ein sehr geringes Maß an Masken aufgetragen wird. Dass sieht man bei Lena ganz gut am WD Auftritt, aber auch wieder bei VSS, wo sie von Cantz, nach den Ausführungen vom Gedankenmanipulator gefragt wird, ob sie das alles verstanden habe und wiedergeben könnte, und sie einfach sagt: "Keinen Bock"!

Jetzt könnte man natürlich meine, dass eine Person die so ist/lebt, ständig anecken muss und viel Ablehung erfährt, aber:

taktgefühl verstehe ich nie als masken tragen, sondern als teil der authentizität. [...] lenas "inneres team" weiss von sich das sie keinem etwas böses will und hat offenbar die erfahrung, das sie um ihrer selbst liebenswert ist.

Das bedeutet für mich, das Lena komplett mit sich selbst im Reinen ist. Wenn ihr was nicht passt, lässt sie's kurz raus, würde aber wegen Kleinigkeiten auch nicht einen dauerhaften Groll gegen jemanden hegen. Sie ist auch nicht krampfhaft bemüht, sich ins Team zu integrieren, sie baut einfach von sich aus mit allen Menschen um sie herum ein Team auf, weil sie das intuitiv so für richtig hält. Ich vermute auch, dass daher ihre Begeisterung für Taizé kommt.

Wenn ich also Kommentare lese, dass jemand Lena für schnippisch oder arrogant hält, dann muss ich davon ausgehen, dass dieser jemand solche Masken trägt, und deswegen in Situationen, die ihm unangenehm sind, schon mal eine Kröte schluckt, um den Schein zu wahren. Wenn das zutrifft, dann sind dies eben die Neider, die gegen Lena wettern, weil sie unterbewusst merken, dass sie Lenas Lebensfreude gerne hätten, sich selbst dabei aber im Wege stehen.

Besonders interessant finde ich in dem Zusammenhang die Antwort, die Lena auf folgende Frage geben hat:

Man brauch ein enormes Selbstvertrauen um anders zu ticken, als die Allgemeinheit. Wo holst du denn diese Kraft her?
Weil das eine sehr ernste Frage ist, hab ich jetzt überlegt, ob ich darauf ernst antworten kann. Kann ich aber nicht. Keine Ahnung, das weiß ich nicht. Das ist halt meine Person. Weiß ich nicht. Komische Frage!

(Im Original hier ab 6:11 (http://www.unser-star-fuer-oslo.de/videos/player/index.html?contentId=62003&initialTab=related))

sellerie
13.04.2010, 20:51
dein umkehrschluss geht nicht auf: ich glaube sehr selbstbewusst zu sein und passe mich trotzdem meinem umfeld an - da haben alle etwas davon. lena macht das auch so, indem sie bspw. angibt, ihr würde satellite ebenso gefallen wie love me. trotz ihres gesichtsausdruck beim wahlergebnis, trotz der tatsache dass sie an love me mitgearbeitet hat.
aber das ist auch völlig richtig so; warum sollte sie denn auch wild gegen satellite wettern, wenn sie dem titel möglicherweise trotzdem etwas abgewinnen kann, da hätte niemand etwas von.

kommen wir mal von den masken weg und reden von anpassen. von dem, was ich ursprünglich mit den masken ausdrücken wollte: jemand, der sich anpasst hat größere soziale kompetenzen, als ein mensch, der das nicht tut. kein doktorand würde mit einem kind reden wie mit gleichgesinnten. das hätte doch auch gar keinen sinn! sollte der doktorand das kind mit fremdworten zuschaufeln, die es nicht versteht, um die eigene "authentizität" zu wahren?

"anpassen" bedeutet wohlgemerkt nicht, sich zu fügen. ich persönlich kann mich der jeweiligen situation anpassen und dennoch sagen, was mir an derselben nicht gefällt. aber in angemessenem umfang. lena hat nunmal den dreh raus und weiß, wie weit sie sich aus dem fenster lehnen kann, ohne dafür quasi zur rechenschaft gezogen zu werden. das macht sie (für mich) symphatisch. "anpassen" muss klar von "nach dem mund reden" getrennt werden.

außerdem denke ich, dass die abwesenheiheit von versagensangst nicht aus ihrer "echtheit" resultiert (den schluss verstehe ich nicht) sondern, wie du auch sagtest, daher, dass sie mit sich im reinen ist. das ist aber nocheinmal eine ganz andere geschichte und muss nicht unmittelbar mit ihrer "authentizität" in verbindung stehen.

wie "wir deutschen" im ausland von anderen vorurteilbehafteten angesehen werden, ist mir persönlich egal. ich habe auch keinen stock im arsch; es ist einfach wichtig die wesentlichen begrifflichkeiten zu klären, bevor man auf stammtischniveau irgendwelche schwammigen halbwahrheiten rumposaunt. um ehrlich zu sein fasziniert mich lena einfach und ich bin wirklich an einem erkenntnisgewinn interessiert und nicht daran, vor fremden leuten von ihr zu schwärmen. dafür ist mir meine zeit zu schade. ich habe gehofft in diesem forum auch auf menschen zu treffen (gerade weil offenbar auch leute jenseits der 18 und mit lebenserfahrung gesegnet von ihr begeistert zu sein scheinen) die das ähnlich sehen.

kofferberti
13.04.2010, 20:58
gone

felix
14.04.2010, 01:51
hallo sellerie

"--@felix: wären alle kinder einer schulklasse rebellen, dann hätte der lehrer allerdings arge probleme seinen unterricht durchzuziehen."

hätte es uns rebellen in diesem scheiß system nicht gegeben, gäb es die ddr und den schiessbefehl vermutlich immer noch.

"--wenn jeder mensch von geburt an rein ist, jedem nur gutes möchte,.."

wo willst du das gelesen haben? er will erst mal SICH gutes, und ist dabei vollständig auf seinen nächsten und dessen führsorge und liebe, allein seiner selbst willen und bloßen existenz wegen angewiesen. wäre das leistungsprinzip dafür ausschlaggebend, gäb es keinen grund zur fürsorge.

"--wie kann es dann innerhalb einer gesellschaft, die nur aus liebenden individuen besteht, zu neid, hass o.ä. kommen?"

würde es nicht. wenn unsere familie auch nur eine kleine gesellschaft war die nur aus liebenden bestand, liess diese liebe einfach keinen platz für hass und neid. gerechtigkeit blieb immer eine verlässliche und für alle gültige grundlage, die ihre richtigkeit in sich selbst beweisen musste. so wurde es mir zb. zu einem schlüsselerlebnis, dass meine mich über alles liebende mutter meine vermeintlichen feinde vor mir verteidigte. diese hatten mich verletzt und auch für mich bot sich hass als eine adäquate reaktion. das diese kinder selbst längst verletzte waren und deren treten wollen gar nicht gegen mich ging, sondern "nur" eine hilflos-reaktion von selbst getreten werden war, liess mich die ganze situation mit völlig anderen augen sehen. aus hass wurde mitleid und deren treten wollen machte mir keine angst mehr.
das zweite schlüsselerlebnis war die promte bestätigung. da ich weder angst noch hass fühlte, sondern tatsächlich mitleid, kam eines tages der von allen gefürchtete oberschläger auf mich zu. ich war damals etwa elf und werde es nie vergessen, wie dieser vierzehnjährige "schläger" heulend in meinem schoß lag und mir erzählte, das er ständig zuhause verprügelt wird.

hass ist die extremste form der unbefriedigten sehnsucht nach liebe.
wenn einem bedingungslose liebe um seiner selbstwillen geschenkt wird, lernt man den neid höchstens von anderen kennen. "boah felix, hast du ne schaue mutter", hörte ich schon von den aller ersten freunden die ich mit nach hause brachte. ich wusste das und liebte sie dafür. um was sollte ich andere beneiden? ich lernte mitfreuen als etwas viel befriedigenderes, mitgefühl als etwas menschenwürdiges.

"--was ist überhaupt "gut" - jemand der einem anderen nur das beste will, kann selbem auch zur last fallen."

wobei nicht in jedem fall das zur last fallen etwas schlechtes bedeuten muss. gehen wir von dem verbindlichen selbsterhaltungstrieb des menschen aus, ist alles für jeden einzelnen gut was dem förderlich ist. ein soziales zusammen bietet sich also geradezu an. so sehr du dich als einzelner auch anstrengen magst, wirst du im leben alleine nie ein hochhaus hochziehen können. zusammen ist es nur eine frage der koordination, kompetenz und aufgabenverteilung.

"--du kannst dir aber trotzdem kein klares bild von der richtigen lena machen, weil du sie nur für bruchteile ihres lebens in fernsehshows gesehen hast - es sei denn du kennst sie persönlich."

ich kenne nur "die richtige" lena, selbst wenn es nur aus dem wenigen ist das man von ihr erfahren konnte. da vertraue ich nicht zuletzt auch denen, die lena schon lange und privat kennen. von denen wird dir jeder bestätigen, das man sie genau so und nicht anders kennt, wie sie sich auch öffentlich gibt.

"--taktgefühl bezeichnet die disziplin, abwägen zu können, wie weit man authentisch sein darf."

darf ? nach welchen kriterien? taktgefühl sollte die reflektion in die situation des anderen sein, ob man sich so behandelt sehen wollte, wie man es sich mit dem anderen erlaubt. wenn mir gerade nach witze machen ist, setze ich mir keine maske auf, die nun nicht ausgerechnet einem trauernden erzählen zu wollen.
wenn ich mir wohlwollen und frieden von meinem nächsten wünsche, sollte ich auch selbst damit anfangen.

"--niemand würde, zum essen eingeladen, behaupten, dass es nicht geschmeckt habe, obwohl es wirklich nicht geschmeckt hat."

nimm mir nicht übel wenn mir dafür dann nur ein begriff einfällt..smaltalk-bekanntschaften. wenn ich mein gegenüber wirklich ernst nehme und mag, würde so eine unwahre äusserung wie eine lüge zwischen uns stehen. ich erwarte ehrlichkeit und komm gar nicht auf die idee soetwas dann zu behaupten. ich würde in so einem fall meinerseits um verständnis bitten. man sollte mir glauben das ich mich über die einladung weiter freue, auch wenn mir das essen dann nicht schmeckt.
ehrlichkeit kann nur dann kränkend sein, wenn sie es ist. wenn einem beim anblick eines behinderten gedanken wie krüppel in den sinn kommen, ist es auch egal ob man sie ausspricht, das kränkende sind schon solche gedanken. dann aber besonders nett zu tun, das nenne ich dann maske.

"--woher eigentlich die feststellung, lena sei eine so überaus liebende person, die keinem etwas böses und jedem nur das beste wollte?"

auch das ist in ihren eigenen äusserungen und verhalten von ihr selbst zu erfahren. sie ist eine "überaus lebensliebende person", neugierig auf menschen, auf kultur, auf was da kommt. sie liess sich zb. auch nicht vor den hetz-karren spannen, für die dsds-kandidaten verachtung zu äussern. vor allem aber erhofft sie sich mit ihrer musik den menschen "eine minute" freude bringen zu können. auch ihr verhalten mit jedem augenhöhe zu suchen und sie erst mal als mensch, nicht als "star" oder "v.i.p" zu betrachten, sagt sehr viel über ihre grundeinstellung.

"--"das lächeln eines anderen" macht so ziemlich jeden glücklich,.."

von koch bis merkel, mir fallen spontan sooo viele ein, auf die das ganz sicher nicht zutrifft.
authentizität kann man tatsächlich nicht spielen, denn dafür bleibt schlicht keine zeit. man denkt und spricht und verhält sich zum selben zeitpunkt und ist mit allen sinnen im jetzt. wenn man dann lächelt, strahlt man dieses lächeln, überhaupt gefühle und gedanken, über die ganze körpersprache aus.
es ist sicher auch eine frage des selbstbewusstseins, aber ich selbst habe mit meiner mir selbstverständlichen authentizität regelrecht entwaffnende erfahrungen. vor allem kinder schätzen das an mir, weil das die sprache ist die sie noch sprechen.
weil ich die auch bei lena sehe, fällt es mir nicht sehr schwer darauf zu spekulieren, das auch sie sich diese sprache und ihr verstellungsloses sein erhalten durfte. das lena sehr viel liebe erfahren durfte und sie mit ihrer mama ein sehr enges band verbindet, erlebt man regelrecht. sie "verschenkt" ihre eigene lebensfreude, was mir eben auch nichts fremdes ist.

die frage nach der besonderheit von lena...die beantwortet der hype zurecht.

LDericher
14.04.2010, 02:14
Heiliger Strohsack! Ihr schreibt mehr als man lesen kann... Normal müsst man mal alle Threads ausdrucken und zum Einschlafen lesen... :)

felix
14.04.2010, 02:23
hi Karoshi

wenn man nun auch dich fragen wollte, woher willst du das denn alles von ihr wissen, möchte ich darauf antworten...das hat sowohl etwas mit menschen-kenntnis, als auch mit menschenliebe zu tun.
in "fremden" kulturen wurde es mir am deutlichsten, das der mensch sich in der wichtigsten sprache nicht voneinander unterscheidet.

solange uns menschlichkeit miteinander verbindet, ist das trennende nicht wichtig.

felix
14.04.2010, 02:57
sorry LDer, kann ja nicht nur reimen ;-)

hi sellerie

"...trotz ihres gesichtsausdruck beim wahlergebnis, trotz der tatsache dass sie an love me mitgearbeitet hat."

guck, und "uns" unterstellst du spekulation und fehlinterpretation? das ihr gesicht DEINE erwartungen hineininterpretiert, das schliesst du mal eben aus? dir scheint es nahheliegender, das man da eben zweckmäßig schleimt?
sorry, aber du verkennst da einfach das vereinigende, das authentischen menschen FÜR SICH SELBST widerlich ist..man möchte nicht beschleimt werden und fände das auch anderen gegenüber ätzend. man verhält sich nicht für andere, sondern auf augenhöhe mit ihnen zusammen. wäre der gesichtsausdruck wegen der songwahl gewesen, hätte sie auch bei einer befragung dazu gestanden.

"--jemand, der sich anpasst hat größere soziale kompetenzen, als ein mensch, der das nicht tut."

das gilt doch ausschliesslich für ein in sich schon gut funktionierendem sozialem miteinander, sonst wird mich gar nichts daran reitzen, mich dem anpassen zu wollen. das aber darfst du mit der lupe suchen, so das sich gerade eben mein dem nicht anpassen sehr oft als die wirkliche soziale kompetenz erweist.

"--kein doktorand würde mit einem kind reden wie mit gleichgesinnten."

je weiser ein mensch ist, um so mehr erkennt er in der würde jedes kindes den gleichgesinnten.

"--es ist einfach wichtig die wesentlichen begrifflichkeiten zu klären, bevor man auf stammtischniveau irgendwelche schwammigen halbwahrheiten rumposaunt."

sorry, aber das nenne ich projektion.

Karoshi
14.04.2010, 03:48
Hallo sellerie, auf den ersten Teil Deines Postings gehe ich nicht mehr ein, da felix das schon besser beantwortet hat, als ich es könnte. Das ist auch keineswegs abwertend gemeint, ich schätze deinen Input hier sehr! Bitte bleib weiterhin so offen und ehrlich! Du bist hiermit zum Widerspruch aufgefordert!


"anpassen" muss klar von "nach dem mund reden" getrennt werden.

Absolut! Aber ich behaupte, dass es für viele Kinder schwer ist, da die Grenze zu definieren, wenn sie sie nicht für sich selbst austesten dürfen, sondern durch relativ schwammige Regeln von außen aufoktroyiert bekommen. (Stichwort Doublebind)


außerdem denke ich, dass die abwesenheiheit von versagensangst nicht aus ihrer "echtheit" resultiert (den schluss verstehe ich nicht) sondern, wie du auch sagtest, daher, dass sie mit sich im reinen ist. das ist aber nocheinmal eine ganz andere geschichte und muss nicht unmittelbar mit ihrer "authentizität" in verbindung stehen.

Die "Abwesenheit von Versagensangst" ist meine Übersetzung von Selbstvertrauen ins Deutsch der Gefühle! Die direkte Vebindung zur Authentizität rührt aus dem auf viele Kindern ausgeübten Zwang, sich gemeinschaftskonform geben zu müssen. Klar kann man argumentieren, dass dies vieles einfacher macht, ja sogar Türen öffnet, aber es dient niemals der "Selbstentfaltung"! Du darfst nicht sein, wer Du bist, denn das könnte zum Sozialversagen führen!


wie "wir deutschen" im ausland von anderen vorurteilbehafteten angesehen werden, ist mir persönlich egal.

Das klingt vielleicht jetzt hart, ist aber nicht so gemeint: "Es sollte dir nicht egal sein, wie die Deutschen im Ausland gesehen werden" Ich hätte mir vor 5 Jahren niemals ausmalen können, einen solchen Satz zu schreiben, aber wir sind nun mal, wer wir sind, und sich auf eine Heimat beziehen zu können, hilft jedem Menschen, sich selbst zu finden!

felix
14.04.2010, 18:26
die abwesenheit von versagensangst steht im unmittelbaren zusammenhang zum eigenen menschenbild, das selbst nicht bereit wäre jemanden für "versagen" zu verachten.
sicher ist es lena nicht egal was man über sie denkt, aber sie ist sich selbstsicher genug keinen anlass zu bieten, schlecht über sie denken zu müssen.

Mit sich selbst in Frieden leben, ist wohl das höchste Glück auf Erden. (Matthias Claudius)

Es gibt nur ein Anzeichen
für Weisheit:
gute Laune,
die anhält.(Arabisches Sprichwort

JohannesB
14.04.2010, 18:38
Da wir schonmal am zitieren sind:
"Heiterkeit ist weder Tändelei, noch Selbstgefälligkeit, sie ist höchste Erkenntnis und Liebe,
ist Bejahen aller Wirklichkeit, Wachsein am Rand aller Tiefen und Abgründe.
Sie ist das Geheimnis des Schönen und die eigentliche Substanz jeder Kunst."
Herrmann Hesse

sellerie
15.04.2010, 00:47
"hätte es uns rebellen in diesem scheiß system nicht gegeben, gäb es die ddr und den schiessbefehl vermutlich immer noch. "

rebellion politisch eingesetzt mag ein machtwerzeug sein, rebellion aus prinzip ist das aber weniger. aber das war eigentlich ja auch nicht diskussionsgegenstand.


"wo willst du das gelesen haben? er will erst mal SICH gutes, und ist dabei vollständig auf seinen nächsten und dessen führsorge und liebe, allein seiner selbst willen und bloßen existenz wegen angewiesen. wäre das leistungsprinzip dafür ausschlaggebend, gäb es keinen grund zur fürsorge. "

okay, da scheine ich dich falsch verstanden zu haben: die aussage unterschreibe ich mit der ergänzung, dass der mensch auch egoistisch bleibt; altruistisches handeln resultiert aus dem positiven gefühl, dass sich bei einem selbst einstellt, hat man anderen geholfen.


"ich kenne nur "die richtige" lena, selbst wenn es nur aus dem wenigen ist das man von ihr erfahren konnte. da vertraue ich nicht zuletzt auch denen, die lena schon lange und privat kennen. von denen wird dir jeder bestätigen, das man sie genau so und nicht anders kennt, wie sie sich auch öffentlich gibt. "

du kannst trotzdem nicht über eine person urteilen, von der du selbst nur interviews gesehen / gelesen hast. auch wenn sich daraus viel info ziehen lässt - ein mensch ist zu tiefgründig und zu vielseitig, alsdass er mit ein paar aussagen abgebildet werden könnte. wir haben einige aspekte lenas kennengelernt, können anhand dieser bruchstücke aber keine person konstruieren. zumindest nicht ohne persönliches in sie zu projizieren.


"darf ? nach welchen kriterien? taktgefühl sollte die reflektion in die situation des anderen sein, ob man sich so behandelt sehen wollte, wie man es sich mit dem anderen erlaubt. wenn mir gerade nach witze machen ist, setze ich mir keine maske auf, die nun nicht ausgerechnet einem trauernden erzählen zu wollen.
wenn ich mir wohlwollen und frieden von meinem nächsten wünsche, sollte ich auch selbst damit anfangen."

wie authentisch man sein darf, ohne dass sich das gegenüber auf den schlips getreten fühlt. wer taktgefühl hat, erzählt witze, wenn er es für angebracht hält. es geht nicht darum, auf biegen und brechen die eigenen interessen zu vertreten; wer sich ohne rücksicht auf seine mitmenschen frei auslebt schränkt deren verhalten ebenso ein. es tut der hier so oftmals gepriesenen "authentizität" keinen abbruch, wenn man einen witz nur in situationen erzählt, von denen man denkt, ein witz wäre jetzt auch angemessen. wenn am ende niemand darüber lacht, hat keiner etwas davon, abgesehen von der tatsache, dass die witzemachende person natürlich bahnbrechend authentisch gewesen ist.
verstehst du, was ich sagen will?


"nimm mir nicht übel wenn mir dafür dann nur ein begriff einfällt..smaltalk-bekanntschaften. wenn ich mein gegenüber wirklich ernst nehme und mag, würde so eine unwahre äusserung wie eine lüge zwischen uns stehen. ich erwarte ehrlichkeit und komm gar nicht auf die idee soetwas dann zu behaupten. ich würde in so einem fall meinerseits um verständnis bitten. man sollte mir glauben das ich mich über die einladung weiter freue, auch wenn mir das essen dann nicht schmeckt.
ehrlichkeit kann nur dann kränkend sein, wenn sie es ist. wenn einem beim anblick eines behinderten gedanken wie krüppel in den sinn kommen, ist es auch egal ob man sie ausspricht, das kränkende sind schon solche gedanken. dann aber besonders nett zu tun, das nenne ich dann maske. "

dann gehe einfach mal davon aus, dass du die meisten menschen, die auf dieser welt leben, niemals näher kennenlernen wirst. nicht jeder auf der welt zählt sich zu deinem engsten freundeskreis.
die welt ist nicht so schwarz-weiß, wie du sie malst. als geladener gast solltest du wohlmöglich beim beurteilen des servierten essens den fokus auf die sachen legen, die geschmeckt haben, sachen, die nicht deinem geschmack entsprachen, beiläufig erwähnen, möglicherweise mit verbesserungsvorschlägen - einfach weil du schon allein die tatsache schätzt, dass du eingeladen wurdest. ist es dann nicht unfair dem gastgeber ein schlechtes gewissen zu machen, nur weil du unbedingt authentisch sein willst?
es geht gar nicht ums lügen - die wahrheit lässt sich aber entsprechend der situation angemessen verpacken und ausdrücken (und die intention des lobenden muss damit auch nicht zwangsläufig sein, sich einschleimen zu wollen). das ist das, worauf es ankommt. lena ist sehr gut im verpacken.


"auch das ist in ihren eigenen äusserungen und verhalten von ihr selbst zu erfahren. sie ist eine "überaus lebensliebende person", neugierig auf menschen, auf kultur, auf was da kommt. sie liess sich zb. auch nicht vor den hetz-karren spannen, für die dsds-kandidaten verachtung zu äussern. vor allem aber erhofft sie sich mit ihrer musik den menschen "eine minute" freude bringen zu können. auch ihr verhalten mit jedem augenhöhe zu suchen und sie erst mal als mensch, nicht als "star" oder "v.i.p" zu betrachten, sagt sehr viel über ihre grundeinstellung. "

ja, da hast du recht. das war noch auf oben genanntes missverständnis zurückzuführen, da ich annahm, du hättest ihr unterstellt ein sich sehr kümmernder mensch zu sein.

ich denke auch nicht, dass man authentizität spielen kann - wäre ja auch ein paradoxon. habe nie anderes behauptet und wollte lena ihre "authentizität" auch gar nicht absprechen, sondern näher beleuchten, um was es sich dabei eigentlich genau handelt..

ich denke aber doch, dass auch eine merkel ein fremdes lächeln glücklich macht. was gibt es schöneres als zeit mit anderen glücklichen menschen zu verbringen? ich kann mir beim besten willen nicht vorstellen, dass es tatsächlich menschen gibt, auf die die glückseeligkeit dann nicht auch abfärbt. es ist aber sicher auch oftmals auf erfahrungswerte zurückzuführen, weshalb solche dinge vielen nicht bewusst sind.


"guck, und "uns" unterstellst du spekulation und fehlinterpretation? das ihr gesicht DEINE erwartungen hineininterpretiert, das schliesst du mal eben aus? dir scheint es nahheliegender, das man da eben zweckmäßig schleimt?
sorry, aber du verkennst da einfach das vereinigende, das authentischen menschen FÜR SICH SELBST widerlich ist..man möchte nicht beschleimt werden und fände das auch anderen gegenüber ätzend. man verhält sich nicht für andere, sondern auf augenhöhe mit ihnen zusammen. wäre der gesichtsausdruck wegen der songwahl gewesen, hätte sie auch bei einer befragung dazu gestanden."

ich hab mir gedacht, wenn du behauptest sie einschätzen zu können, dann kann ich das auch ;D

ich kann nur erneut auf deine schwarz-/weiß-malerei hinweisen: ich habe nicht geschrieben, dass ihr satellite warscheinlich überhaupt nicht gefallen hat, sondern dass ihr satellite möglicherweise nicht so gut gefallen hat. wenn sie im anschließenden interview behauptet, alle drei songs haben ihr gefallen, dann ist das also trotzdem richtig und kein widerspruch in sich. das hat auch nichts mit schleimen zu tun: wie würdest du dir als fan vorkommen, wenn du wüsstest, das dein "star" unzufrieden ist, mit der wahl, die du für ihn getroffen hast. warum sollte lena das wollen?


"das gilt doch ausschliesslich für ein in sich schon gut funktionierendem sozialem miteinander, sonst wird mich gar nichts daran reitzen, mich dem anpassen zu wollen. das aber darfst du mit der lupe suchen, so das sich gerade eben mein dem nicht anpassen sehr oft als die wirkliche soziale kompetenz erweist. "

den absatz habe ich nicht ganz verstanden.
funktionierende soziale systeme findest du aber in allen unterschiedlichsten schichten und ausführungen. dinierst du in einer "gehobenen gesellschaft" solltest du dich ihrem "verhaltenskodex" unterwerfen, zumindest die grundlegensten regeln im knigge befolgen, wenn die anderen gäste diesen umgang gewohnt sind - so blöd du und ich das auch finden mögen - um ihnen damit zu zeigen, dass du ihr verhalten akzeptierst und achtest.


"je weiser ein mensch ist, um so mehr erkennt er in der würde jedes kindes den gleichgesinnten. "

ja schön, kann sein. trotzdem redet er mit anderem vokabular - es ging mir nicht um würde oder dergleichen, sondern um kommunikationsprobleme, die sonst entstehen würden.

"sorry, aber das nenne ich projektion. "

wie meinst du?


"Die "Abwesenheit von Versagensangst" ist meine Übersetzung von Selbstvertrauen ins Deutsch der Gefühle! Die direkte Vebindung zur Authentizität rührt aus dem auf viele Kindern ausgeübten Zwang, sich gemeinschaftskonform geben zu müssen. Klar kann man argumentieren, dass dies vieles einfacher macht, ja sogar Türen öffnet, aber es dient niemals der "Selbstentfaltung"! Du darfst nicht sein, wer Du bist, denn das könnte zum Sozialversagen führen!"

genau. vielmehr sollte es gelten, zu erkennen, wie man ist - bspw. wird es die selbstentfaltung nur marginal bis gar nicht hemmen, wenn man als teilnehmer einer gesellschaft die gängigen umgangsformen annimmt. man darf sich nicht verstellen, anpassen ist aber in ordnung, impliziert ja schon eine selbstentfaltung, die im vorfeld stattgefunden haben muss. (sonst wäre ein nachträgliches anpassen ja nicht vonnöten)
du kannst für die selben ideale wie vorher einstehen, auch wenn du sie in floskeln ausdrückst, die gerade deinem umfeld entsprechen.
lena hat irgendwann mal gesagt, sie versuche immer für gute laune zu sorgen, wenn sie irgendwo auftauche - wenn das kein bewusstes anpassen ist, dann weiß ich auch nicht.

"Das klingt vielleicht jetzt hart, ist aber nicht so gemeint: "Es sollte dir nicht egal sein, wie die Deutschen im Ausland gesehen werden" Ich hätte mir vor 5 Jahren niemals ausmalen können, einen solchen Satz zu schreiben, aber wir sind nun mal, wer wir sind, und sich auf eine Heimat beziehen zu können, hilft jedem Menschen, sich selbst zu finden! "

auch da hast du recht. politisch betrachtet ist mir das natürlich nicht egal (obwohl wir umfragen nach sehr viel besser dastehen, als wir uns selbst oft eingestehen, quelle suche ich bei bedarf). wenn ich aber als tourist in einem fremden land grundlos schief angeschaut werde, ist mir das herrlich egal, schließlich treffen die attribute "ordnungsliebend" und "diszipliniert" (leider) gar nicht auf mich zu - spätestens nach einem kurzen wortwechsel sollten diese vorurteile aus der welt sein. allerdings hat nunmal jeder seine schwächen und auch wenn es für westeuropäer größtenteils als selbstverständliche erkenntnis erscheint, nicht in rassistischen schubladen zu denken, so gibt es nunmal kulturen, in denen das noch nicht so ist. das kann ich den leuten im vorfeld aber nicht übel nehmen; warum sollte ich mich folglich darüber ärgern? ..blabla - so, um jetzt nochmal zur pointe zu kommen: ja, man sollte sich auf seine heimat beziehen können, hat sie doch immer einen einfluss auf dich selbst, darf den allgemein vorherrschenden klischees dabei aber keinen glauben schenken.


oha, ich hoffe das war jetzt noch verständlich. ich habe heute schon wieder so einen anti-schreib-tag, käme voraussichtlich die nächsten tage aber sonst nicht zu einer antwort und würde ungern, dass die diskussion vorzeitig abbricht.

der spruch von hermann hesse ist super!

felix
15.04.2010, 04:44
hallo sellerie

von rebellion aus prinzip war ebenfalls nie die rede, sondern davon, ein anpassen als soziale kompetenz zu bezeichnen.

dass der mensch auch egoistisch bleibt, möchte ich voll unterstreichen. der begriff hat in unserer gesellschaft nur einen sehr verlogenen und negativen stellenwert. wie an anderer stelle schon gesagt, hat das bedürfnis auch sich selbst wohlwollend zu sein, nicht im geringsten damit zu tun, dieses auf kosten des wohls anderer zu wollen oder zu akzeptieren. das eigene gewissen ist der wertvollste schatz eines bekennenden authentischen "egoisten", denn eben weil ich auch jedem anderen sein glück gönne, und niemanden mit meinem glücklich sein wollen gefahr bin, kann ich mich ohne "versagensängste" und mit gutem gewissen jedem empfehlen.

"--altruistisches handeln resultiert aus dem positiven gefühl, dass sich bei einem selbst einstellt, hat man anderen geholfen."

..womit es wieder egoistisch ist, ohne damit im geringsten zu schaden.
altruistisches handeln kann aber noch einer völlig anderen motivation zu grunde liegen, und zwar aus dem gefühl heraus das zurück zu geben, was man selbst so wunderbar erfahren durfte.

vor einigen jahren kam mal ein junger mann auf mich zu, der mir selbst nicht aufgefallen war. wir saßen zuvor in einer größeren runde in der türkei am strand, und ich war mal wieder mit spass am diskutieren. er lächelte mich freundlich an und sagte, das er mich eine ganze weile beobachtet hätte. er drückte mich mit den worten.. du hattest ganz sicher eine sehr liebevolle kindheit, lächelte noch mal, sagte.. ich auch..und wir haben uns dann nie wieder getroffen.

um da auf lena zurück zu kommen, wäre das heute genau das gewesen, was auch ich ihr bei einem erleben und kennen lernen spontan so sagen wollte. mich hatte das damals sehr berührt und wir wussten beide ohne weitere worte, was gemeint ist und was uns da verbindet. großgeliebte menschen sind trauriger weise etwas sehr seltenes, das war mir selbst in meiner kindheit schon voll bewusst.

"--wie authentisch man sein darf, ohne dass sich das gegenüber auf den schlips getreten fühlt."

das ist für mich kein kriterium für authenzität. ich vermeide nur das derjenige von mir grundlos auf den schlips getreten wird, denn das verbitte ich mir von anderen auch bei mir. wenn mir etwas sehr missfällt, dann äussere ich das vor jedem, selbst wenn mir ein ganzer staat verfolgung und strafe androhte. gerechtigkeitssinn ist keine individuelle privatsache, sondern richtet sich nach einer für alle gültigen menschenwürde.

"--wer sich ohne rücksicht auf seine mitmenschen frei auslebt ..."

..kann sich über die rücksichtslosigkeit anderer ihm gegenüber nicht mehr ehrlich beschweren...das eigene gewissen lässt sich nicht betrügen, ohne das man für sich selbst blind wird.

"--wenn man einen witz nur in situationen erzählt, von denen man denkt, ein witz wäre jetzt auch angemessen. wenn am ende niemand darüber lacht, hat keiner etwas davon,.."

die erfahrung eine situation völlig falsch einzuschätzen und das es eher als peinlichkeit im raum steht, statt witzig gewesen zu sein, wird auch da der authenzität hilfreich bleiben, beim nächsten mal evt. einfach die klappe zu halten. hat man aber die erfahrung das man mit dem eigenen humor auch andere immer wieder zum lachen bringt, ist es dann auch kein problem seinen humor auch auf großer bühne nicht zu verlieren.

"--dann gehe einfach mal davon aus, dass du die meisten menschen, die auf dieser welt leben, niemals näher kennenlernen wirst. "

du siehst mich nicht, aber ich schmunzle herzlich vor mich hin, sellerie. genau mit dem durchbrechen dieses oberflächlichen masken-smal-talks, erlaube ich auch meinem gegenüber seine maske abzulegen. ich selbst bin es der in jedem gegenüber zu aller erst mal einen gleichwertigen menschen sieht, ob der nun eine uniform trägt, oder drei jahre alt ist.
die äusserlichkeiten sind lächerlich austauschbar, denn auch "der" ist nur ein "dazu-geborener mensch" wie ich, der versucht mit seinem leben möglichst gut klar zu kommen.

"--nicht jeder auf der welt zählt sich zu deinem engsten freundeskreis."

auch das war so nicht zu lesen oder zu verstehen. ich selbst pflege keinen smaltalk und höflichkeitsfloskeln und habe damit trotzdem sehr gute erfahrungen.

"--die welt ist nicht so schwarz-weiß, wie du sie malst."

das sagst du dem richtigen..hihi. nimm's mir nicht übel, aber deine menschenkenntnis ist gespickt von projizierendem. du mahnst an nicht schwammig zu formulieren und unterstellst stammtischniveau, interpretierst aber nach gut dünken, was gar nicht gesagt und gemeint war.

"--es geht nicht darum, auf biegen und brechen die eigenen interessen zu vertreten."

auch dabei kommt es auf die interessen an. geht es zb. um die menschenwürde, gibt es grundsätzliches was ich weder biegen noch brechen lasse.

"--als geladener gast solltest du wohlmöglich beim beurteilen des servierten essens den fokus auf die sachen legen, die geschmeckt haben, sachen, die nicht deinem geschmack entsprachen, beiläufig erwähnen, möglicherweise mit verbesserungsvorschlägen -"

das fänd ich nun allerdings wieder dreist. nur weil mir evt. etwas nicht schmeckt, heisst es nicht unbedingt das das essen schlecht war. das find ich lecker, das, sorry, schmeckt mir weniger oder gar nicht..phh..wo ist das problem? wenn der gastgeber das gefühl hat das sich soetwas nicht gehörte, sitze ich da sowieso falsch und mach mir aus der affektiertheit einen spass.

"--ist es dann nicht unfair dem gastgeber ein schlechtes gewissen zu machen, nur weil du unbedingt authentisch sein willst? "

unfair wäre ihn aus höflichkeit zu belügen, denn es gäb nicht den geringsten anlass für ein schlechtes gewissen, nur weil mir evt. das essen nicht schmeckt. ICH würde um entschuldigung bitten, das die mühe nicht umsonst war, auch wenn's mir nun nicht schmeckt.
du verstehst das nicht...ICH käme mir vor wie ein lügner wenn ich mir eine maske aufsetze, das tue ich weder mir noch meinem gegenüber an. wer mich einläd soll mich auch meinen. authenzität ist niemanden vorsätzlich verletzen zu wollen, denn das verbitte ich mir auch von jedem anderen. dafür muss man keine masken tragen, sondern ehrlich und offen zu seinem selbst und gut sein stehen.

"--es geht gar nicht ums lügen - die wahrheit lässt sich aber entsprechend der situation angemessen verpacken und ausdrücken".

das meine ich mit augenhöhe suchen. angemessen und situationsbedingt das rüber bringen, wer und wie man tatsächlich ist und was man denkt. ein kind erlebt mich genauso authentisch wie ein erwachsener, nur das ICH mich der augenhöhe dabei anpasse.

"--(und die intention des lobenden muss damit auch nicht zwangsläufig sein, sich einschleimen zu wollen)"

auch das sagte niemand. wer aus kalkül lobt, um zb. auf stimmenfang bei fans zu gehen, auf den träfe einschleimen zu.

"--das ist das, worauf es ankommt. lena ist sehr gut im verpacken."

..und das trifft auf lena eben gar nicht zu. sie ist völlig unbefangen und die "verpackung" mit dem inhalt identisch..gar nicht situations-angepasst, sondern...volle authentizität !

"--ich denke aber doch, dass auch eine merkel ein fremdes lächeln glücklich macht."

schon erstaunlich wie missverständlich du mich liest. MICH würden ein lächeln von einer merkel oder koch unter garantie nicht glücklich machen...es kommt schon immer darauf an wer da lächelt und warum.


"---was gibt es schöneres als....bis...nicht bewusst sind."

wir kommen in punkto menschenkenntnis und erfahrung nicht zusammen, sellerie.


"--wie würdest du dir als fan vorkommen, wenn du wüsstest, das dein "star" unzufrieden ist, mit der wahl, die du für ihn getroffen hast. warum sollte lena das wollen?"

ich vertrau ihr das sie es nicht ist und finde die unzufriedenheit eine unterstellung. wenn sie sagt das ihr alle drei songs gefallen und sie keinen favoriten hatte, dann glaube ich ihr das. sie wollte schon von beginn an die songs singen die ihr auch selbst gefallen...."sonst geh ich wieder".

"--funktionierende soziale systeme findest du aber in allen unterschiedlichsten schichten und ausführungen."

auch da reden wir offensichtlich wieder sehr aneinander vorbei. ich spreche von einem funktionierendem sozialen miteinander und wir sprachen in dem zusammenhang von liebevollen menschen, und warum es trotzdem hass und neid gäbe. wenn unsere gesellschaft dieses funktionierende soziale miteinander verkörperte, gäb es weder unverschämten reichtum, noch ein mio. kinder unter der armutsgrenze...dem hab ich mich sicher nicht kleinlaut anzupassen.

"--dinierst du in einer "gehobenen gesellschaft" solltest du dich ihrem "verhaltenskodex" unterwerfen, zumindest die grundlegensten regeln im knigge befolgen."

du hast wohl nicht sehr viel erfahrungen mit v.i.p.'s, "gehobener gesellschaft", oder die, die sich dafür halten, oder? die "grundlegensten regeln" mich so zu verhalten das ich immer auch dazu stehen kann, befolge ich überall. das "unterwerfen" dürfen da gerne andere übernehmen, ich bin und bleibe ein langhaariger und deshalb doch auch durchaus hoffähiger exot, der sich grundsätzlich nichts und niemanden unterwirft, ausser der eigenen einsicht. man mag mich oder man lässt es.

"--bspw. wird es die selbstentfaltung nur marginal bis gar nicht hemmen, wenn man als teilnehmer einer gesellschaft die gängigen umgangsformen annimmt."

wenn sich diese gängigen umgangsformen im vergleich zu selbstgelebten und erlebten umgangsformen als maskerade und schein entpuppt, hat man selbst etwas zu geben, was eben dann nicht gängig ist. ich weiß zu gut wie wunderbar menschen miteinander umgehen können, um die aus mangel entstandenen makel der gesellschaft auch noch nachahmen zu wollen. ich bin kein aussteiger, ich bin einfach bewusst nie eingestiegen.

"--lena hat irgendwann mal gesagt, sie versuche immer für gute laune zu sorgen, wenn sie irgendwo auftauche - wenn das kein bewusstes anpassen ist, dann weiß ich auch nicht."

hahaha...nee, weisst du auch nicht ;-) das ist ja nun exakt das gegenteil von anpassen, wenn man durch geben selbst die stimmung macht die man fühlt.


"--politisch betrachtet ist mir das natürlich nicht egal (obwohl wir umfragen nach sehr viel besser dastehen, als wir uns selbst oft eingestehen.)

ich schrieb zwar nichts über dieses thema, aber noch mal gut um auf masken tragen und verstellen zurück zu kommen. so gehört es ebenfalls zu meiner authenzität wenn ich zb. in moslemischen ländern keine kurzen hosen trage. gleichzeitig würde ich vor jedem dort zugeben, das in meinem land sehr wohl zu tun. auch die burmesen wussten das ich sicher normaler weise keine röcke trage, es aber eine art achtung vor ihrer kultur ist, das ebenso zu können.
politisch war ich auf der welt noch nie sonderlich stolz auf deutschland, was allerdings unser grundgesetz und unsere verfassung angeht, kenne ich kein besseres land. das ich in deutschland geboren bin und aufwuchs, mag glück sein, aber nichts worauf ich stolz sein könnte. bei der w.m. haben wir klasse gezeigt und selbst mir machte die fussballmeile spass. den fall der mauer haben wir vorzeigbar hinbekommen, darauf bin ich auch persönlich ein wenig stolz.
zuhause kann man sich allerding auf der ganzen welt fühlen. waren meine reisen zu beginn noch eine art kulturschock, war es im endeffekt eben tatsächlich nur die austauschbare kultur, die uns vermeintlich unterscheidet.

MrFalderal
15.04.2010, 06:02
Sehr interessante Diskussion hier! I stand in awe.

Mir ist gerade nur eines (von sellerie) ins Auge gesprungen



auch wenn es für westeuropäer größtenteils als selbstverständliche erkenntnis erscheint, nicht in rassistischen schubladen zu denken, so gibt es nunmal kulturen, in denen das noch nicht so ist.


Ist das bei Osteuropäern anders? sind Westeuropa und "andere Kulturen" nicht auch Schubladen? Fand dieses statement ein bisschen problematisch ;).

felix
15.04.2010, 18:34
"rassistische schubladen" haben die europäer und christen erst über die ganze welt verbreitet und "hoffähig" gemacht. bis auf evt. nord-korea, wächst nun weltweit zusammen was zusammen gehört. alle menschen werden auf der erde geboren und niemandem gehört sie mehr oder weniger.

Hansi
15.04.2010, 20:34
Oh ha, was meinst du mit "hoffähig" gemacht? Also "rassistische Schubladen" gab es ganz sicher auch schon vor dem europäischen Imperialismus. Im besonderen wäre da das Sinozentrische Weltbild der "überlegenen" chinesischen Rasse zu nennen.

sellerie
15.04.2010, 23:30
"von rebellion aus prinzip war ebenfalls nie die rede, sondern davon, ein anpassen als soziale kompetenz zu bezeichnen."

wusste nicht genau, wie ich deine aussage "scheiß system" einschätzen sollte.


"altruistisches handeln kann aber noch einer völlig anderen motivation zu grunde liegen, und zwar aus dem gefühl heraus das zurück zu geben, was man selbst so wunderbar erfahren durfte. "

naja, wenn du das gefühl schätzt, welches sich bei dir einstellt, wenn du anderen zurückgibst, was du vorher erfahren durftest, bleibt der akt egoistisch.


"das ist für mich kein kriterium für authenzität. ich vermeide nur das derjenige von mir grundlos auf den schlips getreten wird, denn das verbitte ich mir von anderen auch bei mir. wenn mir etwas sehr missfällt, dann äussere ich das vor jedem, selbst wenn mir ein ganzer staat verfolgung und strafe androhte. gerechtigkeitssinn ist keine individuelle privatsache, sondern richtet sich nach einer für alle gültigen menschenwürde. "

unter gerechtigkeit versteht jeder mensch etwas anderes. das ist ja das problem, sonst bräuchten wir keine politischen systeme, die das zu regeln versuchen.


"die erfahrung eine situation völlig falsch einzuschätzen und das es eher als peinlichkeit im raum steht, statt witzig gewesen zu sein, wird auch da der authenzität hilfreich bleiben, beim nächsten mal evt. einfach die klappe zu halten. hat man aber die erfahrung das man mit dem eigenen humor auch andere immer wieder zum lachen bringt, ist es dann auch kein problem seinen humor auch auf großer bühne nicht zu verlieren. "

zuvor habe ich dich aber so verstanden, dass das "die klappe halten" dann unauthentisch gewesen wäre. naja, auch schön - so kommen wir immer näher auf einen gemeinsamen nenner.


"du siehst mich nicht, aber ich schmunzle herzlich vor mich hin, sellerie. genau mit dem durchbrechen dieses oberflächlichen masken-smal-talks, erlaube ich auch meinem gegenüber seine maske abzulegen. ich selbst bin es der in jedem gegenüber zu aller erst mal einen gleichwertigen menschen sieht, ob der nun eine uniform trägt, oder drei jahre alt ist.
die äusserlichkeiten sind lächerlich austauschbar, denn auch "der" ist nur ein "dazu-geborener mensch" wie ich, der versucht mit seinem leben möglichst gut klar zu kommen. "

du kennst mich nicht, aber du würdest nicht glauben, dass ich so einen smalltalk ebenfalls ablehne. aber nicht jedes gegenüber versteht dieses verhalten.
"wir leben alle unter dem selben himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen horizont" ist quasi der kompromiss zwischen deinem und meinem statement. jedem gleichwertig gegenüberzutreten steht nicht im widerspruch dazu, jedem angepasst gegenüberzutreten. auf die äußerlichkeiten legen meiner erfahrung nach sehr viele menschen wert.

"auch das war so nicht zu lesen oder zu verstehen. ich selbst pflege keinen smaltalk und höflichkeitsfloskeln und habe damit trotzdem sehr gute erfahrungen. "

trotzdem wirst du doch sicherlich dann und wann mit leuten konfrontiert, die das nicht so handhaben. ein jedes solches treffen in einen streit ausarten zu lassen, weil man sich nicht anpasst finde ich dann arrogant, wenn man es eigentlich besser weiß. (nicht dass ich dir das hiermit unterstellen wollte!)

"das sagst du dem richtigen..hihi. nimm's mir nicht übel, aber deine menschenkenntnis ist gespickt von projizierendem. du mahnst an nicht schwammig zu formulieren und unterstellst stammtischniveau, interpretierst aber nach gut dünken, was gar nicht gesagt und gemeint war. "

ich bin ja auch noch sehr jung und habe viele jahre lebenserfahrung noch vor mir. ich will mich aber davon distanzieren stammtischniveau unterstellt zu haben - das war ein beispiel; nicht umsonst schrieb ich in der 3. person singular. wo interpretiere ich nach gutdünken? dass ich nicht sofort alles so verstehe, wie du es meinst, liegt in der natur der dinge. du scheinst aber auch einiges meinerseits falsch verstanden zu haben - deshalb diskutieren wir ja schließlich auch.


"..und das trifft auf lena eben gar nicht zu. sie ist völlig unbefangen und die "verpackung" mit dem inhalt identisch..gar nicht situations-angepasst, sondern...volle authentizität !"

die verpackung muss in jedem fall auf den inhalt passen, sonst wäre es ja ein verstellen. schon die aussage, sie versuche immer für gute stimmung zu sorgen, wenn sie wo ist, drückt doch die abhängigkeit der beiden komponenten aus. davon ist keiner frei. wie sie wiederrum für stimmung sorgt - also auf ihre persönliche art und weise und nicht auf eine, die sie sich offensichtlich woanders abgeguckt hat - lässt sie so individuell scheinen.


"schon erstaunlich wie missverständlich du mich liest. MICH würden ein lächeln von einer merkel oder koch unter garantie nicht glücklich machen...es kommt schon immer darauf an wer da lächelt und warum. "

es geht hierbei aber doch gar nicht um dich und mich, sondern um eine allgemeine hypothese, die ich aufgestellt haben wollte.


"wir kommen in punkto menschenkenntnis und erfahrung nicht zusammen, sellerie."

das wäre doch gerade der spannende punkt in der diskussion gewesen. davon abgesehen, habe ich eigentlich bisweilen nicht solch arge unterschiede zwischen deiner und meiner argumentation verzeichnen können. im prinzip waren unsere letzten postings größtenteils haarspalterei. vielleicht sollten wir uns vermehrt wieder dem diskussionsursprung zuwenden, den es ja noch zu klären gilt!


"ich vertrau ihr das sie es nicht ist und finde die unzufriedenheit eine unterstellung. wenn sie sagt das ihr alle drei songs gefallen und sie keinen favoriten hatte, dann glaube ich ihr das. sie wollte schon von beginn an die songs singen die ihr auch selbst gefallen...."sonst geh ich wieder"."

das sollte eine annahme gewesen sein. ich wollte damit aufzeigen, dass es auch andere möglichkeiten gibt, ihre aussagen zu verstehen.


"auch da reden wir offensichtlich wieder sehr aneinander vorbei. ich spreche von einem funktionierendem sozialen miteinander und wir sprachen in dem zusammenhang von liebevollen menschen, und warum es trotzdem hass und neid gäbe. wenn unsere gesellschaft dieses funktionierende soziale miteinander verkörperte, gäb es weder unverschämten reichtum, noch ein mio. kinder unter der armutsgrenze...dem hab ich mich sicher nicht kleinlaut anzupassen. "

sorry, ich neige manchmal dazu mich etwas allgemein auszudrücken. mit sozialen systemen in diesem sinne waren bspw. umgangsformen in unterschiedlichen subkulturen gemeint.


"du hast wohl nicht sehr viel erfahrungen mit v.i.p.'s, "gehobener gesellschaft", oder die, die sich dafür halten, oder? die "grundlegensten regeln" mich so zu verhalten das ich immer auch dazu stehen kann, befolge ich überall. das "unterwerfen" dürfen da gerne andere übernehmen, ich bin und bleibe ein langhaariger und deshalb doch auch durchaus hoffähiger exot, der sich grundsätzlich nichts und niemanden unterwirft, ausser der eigenen einsicht. man mag mich oder man lässt es."

ich spreche nichtmal von vips; das fängt ja schon bei feierlichkeiten wie einer hochzeit im familiären rahmen an. es gibt leute, die wert auf ein gewisses minimum an etikette legen - warum tut man denen nicht den gefallen?

das ist in etwa so wie von seinem gesprächspartner zu erwarten, nicht mit beleidigungen bombadiert zu werden. ( für die meisten selbstverständlich, aber einige müssen sich da schon zusammenreißen)

nur auf die eigene einsicht zu vertrauen klingt zunächst sinnvoll, aber die ist logischerweise nie allumfassend - du musst also immer davon ausgehen, markante details der jeweiligen situation nicht zu kennen. wenn du dich dennoch auf biegen und brechen nichtmal ansatzweise so verhalten möchtest, wie es dein umfeld erwartet, kannst du auch auf die nase fallen.
ich kann nicht anders, als erneut einen kompromiss vorzuschlagen zwischen eigener person und dem umfeld. wenn du doch sagst, dass du alle menschen als gleichwertig betrachtest, dann muss daraus auch ein verständnis für unterschiedliche umgangsformen resultieren. ich vermute jetzt dass das bei dir warscheinlich auch so oder so ähnlich ist, aber deine beiträge lesen sich immer so brachial einseitig, auch wenn du es meinst gar nicht so meinst. bevor wir aber erneut aneinander vorbeireden nehme ich allerdings lieber stellung dazu.


"hahaha...nee, weisst du auch nicht ;-) das ist ja nun exakt das gegenteil von anpassen, wenn man durch geben selbst die stimmung macht die man fühlt. "

lena betritt den raum und passt ihr verhalten dementsprechend an, um gute laune zu erzeugen. das fällt nicht unter anpassen?


"ich schrieb zwar nichts über dieses thema, aber noch mal gut um auf masken tragen und verstellen zurück zu kommen. so gehört es ebenfalls zu meiner authenzität wenn ich zb. in moslemischen ländern keine kurzen hosen trage. gleichzeitig würde ich vor jedem dort zugeben, das in meinem land sehr wohl zu tun. auch die burmesen wussten das ich sicher normaler weise keine röcke trage, es aber eine art achtung vor ihrer kultur ist, das ebenso zu können.
politisch war ich auf der welt noch nie sonderlich stolz auf deutschland, was allerdings unser grundgesetz und unsere verfassung angeht, kenne ich kein besseres land. das ich in deutschland geboren bin und aufwuchs, mag glück sein, aber nichts worauf ich stolz sein könnte. bei der w.m. haben wir klasse gezeigt und selbst mir machte die fussballmeile spass. den fall der mauer haben wir vorzeigbar hinbekommen, darauf bin ich auch persönlich ein wenig stolz.
zuhause kann man sich allerding auf der ganzen welt fühlen. waren meine reisen zu beginn noch eine art kulturschock, war es im endeffekt eben tatsächlich nur die austauschbare kultur, die uns vermeintlich unterscheidet. "

jo! achja: ich hab außerdem auch lange haare ;D


@MrFalderal:
"Ist das bei Osteuropäern anders? sind Westeuropa und "andere Kulturen" nicht auch Schubladen? Fand dieses statement ein bisschen problematisch . "

Wollte ich damit nicht gesagt haben, aber ich kann ja nur für mein Umfeld sprechen. In Schubladen denken wir sowieso immer, davon können wir uns nicht frei machen. Wir können aber die Anzahl der Schubladen, in die wir einsortieren, erhöhen.
Eigentlich wollte ich mit dem Statement aber ausgedrückt haben, dass man rassistische Menschen nicht verurteilen sollte. (Rassismus ansich natürlich schon!) Jeder Mensch macht fehler und wer weiß, für wie asozial uns die Menschen in 200-300 Jahren halten werden, weil unsere Sprache nicht gegendert ist oder was auch immer. :D

sellerie
16.04.2010, 00:18
oha, nochmal ein nachtrag, vielleicht auch um die diskussion wieder in die richtige richtung zu schubsen: ich glaube lena kommt so rüber, wie sie rüberkommt, weil sie den großteil der dinge, die da ablaufen wirklich versteht und nachvollziehen kann - im gegensatz zu bspw. jennifer, die immer sehr passiv wirkte und brav harmlose interviews gegeben hat.
weil lena es aber schafft sich im groben einen ziemlichen durchblick zu verschaffen, hat sie auch keine probleme damit, ihre schwächen offen einzugestehen oder mal ganz naiv klingende fragen zu stellen.
---achtung, das war eine behauptung!

felix
16.04.2010, 02:40
hallo sellerie

"--naja, wenn du das gefühl schätzt, welches sich bei dir einstellt, wenn du anderen zurückgibst, was du vorher erfahren durftest, bleibt der akt egoistisch."

das "naja" passt da nicht, denn ich sagte schon das selbst-wohlwollen für mich nicht negativ ist. der unterschied ging um selbst geben können und wollen, weil man menschen als etwas liebenswertes versteht und kennen lernen durfte.

"--unter gerechtigkeit versteht jeder mensch etwas anderes."

kinder beweisen mir täglich das exakte gegenteil. auch meiner tochter erzähle ich nicht das ich gerecht bin, sondern sie sagt es aus ihrem eigenen gerechtigkeitsverstehen.

"--zuvor habe ich dich aber so verstanden, dass das "die klappe halten" dann unauthentisch gewesen wäre."

man darf und sollte mich tatsächlich wörtlich nehmen und verstehen, dann entstehen solche interpretations-missverständnisse erst gar nicht.
man setzt doch keine maske auf oder ist unauthentisch, wenn man in einer runde, in der ein witz evt. gerade nicht ankommt, dann eben auch keiner erzählt. für mich wäre es in so einem moment authentisch, wenn ich meinen erlebten fauxpas kommentiere und zugebe, das es wohl offensichtlich der falsche moment war witze erzählen zu wollen.

"--du kennst mich nicht, aber du würdest nicht glauben, dass ich so einen smalltalk ebenfalls ablehne. aber nicht jedes gegenüber versteht dieses verhalten. "

auch so ne sache..."würdest nicht glauben". hast du es "nötig" dich falsch zu beschreiben? ich BESTEHE darauf das man mir glaubt, weil es für mich nicht den geringsten grund gibt, nicht vollständig vor jedem für mich gerade zu stehen.
mit dem "roman-schreiben" hab ich hier nicht angefangen, womit es nah liegt das deine kommunikation sich nicht auf smal-talk beschränkt.

das "gegenüber" kann man auch positiv gewinnen, wenn man "nicht verstanden" wird, oder man nicht dem gewohnten entspricht. vorurteile kann man mit authenzität durchbrechen, und sogar spass daran haben das man so ganz und gar nicht den erwartungen entspricht.
wenn ich bewusst mein outfit keiner mode oder einordbarkeit anpasse, soll das ausdrücken das es mir darauf bei meinem nächsten auch nicht ankommt. hässlichkeit ist eine charakter- und verhaltensfrage, egal wie jemand aussieht oder zu welcher "schicht" er sich zählt.

"--"wir leben alle unter dem selben himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen horizont" ist quasi der kompromiss zwischen deinem und meinem statement."

erstens ist das nichts "gottgegebenes", sondern liegt in unserer eigenen verantwortung, und zweitens bin ich beim thema gleich-werigkeit des menschen nicht kompromissbereit. ein rechtsanspruch muss für alle gleichwertig gelten.

"--jedem gleichwertig gegenüberzutreten steht nicht im widerspruch dazu, jedem angepasst gegenüberzutreten."

exakt.

"--auf die äußerlichkeiten legen meiner erfahrung nach sehr viele menschen wert."

und wegen genau dieser scheinheiligkeit und maskerade, die noch gar nichts über einen menschen, geschweige über seinen "wert" oder charakter aussagt, habe ich mich dem bewusst nie angepasst.

"Man kauft mit Geld, das man nicht hat,
Sachen, die man nicht braucht,
um damit Leute zu beeindrucken, die man nicht mag" ?

..das kann's doch nicht sein.

"--trotzdem wirst du doch sicherlich dann und wann mit leuten konfrontiert, die das nicht (so) handhaben."

ich hab mich sehr sehr oft mit leuten konfrontiert, bei denen ich nicht mal ahnte wie die das handhaben, sellerie. dabei habe ich mich überall schlicht auf meinen charme, meine eigene offenheit und meine menschenkenntnis verlassen. schon als kind wurde ich mit allen erdenklichen "schichten" konfrontiert und wollte schon da immer brücken bauen.
später reiste ich in die exotischsten kulturen und fand auch da die sprache über alle äusserlichkeiten und vermeintlichen kulturunterschiede hinweg.
das lena so viele leute erreicht, hat genau mit dieser "grund-sprache" zu tun, die über alle vermeintlichen unterschiede und "anders sein" das herz erreicht.

"--ich bin ja auch noch sehr ...-bis-...- deshalb diskutieren wir ja schließlich auch."

völlig einverstanden, wir werden beide zuhören und keinem etwas aufdrücken, was er nicht meint.

"--die verpackung muss in jedem fall auf den inhalt passen, sonst wäre es ja ein verstellen."

da klingt aber dann tatsächlich noch der jugendliche "idealist" durch, sellerie ;-)
dieses -auf jeden fall-, findest du im alltag an jeder ecke verhöhnt und dürftest dich mit der einstellung, (mit recht) andauernd empören wie man uns "verbraucher" mit bunten verpackungen und werbung verarscht. man "darf" selbst stulle sein wie paris hilton, solange die verpackung nur viel kohle kostet.

"--schon die aussage, sie versuche immer für gute stimmung zu sorgen, wenn sie wo ist, drückt doch die abhängigkeit der beiden komponenten aus." ??

wenn lena selbst ein schönes lebensgefühl empfindet und das auf ihre humorvolle art vermitteln kann, finde ich darin keinen zusammenhang der etwas mit anpassen zu tun hätte. sie macht sich höchstens ihre umgebung damit "passend".

"--es geht hierbei aber doch gar nicht um dich und mich, sondern um eine allgemeine hypothese, die ich aufgestellt haben wollte."

eben..die da lautete, das ein lächeln immer etwas positives weiter gibt. das aber sehe ich spontan wiederlegt, wenn ich da zb. an einen lächelnden koch denke, dem ich ganz sicher nicht das geringste positive gefühl abgewinnen könnte. es kommt schon darauf an wer da wie und warum und worüber lacht oder lächelt, womt diese hypothese mehr als wackelt.

"--"wir kommen in punkto menschenkenntnis und erfahrung nicht zusammen, sellerie."
"das wäre doch gerade der spannende punkt in der diskussion gewesen."

das sagt ja auch nichts endgültiges, wenn du auch damit rechnen "musst" das ich eine sehr diskursive natur bin, also die dinge die ich sage, als quintessenz aller zusammenhänge auch analytisch bestehen müssen.

"--das sollte eine annahme gewesen sein. ich wollte damit aufzeigen, dass es auch andere möglichkeiten gibt, ihre aussagen zu verstehen."

..womit wir wieder bei der menschenkenntnis wären ;-)

"--ich spreche nichtmal von vips; das fängt ja schon bei feierlichkeiten wie einer hochzeit im familiären rahmen an. es gibt leute, die wert auf ein gewisses minimum an etikette legen - warum tut man denen nicht den gefallen?"

mal davon abgesehen das ich bewusst in alltagsklamotten geheiratet habe und wir uns ein gag daraus machten, die hochzeitsnacht.."traditionsbumsen" ..bewusst ausfallen zu lassen, zwängt mich auch keine familie in eine "etikette" , in der ich mich unwohl fühlte. das wäre schlicht nicht ich selbst, der ihnen da einen "gefallen" täte. ich beleidige mit meinem verhalten nicht, sondern geh dann einfach nicht hin, wenn ich mich da unwohl fühle.

"--nur auf die eigene einsicht zu vertrauen klingt zunächst sinnvoll, aber die ist logischerweise nie allumfassend-"

dann wär ich göttlich. man vertraut solange auf die eigene einsicht, bis man sich eines besseren belehrt..daran ist nichts "gefährlich". wenn diese einsicht sich nicht auch als vertrauenswürdig beweist, ist es keine.

"--wenn du dich dennoch auf biegen und brechen nichtmal ansatzweise so verhalten möchtest, wie es dein umfeld erwartet, kannst du auch auf die nase fallen."

was mich nicht davon abhalten würde, es dennoch zu tun. wenn ich mich auf biegen und brechen nicht mal ansatzweise erwartungsgemäß verhalten möchte, dann hat das auch einen triftigen grund. so sehr man meinen freiheitsdrang und gerechtigkeitssinn auch kriminalisieren wollte, bin ich lieber erhobenen hauptes in den stasi-knast gegangen, als "denen" den gefallen zu tun mitzuschwimmen.

"--...aber deine beiträge lesen sich immer so brachial einseitig,..."

dann lass mich noch mal versuchen das du verstehst was ich meine.
ich bin vor jederman ich, wenn ich mich auch in sehr vielen verschiedenen "sprachen" auszudrücken und die ebene zu finden weiss. einem punk werde ich genauso meine lebenseinstellung vermitteln wie einem prof., nur eben nicht in der selben sprache, um auch verstanden zu werden.

"--lena betritt den raum und passt ihr verhalten dementsprechend an, um gute laune zu erzeugen. das fällt nicht unter anpassen?"

nö. wem-entsprechend? sie will nichts "erzeugen", sondern weiterleben und geben, wie gut sie selbst drauf ist. das ist ihre eigene persönlichkeit und kein vorsatz das für andere zu tun. mit ihrem charme kann man allerdings davon ausgehen, das sie damit gute erfahrungen hat, leute damit anzustecken zu können.

"--In Schubladen denken wir sowieso immer, davon können wir uns nicht frei machen. "

ein gen-defekt, oder warum sollte man dumm bleiben wollen? wenn man schon immer die erfahrung machte und auch so ein menschenbild vermittelt bekommen hat, das jedes kind der erde liebens- und schützenswert ist, lernt man schon früh solche schubladen zu verachten.

"--Eigentlich wollte ich mit dem Statement aber ausgedrückt haben, dass man rassistische Menschen nicht verurteilen sollte."

stop, hier sind zwei dinge klar voneinander zu trennen. ich werde rassismus vor jedem menschen verurteilen, weil er auch für ihn selbst dumm und gefährlich ist. zu verstehen wie es zu solchem schwachsinn kommt, lässt gar keinen platz zur verurteilung, weil niemand freiwillig doof ist.

"--Jeder Mensch macht fehler.."

das wir die fähigkeit haben etwas als fehler zu erkennen, ist eine mini-evolutions-chane, weil es uns die möglichkeit einräumt, ihn zukünftig zu vermeiden.

mfg

felix
16.04.2010, 03:11
hi hansi

"--Oh ha, was meinst du mit "hoffähig" gemacht?"

sklavenhaltung haben die europäer zwar nicht erfunden, sogenannte wilde als minderwertige menschen zu betrachten evt. auch nicht, aber ganz sicher hoffähig gemacht, was nichts weiter heisst als über die ganze welt verbreitet und wie kein anderer davon profitiert.

Hansi
16.04.2010, 18:30
...was nichts weiter heisst als über die ganze welt verbreitet und wie kein anderer davon profitiert.

Das ist wohl leider wahr.

sellerie
17.04.2010, 01:42
"kinder beweisen mir täglich das exakte gegenteil. auch meiner tochter erzähle ich nicht das ich gerecht bin, sondern sie sagt es aus ihrem eigenen gerechtigkeitsverstehen. "

ein gerechtigkeitssinn ist aber mehr als nur intuitiv: ein kind hält entscheidungen eines erwachsenen häufig für gerecht, da dieser aufgrund seiner lebenserfahrungen in der lage ist mehr faktoren in seine entscheidungen miteinzubeziehen. wenn jeder mensch das gleiche gerechtigkeitsempfinden hat, wie kommt es dann beispielsweise zu banküberfällen?


"das lena so viele leute erreicht, hat genau mit dieser "grund-sprache" zu tun, die über alle vermeintlichen unterschiede und "anders sein" das herz erreicht. "

sehe ich auch so, was aber zeichnet ihre "grundsprache" aus? ist es ihre bloße offenheit und lebensfreude oder spielt da nicht vielleicht noch viel mehr rein? ist das alles auf die sprachliche ebene zurückzuführen oder spielt nicht nebenbei auch mimik und gestik eine bedeutende rolle?
das alles ist ja sicher ein prozess, der sich größtenteils im unterbewusstsein abspielt, sowohl beim empfänger als auch beim sender.


"wenn lena selbst ein schönes lebensgefühl empfindet und das auf ihre humorvolle art vermitteln kann, finde ich darin keinen zusammenhang der etwas mit anpassen zu tun hätte. sie macht sich höchstens ihre umgebung damit "passend"."

so langsam ahne ich, dass sich unser verständis von "anpassen" unterscheidet. lena versteckt sich mit ihrem verhalten nicht hinter sozialen konventionen, versucht ihr verhalten aber der jeweiligen situation anzupassen, so wie sie es aktiv für richtig hält.


"eben..die da lautete, das ein lächeln immer etwas positives weiter gibt. das aber sehe ich spontan wiederlegt, wenn ich da zb. an einen lächelnden koch denke, dem ich ganz sicher nicht das geringste positive gefühl abgewinnen könnte. es kommt schon darauf an wer da wie und warum und worüber lacht oder lächelt, womt diese hypothese mehr als wackelt. "

wenn ich davon ausgehe, dass jedem menschen etwas liebenswertes abzugewinnen ist und ich mich freue, wenn es leuten, die mir am herzen liegen, gut geht, dann stimmt das. mir ist ein glücklicher koch lieber als ein trauriger, unabhängig davon, ob ich sein verhalten befürworte oder nicht.


"mal davon abgesehen das ich bewusst in alltagsklamotten geheiratet habe und wir uns ein gag daraus machten, die hochzeitsnacht.."traditionsbumsen" ..bewusst ausfallen zu lassen, zwängt mich auch keine familie in eine "etikette" , in der ich mich unwohl fühlte. das wäre schlicht nicht ich selbst, der ihnen da einen "gefallen" täte. ich beleidige mit meinem verhalten nicht, sondern geh dann einfach nicht hin, wenn ich mich da unwohl fühle. "

ich finde, dass es keinen gravierenden unterschied zum verweigern kurzer hosen in moslemischen ländern darstellt.


"ich bin vor jederman ich, wenn ich mich auch in sehr vielen verschiedenen "sprachen" auszudrücken und die ebene zu finden weiss. einem punk werde ich genauso meine lebenseinstellung vermitteln wie einem prof., nur eben nicht in der selben sprache, um auch verstanden zu werden. "

dann frage ich mich gerade ernsthaft worüber wir diskutieren :D

"nö. wem-entsprechend? sie will nichts "erzeugen", sondern weiterleben und geben, wie gut sie selbst drauf ist. das ist ihre eigene persönlichkeit und kein vorsatz das für andere zu tun. mit ihrem charme kann man allerdings davon ausgehen, das sie damit gute erfahrungen hat, leute damit anzustecken zu können. "

sie will gute laune erzeugen!

"ein gen-defekt, oder warum sollte man dumm bleiben wollen? wenn man schon immer die erfahrung machte und auch so ein menschenbild vermittelt bekommen hat, das jedes kind der erde liebens- und schützenswert ist, lernt man schon früh solche schubladen zu verachten. "

schubladen sind nichts negatives, so funktioniert unser gehirn nunmal. wie direkt danach weiter aufgeführt, lassen sich im laufe des lebens immer mehr schubladen anlegen und ein umsortieren ist natürlich auch immer möglich.
die dinge, die du zuallererst mit einem begriff - beispielsweise sonnenuntergang - asoziierst sind unmittelbar mit selbigem in deinem hirn verknüpft, folglich in der selben schublade.

"stop, hier sind zwei dinge klar voneinander zu trennen. ich werde rassismus vor jedem menschen verurteilen, weil er auch für ihn selbst dumm und gefährlich ist. zu verstehen wie es zu solchem schwachsinn kommt, lässt gar keinen platz zur verurteilung, weil niemand freiwillig doof ist."

genau. wie gesagt: rassismus ist zu verurteilen, aber nicht der mensch.

felix
17.04.2010, 04:02
hallo sellerie

"--ein kind hält entscheidungen eines erwachsenen häufig für gerecht "

da das auf meine tochter bezogen ist, war und ist es schon etwas ganz besonderes. das ich da überhaupt von meiner tochter spreche darf, ebenfalls aussergewöhnlich.
sie ist nicht mein leibliches kind und mit ihrer mutter verbindet und verband mich nie mehr als eine gute freundschaft.
als wir uns zum ersten mal begegneten, war sie knapp sechs und galt offiziel als schwieriges adhs-kind. von der ersten minute an war für uns beiden da gar nichts schwierig, was sie auch später immer wieder selbst zum thema machte.
"felix, warum verstehst du kinder und warum können das nicht alle erwachsenen?"
ich erzählte ihr davon wie meine mama mit mir umgegangen ist und ich nicht vergessen habe wie wichtig eine liebevolle kindheit ist.
das sie endlich mal jemand ernst nimmt und die zeit und lust findet auf sie einzugehen, war ihr von erwachsenen bis dato fremd. sie suchte mich als papa und vertrauneswürdig heraus, worauf ich sehr stolz bin.

"--wenn jeder mensch das gleiche gerechtigkeitsempfinden hat, wie kommt es dann beispielsweise zu banküberfällen?"

niemand drückt sein eigenes gerechtigkeitsempfinden so deutlich aus, wie es ein säugling noch (schon) tut. gerecht ist also für jeden erst einmal die eigenbedürfnisserfüllung. wir signalisieren zufriedenheit, lebenslust und lebensneugier, sobald diese bedürfnisse als erfüllt empfunden werden.
nicht der erwachsene schreibt vor wann essenszeit oder zeit zu schlafen ist, sondern es wird gebrüllt wenn man hunger hat und gepennt wann man will. wohl die wenigsten eltern halten diese da noch selbstverständliche führsorge durch und vertrauen dem kind selbst, das man mit der weitererfüllung seiner bedürfnisse nichts falsches tut.
mit der erziehung, wie das wort schon sagt, wird gar nicht mehr nach den wünschen, vorstellungen und bedürfnissen des kindes selbst gefragt, sondern oft über den kopf, willen und dem verständnis des kindes hinweg entschieden.
ich erlebe kinder heute so, wie ich mich selbst erlebt habe. ich liebte es das ich jemanden habe dem man völlig vertrauen kann und dessen liebe nie in frage stand. MIR war es als kind wichtig das es auch dem gut geht der es mir so gut gehen lässt. ich hatte freude daran, zu zeigen das derjenige auch mir vertrauen kann und ich für ihn da bin.
ich weiss nicht wie ich es anders ausdrücken soll, aber wenn du diese art umgang gewöhnt bist und erlebst, erlebst du die "normalen umgangsformen" als eine art armutszeugnis, an denen dich nichts reizt es nachahmen zu wollen. sich als menschen gegenseitig wohlgesonnen zu sein, stellt sich als völlig klar vorteilhafter heraus, als sich aus irgendwelchen vermeintlichen unterschieden die köpfe einzuschlagen. glaub mir sellerie, das begreift noch jedes kind aus voller überzeugung und selbstverständnis.
warum verwachsene so doof sind kriege zu machen, statt sich gemeinsam an allem zu freuen und das beste draus zu machen, wollte ich als kind schon nicht begreifen.
das halte ich für die verbindlichste und menschenwürdigste gerechtigkeit, sich das geschenk des lebens nicht in gegenseitiger feindschaft zu vermiesen. der mensch will gut..wenn es auch erst mal für ihn selbst ist, ist geniessen in der gemeinschaft sehr viel angenehmer.

"--ist das alles auf die sprachliche ebene zurückzuführen oder spielt nicht nebenbei auch mimik und gestik eine bedeutende rolle?"

um da auch wieder den zusammenhang zu finden, möchte ich noch mal an das beschriebene baby-verhalten erinnern. wenn "du" nicht von aussen gezwungen wirst dich anders zu verhalten und zu geben als du tatsächlich bist und fühlst, strahlst du dieses willkommensgefühl und die mitgebrachte lebenslust und lebensfreude auch mit 18 noch in deinem ganzen verhalten und deiner ganzen körpersprache und mimik aus.
puhh, langer satz, aber genau das ist was ich bei lena beobachte.

"--mir ist ein glücklicher koch lieber als ein trauriger, unabhängig davon, ob ich sein verhalten befürworte oder nicht."

siehst du, und das finde ich eben unterennbar. wenn ich die einstellungen und politischen vorstellungen eines kochs grässlich finde, hiesse ein glücklicher koch das er sehr viel davon umsetzen konnte...und da ist mir dann ein trauriger koch doch sehr viel positiver.

"--wenn ich davon ausgehe, dass jedem menschen etwas liebenswertes abzugewinnen ist.."

privat wünsche ich auch einem koch alles glück der welt und sicher hat selbst er auch liebenswerte seiten, was aber nichts daran ändert das man das lächeln eines anderen nicht als "unbewusst immer positiven effekt" hypothetisieren kann ;-)

"--ich finde, dass es keinen gravierenden unterschied zum verweigern kurzer hosen in moslemischen ländern darstellt."

wenn ich zu meiner eigenen hochzeit auf den "ettiketten-quatsch" verzichte und mich auf keine einladen liesse, in der ich mich unwohl fühlte? ein schlechter vergleich, denn wär ich moslem im eigenem land, säh das mit den kurzen hosen tragen noch mal anders aus. in dem beispiel geht es aber um meine eigene kultur und vorstellung und um eine gestaltung sie hier zu verbessern. es ist noch nicht lange her, wo es in konservativen kreisen "etikette" war, solche "langhaarigen hippies" am besten gleich ins arbeitslager stecken zu wollen. genau diesen hass auf ein anders sein, habe ich immer und in allen kreisen als menschenunwürdig bekämpft und nie schwierigkeiten damit gehabt, wenn solche einstellungen sich dabei auf den schlips getreten fühlen.

"--dann frage ich mich gerade ernsthaft worüber wir diskutieren"

missverständnisse abzubauen glaub ich.

"--sie will gute laune erzeugen!"

lies noch mal genauer was ich geschrieben habe, denn dieser kleine unterschied ist entscheidend. behalten ist etwas völlig anderes als erzeugen, nur das sie die erfahrung macht das auch andere sich gerne davon anstecken lassen.
authentizität ist sicher auch eine art vorsätzlichkeit, aber sie passiert offen und augenblicklich und würde dann zb. aussprechen, ..ich will gute laune erzeugen...ihre.

"--schubladen sind nichts negatives, so funktioniert unser gehirn nunmal."

das ist in dem zusammenhang aber äusserst grob geschnitten. klar muss ich nicht bis ins detail nachgucken, ob eine frau eine frau ist, da stecke auch ich sie schon mal in die "schublade" frau. nur sagt mir das bis auf ein recht verlässliches und verbindliches geschlechtsmerkmal noch gar nichts über diese einzelperson.
mich als deutschen zu bezeichen, ist noch keine schublade. bei "typisch deutschen" sieht es da schon wieder ganz anders aus.

"--die dinge, die du zuallererst mit einem begriff - beispielsweise sonnenuntergang - asoziierst.."

schubladendenken ist ein begriff für UNrichtigkeit, was mit dem erlebten sonnenuntergang nicht das geringste zu tun hat, sellerie.

"Schubladendenken ; mit Vorurteilen behaftete Einstellung; Klischeevorstellungen; Denken in Stereotypen.

dem habe und werde ich mich immer bewusst verweigern.

"--wie gesagt: rassismus ist zu verurteilen, aber nicht der mensch."

zwar spiegelt es im endeffekt auch meine philosophie vom menschen wieder, aber deine begründung würde mich da trotzdem interessieren. ist der mensch nicht für sich und sein verhalten auch verantwortlich zu machen, das du ihn nicht verurteilen willst?

mfg

sellerie
18.04.2010, 11:45
"niemand drückt sein eigenes gerechtigkeitsempfinden so deutlich aus, wie es ein säugling noch (schon) tut. gerecht ist also für jeden erst einmal die eigenbedürfnisserfüllung."

von gerechtigkeit darf dann gesprochen werden, wenn jeder gleichermaßen seine bedürfnisse befriedigen kann. die bankräuber würden keine bank ausrauben, wenn sie dies für falsch hielten - wer das tut, ist überzeugt davon, das richtige zu machen, überzeugt davon, dass ihm möglicherweise mehr geld zustehen sollte, als er zur verfügung hat oder welches motiv er auch immer verfolgt.
ich denke nicht, dass gerechtigkeit etwas intuitives ist, was auch kinder empfinden können, sondern dass gerechtigkeit ein streng logischer komplex ist, der bisweilen auch noch nicht komplett erfasst wurde.


"nicht der erwachsene schreibt vor wann essenszeit oder zeit zu schlafen ist, sondern es wird gebrüllt wenn man hunger hat und gepennt wann man will. wohl die wenigsten eltern halten diese da noch selbstverständliche führsorge durch und vertrauen dem kind selbst, das man mit der weitererfüllung seiner bedürfnisse nichts falsches tut. "

für das kind wäre es wünschenswert, immer nur dann schlafen zu müssen, wenn es müde ist und dann essen zu können, wann es hunger hat. wie du aber schon gesagt hast, müssen die eltern seine bedürfnisse stillen und so gewöhnt man sich als kleines kind bereits daran, seinen lebensrhythmus an den anderer anzupassen. im späteren leben schläfst du als schüler bestenfalls auch nachts und nicht vormittags, isst in den pausen usw. .
um ein besseres zusammenleben ermöglichen zu können passen menschen einer gesellschaft sich (in unterschiedlichem maß natürlich) an, weil sie aufeinander angewiesen sind. dem arbeitgeber wäre es unmöglich eine fabrik 24/7 am laufen zu halten, wenn er seinen arbeitnehmern freistellen würde, sie dürften kommen, wann sie wollten, um ihren rhythmus nicht zu unterbrechen.


"ich weiss nicht wie ich es anders ausdrücken soll, aber wenn du diese art umgang gewöhnt bist und erlebst, erlebst du die "normalen umgangsformen" als eine art armutszeugnis, an denen dich nichts reizt es nachahmen zu wollen."

ich frage mich schon die ganze zeit, ob meine kindheit auch überdurchschnittlich liebevoll gewesen ist, aber ich glaube nicht. ich glaube auch nicht, dass das empfinden solchen umgangs als armutszeugnis nur aus einer glücklichen kindheit resultieren kann. ich glaube, dass es eine erkenntnis ist, die man ganz unabhängig von der erziehung erlangen kann, wenngleich die "richtige" erziehung das erlangen vielleicht vereinfachen könnte.
ich bin auch immer ich geblieben (aber nicht aus einer idealvorstellung, sondern weil ich mich unwohl gefühlt habe, wenn ich meine eigene persönlichkeit zurückgestellt habe, um mit anderen kindern zu spielen) wurde aber oftmals vor den kopf gestoßen und hatte früher um akzeptanz zu ringen. nicht bei meinen eltern, aber bei anderen kindern, obgleich ich einen sehr ausgeprägten gerechtigkeitssinn hatte, mich für die einsetzte, von denen ich dachte, sie brauchten unterstützung und immer ein offenes ohr hatte für die mit problemen. mittlerweile ist das nicht mehr der fall, sondern ich glaube ganz im gegenteil recht gut ausgeprägte soziale kompetenzen entwickelt zu haben, dafür bekomme ich aber von den freunden und bekannten, die mich schon länger kennen, zu hören, ich habe mich gewaltig verändert - dabei stimmt das gar nicht; ich habe meine entwicklung bisher wie eine kurve mit konstanter steigung wahrgenommen, die keine unnötigen schlenker nach rechts oder links gemacht hat.
was ich damit sagen will, ist, dass ich diese art umgang nie gewohnt war, mich aber trotzdem für ein ähnlich herzliches beisammen eingesetzt habe. die erziehung ist sicherlich ein sehr prägender aspekt, aber wichtig ist auch die eigene fähigkeit, die informationen verwerten zu können, die man schon früh eingetrichtert bekommt, um damit auch was anzufangen.
lena wäre ohne ihre intelligenz (schwieriges wort, ich hoffe man versteht, was ich damit ausdrücken will) nicht die person, die sie ist. das war mir persönlich nämlich das erste, was mir auffiel, als ich sie gesehen habe und wird mir von interview zu interview immer erneut bestätigt. sie gibt durchweg interessante antworten, teilweise geistreich, teilweise (gewollt) banal, dabei aber nie engstirnig oder langweilige standartfloskeln auf den tisch hauend, sondern immer gut durchdacht wirkend. was mich auch beeindruckt hat, war die tatsache, dass sie hin und wieder gar nicht auf den wortlaut der fragen antwortete, die möglicherweise zu holprigen antworten geführt hätten, sondern aus dem stehgreif heraus den kern der frage herauspickte, um ihn für sich allgemein beantworten zu können.


"um da auch wieder den zusammenhang zu finden, möchte ich noch mal an das beschriebene baby-verhalten erinnern. wenn "du" nicht von aussen gezwungen wirst dich anders zu verhalten und zu geben als du tatsächlich bist und fühlst, strahlst du dieses willkommensgefühl und die mitgebrachte lebenslust und lebensfreude auch mit 18 noch in deinem ganzen verhalten und deiner ganzen körpersprache und mimik aus.
puhh, langer satz, aber genau das ist was ich bei lena beobachte. "

ja, ich auch. aber welche gestiken verdeutlichen das? sie kommuniziert auch viel über mimik, aber welcher faktor ist es, der einen ihre lebensfreude erkennen lässt? es ist sicherlich ein zusammenspiel vieler faktoren, aber es interessiert dennoch, da bspw. christian durstewitz auch mit mimik gespielt hat, oft gegrinst hat, aber eine ganz andere message damit rüberbrachte.


"wenn ich zu meiner eigenen hochzeit auf den "ettiketten-quatsch" verzichte und mich auf keine einladen liesse, in der ich mich unwohl fühlte? ein schlechter vergleich, denn wär ich moslem im eigenem land, säh das mit den kurzen hosen tragen noch mal anders aus. in dem beispiel geht es aber um meine eigene kultur und vorstellung und um eine gestaltung sie hier zu verbessern. es ist noch nicht lange her, wo es in konservativen kreisen "etikette" war, solche "langhaarigen hippies" am besten gleich ins arbeitslager stecken zu wollen. genau diesen hass auf ein anders sein, habe ich immer und in allen kreisen als menschenunwürdig bekämpft und nie schwierigkeiten damit gehabt, wenn solche einstellungen sich dabei auf den schlips getreten fühlen. "

nein, nicht deine hochzeit - da darfst du machen, was du willst. ich bezog mich auf die eines freundes oder bekannten.


"schubladendenken ist ein begriff für UNrichtigkeit, was mit dem erlebten sonnenuntergang nicht das geringste zu tun hat, sellerie. "

schubladendenken ist wie egoismus zu unrecht negativ behaftet. wir alle sortieren informationen in verschiedene schubladen ein, um schnelleren zugriff darauf zu haben. verknüpfungen entstehen in unserem gehirn und wir asoziieren dinge, die stark verknüpft sind, miteinander.


"zwar spiegelt es im endeffekt auch meine philosophie vom menschen wieder, aber deine begründung würde mich da trotzdem interessieren. ist der mensch nicht für sich und sein verhalten auch verantwortlich zu machen, das du ihn nicht verurteilen willst? "

jein. der mensch ist auch immer nur "opfer" seiner umgebung und veranlagung. gelangt jemand auf den falschen pfad, so hat er leider ein schlechtes los gezogen - dafür kann er aber nichts, weil er ist, wie er ist. ein nazi, der ausländer verprügelt, tut etwas falsches und sollte dafür entsprechend zur rechenschaft gezogen werden. dies ist muss aber mit der intention geschehen, die gesellschaft als funktionierendes organ erhalten zu wollen. wird der nazi also eingesperrt, so muss das geschehen, um die gesellschaft vor ihm zu "schützen", weil er selbe sonst (durch verstoß gegen die grundgesetze) gefährdet und nicht um ihn für seine gräueltaten leiden zu lassen und um rachegelüste zu befriedigen.
das ist im prinzip das, was du auch gesagt hast: man sollte solchen menschen mitleid und keinen hass entgegenbringen, weil sich alle im endeffekt nach denselben werten sehnen, andere denen aber näher kommen werden, als hasserfüllte schläger und terroristen.

felix
22.04.2010, 04:59
liebe/r sellerie


"-ich denke nicht, dass gerechtigkeit etwas intuitives ist, was auch kinder empfinden können, sondern dass gerechtigkeit ein streng logischer komplex ist, der bisweilen auch noch nicht komplett erfasst wurde. von gerechtigkeit darf dann gesprochen werden, wenn jeder gleichermaßen seine bedürfnisse befriedigen kann."

du wirst mir zustimmen das man bei einem baby oder kleinkind noch schwerlich von kulturellem einfluss sprechen kann, und das dies eine phase ist, die uns weltweit nicht voneinander unterscheidet. wenn man also etwas verbindliches über menschliche gerechtwerdung sagen möchte, zeigt uns diese phase ein sehr deutliches und typisches menschliches verhalten.

"von gerechtigkeit darf dann gesprochen werden, wenn jeder gleichermaßen seine bedürfnisse befriedigen kann."..scheint mir gerade beim eltern-kind-verhältnis da ein gutes beispiel für die sozialverhaltensveranlagung des menschen.
ein baby zeigt sehr eindrücklich wann man ihm gerecht wird und drückt sowohl sein missfallen als auch sein wohlgefühl in eindeutiger signalsprache aus. man spricht da auch vom baby schema, eine art lebensversicherung für babys.
ich möchte das aber erst mal alles abkürzen und auf die aussage kommen, auf die ich hinaus will und sie für verbindlich halte.

es gibt aus meiner ganzen erfahrung heraus nichts menschen-gerechteres als die "gesetze" der liebe und achtung für und vor den menschen selbst. sie als etwas unerschütterliches zu erfahren und von dem menschen um seiner selbst willen geschenkt zu bekommen, dessen fürsorge man sich wohl als kind am meisten wünscht, lässt einen WISSEN was sich als das menschen-gerechteste umgehen miteinander beweist.

was sich in meinem elternhaus wohl besonders von anderen familien abzeichnete, war nicht das geliebt werden, sondern die erlebte augen- und rechtshöhe die ich von beginn an erfuhr. auch mich zeichnet es wohl heute aus, das ich kinder und ihre gefühle generell äusserst ernst nehme und oft ernster, als die von erwachsenen. leider ist das etwas sehr unübliches in unserer gesellschaft.

die tatsächliche unterschiedliche augenhöhe wird als die selbstverständlichkeit erlebt, das der stärkere für den schwächeren schutz und hilfe ist. aus dieser vertrauenserfahrung entsteht dann zb. auch kein ungerechtigkeitsgefühl als kind doch noch anderen bedürfnissen zu unterliegen, und zb. früher ins bett zu müssen, als die erwachsenen.

Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne. /Immanuel Kant

das hat kant zwar sehr schön formuliert und sich damit auch zum gleichwertigen menschen aller anderen erklärt, aber das sollte bitte dann nur der tun, der auch sich selbst lieben gelernt hat und seine bereitschaft sich zb. zu schaden, nicht auf andere überträgt.

"--für das kind wäre es wünschenswert, immer nur dann schlafen zu müssen, wenn es müde ist und dann essen zu können, wann es hunger hat. wie du aber schon gesagt hast, müssen die eltern seine bedürfnisse stillen und so gewöhnt man sich als kleines kind bereits daran, seinen lebensrhythmus an den anderer anzupassen."

schlafen und essen sollten hier nur als gleichnisse betrachtet werden. ich habe schon beschrieben das es nicht ein willensbruch sein muss, darauf zu vertrauen das mir zu wenig schlaf selbst schadet. ich erlebte von beginn an das mein wohlgefühl hohe priorität hatte und vertraute dann auch auf eine berechtigte sorge.
tatsächlich war mein willen erlebt immer genau so viel wert und "man" baute da widerum auf meine liebe und mein eigenes rechtsverständnis daraus. ich liebte meine mutter und mir wäre es nie egal gewesen sie evt. zu verletzen, auch ohne jemals strafe erlebt zu haben. das alleine war strafe genug, jemanden zu verletzen den man liebt..auch wenn diese liebe deshalb nie in frage gestanden hätte.

"--um ein besseres zusammenleben ermöglichen zu können passen menschen einer gesellschaft sich (in unterschiedlichem maß natürlich) an."

man wird nicht zum menschenfeind sich einer menschenfeindlichen gesellschaft bewusst nicht anschliessen zu wollen, sondern beruft sich auf die würde und freiheit und menschenliebe, sich dem zu widersetzen.
wenn sich das normale als "schwächer" darstellt, gibt man selber etwas und passt sich dem nicht an...siehe lena !!

"--weil sie aufeinander angewiesen sind."

im übertragenem sinne stimme ich dir da sogar global zu, aber mich werden auch keine umstände zum anzupassen zwingen, dafür bin ich viel zu sehr rebell. was ich nicht auch vor mir selbst vertreten kann, mach ich nicht..basta.
um dem zu entgehen, wusste ich mein leben schon immer so einzurichten, das ich auch weiterhin vor allem das mache was ich will.

"--ich frage mich schon die ganze zeit, ob meine kindheit auch überdurchschnittlich liebevoll gewesen ist, aber ich glaube nicht. ich glaube auch nicht, dass das empfinden solchen umgangs als armutszeugnis nur aus einer glücklichen kindheit resultieren kann."

ein glück nicht nur und wie sagt man so schön...es ist nie zu spät doch noch eine glückliche kindheit gehabt zu haben...wenn du verstehst.
wenn du allerdings von kindesbeinen an in deinem normalen und nächsten umgang mit menschen liebe und achtungsvolen umgang miteinander gewohnt bist, ist es sehr naheliegend das du den gesellschaftlichen umgang miteinander als armutszeugnis erlebst, und nicht verstehst warum sich nicht alle menschen helfen und sich lieb haben könnten...wo das leben selbst doch spass macht und schön ist.

ich weiss von vielen, die nicht das glück hatten eine "kinder-närrin" zur mutter zu haben, das es dann die oma, der freund, bekannte waren, bei denen sie dann ihre selbstbestätigung und auch selbstliebe erfahren durften, das es eine verbindliche menschliche sehnsucht ist, liebe erfahren und geben zu wollen. ich glaube das es keine gerechtern gesetze für den menschen und einen selbst gibt, als die, die einem die nächstenliebe vorgibt. um das zu erfahren, braucht es keine religionen und keine götter, sondern den menschen selbst.

"--lena wäre ohne ihre intelligenz (schwieriges wort, ich hoffe man versteht, was ich damit ausdrücken will) nicht die person, die sie ist."

ich glaube zu verstehen das du soziale intelligenz meinst, die weniger mit einem iq zu tun hat.

"-Die ersten Versuche von Psychologen, soziale Intelligenz wissenschaftlich dingfest zu machen, gehen bis in die 1920er Jahre zurück. Der US-Lernfoscher Edward Thorndike etwa verstand darunter das Vermögen, "andere zu verstehen und gut mir ihnen umzugehen."
quelle: wissenschafts-news

"--welche gestiken verdeutlichen das? sie kommuniziert auch viel über mimik, aber welcher faktor ist es, der einen ihre lebensfreude erkennen lässt? es ist sicherlich ein zusammenspiel vieler faktoren,.."

nein, aller.
das was wir bewusst wahrnehmen, ist nur ein bruchteil dessen was das unterbewusstsein an signalen bekommt. wir sprechen dann von gefühlen, ohne genau sagen zu können was uns den einen sympathischer erscheinen lässt als den anderen.
spiegel der seele sind in erster linie mal die augen und der blick, weil es wohl das erste ist woran man die absichten des anderen herauslesen möchte. spiegelneurone im gehirn ermöglichen es uns, die absichten anderer durch innere simulation zu erschließen. was wir da bei lena "simulieren", strahlt innere lebensfreude aus..ansteckend.

erinnere dich an innere bilder von zb. christian und welche die du spontan von lena hast. man spricht allgemein von präsenz, ohne das genau definieren zu können. mir fällt nicht ein einziges bild von lena ein, wo sie mal abwesend oder in sich gekehrt erscheint, selbst wenn sie nicht in die kamera guckt. christian sehe ich abgewendet und vom blick her schlecht zu deuten, was da gerade in ihm vorgeht. sein lächeln und sich öffnen kamen erst auf abruf, wenn man ihn dann ansprach. authentizität würde ich beiden unterstellen, aber lenas ausstrahlung schaltet sich nicht erst bei abruf ein, sondern kommt selbst noch sympathisch durch wenn sie gewollt "hässlich" oder naiv spielt.
machen wir uns nichts vor, sie ist zudem noch wunderschön, weiss sich wohl nicht zuletzt duch viele tanzjahre sehr gut zu bewegen, hat eine zauberhafte figur und zeigt äusserlich wie innerlich einen sehr guten geschmack.

"--schubladendenken ist wie egoismus zu unrecht negativ behaftet."

sorry, aber da irrst du dich sehr. das wort schubladendenken wurde für etwas negatives erst geprägt, die bedeutungshoheit vom wort egoismus ist allerdings sehr umstritten..siehe zb. bei wik.

"--- dafür kann er aber nichts, weil er ist, wie er ist."

das dies eine äusserst umstrittene aussage ist, liegt wohl auf der hand. so könnte ein täter immer antworten. befreit ein selbst erlittenes unrecht von der verantwortung für das eigne unrechte handeln? es erklärte sicher die zusammenhänge wie es dazu kommen konnte, bleibt aber als unrecht in der verantwortung des täters.
du sagst nun am ende selbst, das sie sich alle nach den selben werten sehnen und auch ich denke, das böse ist immer nur mangel-folge. mir geht es darum das ein mensch nicht zum sozialen verhalten erzogen werden muss. es stellt sich erlebt und vorgelebt als die ego-erfüllenste form des zusammenlebens ganz von selbst als das lohnenswerteste heraus.

mfg

sellerie
22.04.2010, 12:54
"es gibt aus meiner ganzen erfahrung heraus nichts menschen-gerechteres als die "gesetze" der liebe und achtung für und vor den menschen selbst. sie als etwas unerschütterliches zu erfahren und von dem menschen um seiner selbst willen geschenkt zu bekommen, dessen fürsorge man sich wohl als kind am meisten wünscht, lässt einen WISSEN was sich als das menschen-gerechteste umgehen miteinander beweist. "

die gesetze der liebe und achtung sind aber nicht so durchsichtig, wie du sie darstellst. sonst bräuchten nach artikel 1 im grundgesetzbuch auch keine weiteren zu folgen.

"was sich in meinem elternhaus wohl besonders von anderen familien abzeichnete, war nicht das geliebt werden, sondern die erlebte augen- und rechtshöhe die ich von beginn an erfuhr. auch mich zeichnet es wohl heute aus, das ich kinder und ihre gefühle generell äusserst ernst nehme und oft ernster, als die von erwachsenen. leider ist das etwas sehr unübliches in unserer gesellschaft. "

gefühle von kindern sollte man nicht ernster nehmen, als die von erwachsenen. wenn du von gleichberechtigung sprichst solltest du menschen aller altersklasse die gleiche achtung entgegenbringen.
gefühle von kindern sollten ernst genommen werden und sind sicherlich gleichwertig zu den gefühlen erwachsener. - es muss aber beachtet werden, dass kinder mit gefühlen noch anders umgehen, viel schneller über so manche tiefs hinwegkommen, als erwachsene, insgesamt "launischer" im positiven sinne sind.

"Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne. /Immanuel Kant

das hat kant zwar sehr schön formuliert und sich damit auch zum gleichwertigen menschen aller anderen erklärt, aber das sollte bitte dann nur der tun, der auch sich selbst lieben gelernt hat und seine bereitschaft sich zb. zu schaden, nicht auf andere überträgt. "

er hat aber auch gleich auf seite 1 seines werkes darüber angezweifelt, dass jemals eine solche tat vollzogen wurde. kein mensch kann so vorausschauend handeln, weshalb es meines erachtens nach "genügt" sich auf den christlichen grundsatz zu berufen, seinen nächsten wie sich selbst zu lieben. (religion hin oder her, es geht um die aussage, danach können auch moslems, hinduisten und agnostiker handeln)

"man wird nicht zum menschenfeind sich einer menschenfeindlichen gesellschaft bewusst nicht anschliessen zu wollen, sondern beruft sich auf die würde und freiheit und menschenliebe, sich dem zu widersetzen.
wenn sich das normale als "schwächer" darstellt, gibt man selber etwas und passt sich dem nicht an...siehe lena !!"

würdest du denn unsere gesellschaft als menschenfeindlich bezeichnen? ein liebevollerer umgang wäre zwar wünschenswert, aber sie als menschenfeindlich zu bezeichnen erscheint mir ein wenig zu negativ.

ich dachte wir hätten uns darauf geeinigt, dass anpassen nicht gleichbedeutend mit nachahmen sei. lena kann selbst etwas geben, aber nur weil sie sich auf die richtige augenhöhe begibt.


"ich glaube zu verstehen das du soziale intelligenz meinst, die weniger mit einem iq zu tun hat. "

weg vom iq war richtig, soziale intelligenz war mir allerdings noch nicht allumfassend genug, auch wenn die einen großen teil dessen ausmacht, was ich mit "intelligenz" ausdrücken wollte. lena scheint sehr schnell zu verstehen; auch witze, die sie noch in der ersten sendung macht, wirken cleverer, als die später folgenden, auch wenn sie beim publikum nicht angekommen sind. im folgenden hat sie ihr niveau dann immer mehr angepasst. (nicht in gravierendem maße)


"erinnere dich an innere bilder von zb. christian und welche die du spontan von lena hast. man spricht allgemein von präsenz, ohne das genau definieren zu können. mir fällt nicht ein einziges bild von lena ein, wo sie mal abwesend oder in sich gekehrt erscheint, selbst wenn sie nicht in die kamera guckt."

ha! interessant, geht mir genauso :D
denke ich an lena, sehe ich ihr gesicht, vom christian nahezu nur haare.

"sorry, aber da irrst du dich sehr. das wort schubladendenken wurde für etwas negatives erst geprägt, die bedeutungshoheit vom wort egoismus ist allerdings sehr umstritten..siehe zb. bei wik. "

jetzt aber mal vom umgangssprachlichen gebrauch abgesehen, beschreibt "schubladendenken" sehr gut, wie unser gehirn funktioniert: wir sortieren in kategorien ein. das ist eine fähigkeit, die niemand missen wollen sollte, weil sie essentiell für unsere geistigen kapazitäten ist.

"das dies eine äusserst umstrittene aussage ist, liegt wohl auf der hand. so könnte ein täter immer antworten. befreit ein selbst erlittenes unrecht von der verantwortung für das eigne unrechte handeln? es erklärte sicher die zusammenhänge wie es dazu kommen konnte, bleibt aber als unrecht in der verantwortung des täters.
du sagst nun am ende selbst, das sie sich alle nach den selben werten sehnen und auch ich denke, das böse ist immer nur mangel-folge. mir geht es darum das ein mensch nicht zum sozialen verhalten erzogen werden muss. es stellt sich erlebt und vorgelebt als die ego-erfüllenste form des zusammenlebens ganz von selbst als das lohnenswerteste heraus. "

in unseren gehirnen laufen biochemische reaktionen ab, die wiederrum physikalischen gesetzmäßigkeiten unterliegen - somit können wir nicht anders, als das zu tun, was wir wollen.

"Wir können tun, was wir wollen, aber wir können nicht wollen, was wir wollen"
hat Schopenhauer mal gesagt

man spricht von einem determinismus.
im klassischen sinne sollte man also nicht von "schuld" sprechen. es ist wichtig, den täter wegzusperren, um ein erneutes dilemma zu vermeiden und nicht, um rachegelüste zu befriedigen.

felix
22.04.2010, 16:22
"--die gesetze der liebe und achtung sind aber nicht so durchsichtig, wie du sie darstellst. sonst bräuchten nach artikel 1 im grundgesetzbuch auch keine weiteren zu folgen."

die gesetze der liebe brauchen kein grundgesetzbuch um verbindliche gültigkeit zu beweisen. das diese allgemeingültigkeit haben, beweist mir jedes einzelne kind, egal wo auf der welt. als ich diesen gesetzen vertrauen lernte und sie zu meinem eigenen grundanspruch machte, wusst ich noch nicht mal zu buchstabieren, geschweige was die grundgesetze des westens aussagen.

"--gefühle von kindern sollte man nicht ernster nehmen, als die von erwachsenen. es muss aber beachtet werden, dass kinder mit gefühlen noch anders umgehen, viel schneller über so manche tiefs hinwegkommen, als erwachsene, insgesamt "launischer" im positiven sinne sind."

und eben das ist ein gewaltiger irrtum, der die späteren mangelfolgeerscheinungen recht gut beschreibt. was du als "schneller hinwegkommen" beschreibst, ist die schnellere aufnahme- und verarbeitungsfähigkeit eines kindes, gegenüber eines erwachsenen. tatsächlich leben kinder "schneller" als erwachsene, weil sie denen gegenüber ein ganz anderes zeitempfinden haben. ein dreijähriges kind erlebt eine stunde im vergleich zu einem erwachsenen als sieben stunden.
mein eigenes erinnerungsvermögen bestätigt mir auch heute, das es im schulkindalter noch eine halbe ewigkeit bedeutete, zb. eine stunde länger draussen bleiben zu können. heute schreib ich hier gefühlt drei zeilen und die stunden verfliegen nur so.

zum einen sollte dieser zeitempfindungsunterschied für kinder sehr ernst genommen werden, weil man da als erwachsener keine kleinen erwachsenen vor sich hat und sich auf sie umstellen sollte, zum anderen aber vor allem die sehr offene und verletzliche gefühlswelt eines kindes, weil die im gegensatz zu einem erwachsenen noch kaum rückgreiferfahrungen hat.

mit launischer hat dieser äusserlich wirkende selbstheilungsprozess verletzungen schneller weg zu stecken nichts zu tun, sondern mit einem selbstschutz und selbsterhaltungstrieb, als kind auf gedeih und verderb angewiesen und abhängig zu sein.
das kind kann es sich gar nicht "leisten" seinen gefühsverletzungen nachzusinnen, weil es gefallen muss um zu überleben und kein selbswerterfahrungspotential hat, auf dem es gefühlsverletzungen verarbeiten könnte.

genau mit dieser unterschätzung von kinderseelen, die meines erachtens nur mit der eigenen unterschätzungserfahrung und verdrängung der eigenen kindheit zu tun hat, "basteln" wir uns wieder die nächste generation voller mangelfolge-erscheinungen.
ich arbeite seit vielen jahren mit kindern, die ich dabei immer in begleitung ihrer eltern erlebe. "wir" sind ein offener spielplatz in berlin, der vor allem kleinkindern spielzeug, indoorbuddelkasten, bücher ect. frei zur verfügung stellt und zusätzlich ein cafè mit frischen säften, kuchen und snaks für die eltern ist. in den tagesthemen kam voriges jahr ein 10 min. bericht über uns und machte sehr positive werbung.

wenn es abends ans schliessen geht, ist es mir zum ritual geworden da "auf der matte zu stehen". mit dem spielen aufhören müssen, sich wieder in die klamotten packen lassen müssen, zu gehen, wenn man noch gar keine lust dazu hat, wird so gut wie von allen kindern als ungerecht gefühlt und deshalb je nach temperament protestiert.
bei den kleinsten, die sich zb. auf mamas schoss weinend gegen das anziehen wehren, lenke ich ganz schnell die aufmerksamkeit auf mich und lenke sie mit etwas lustigem oder schönen ab, damit sie die situation gar nicht als unterbrechung vom spiel empfinden.
bei den etwas grösseren suche ich augenhöhe und verständnis, erkläre ihnen das wir und das ganze spielzeug schon den ganzen tag "auf den beinen sind" und nun auch feierabend machen und nach hause wollen.
für beides sind mir die eltern regelmässig dankbar und ich schmunzle oft, weil ebenso regelmäßig über die eigenen kinder gestaunt wird. sehr oft erlebe ich als reaktion meines augenhöhe suchens und bedingungsloser, völlig ehrlich empfundener sympathie, das die kinder von sich aus anfangen mir ungefragt beim aufräumen zu helfen. "wow- so möchte ich die ja mal zuhause erleben-wie machen sie das ?" ..höre ich dann zwar nicht ungern, aber macht mich auch immer etwas traurig. man kann nie etwas falsch machen einem kind zu zeigen das man auf seiner seite ist und ihm sein wohl und glück aus vollem herzen gönnt. für mich eine typisch menschliche reaktion, das sich geschenkt bekommene liebe im eigenbedürfnis davon etwas zurück geben zu wollen zeigt. MIR ist gerecht geworden und DEM will ich selbst gerecht werden, weil sich das richtig anfühlt.

"Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne. /Immanuel Kant

"-er hat aber auch gleich auf seite 1 seines werkes darüber angezweifelt, dass jemals eine solche tat vollzogen wurde."

fällt mir in dem zusammenhang ein ..
Ideale sind wie Sterne, wir erreichen sie niemals,
aber wie die Seefahrer auf dem Meer können wir unseren Kurs nach ihnen richten.
/Carl Schurz

"-weshalb es meines erachtens nach "genügt" sich auf den christlichen grundsatz zu berufen, seinen nächsten wie sich selbst zu lieben."

mit "genügt" kann ich so gar nichts anfangen, und offensichtlich "erlaubten" und "erlauben" diese grundsätze selbst bei "berufs-christen" noch zb. kindesmissbrauch, von der blutigen christlcihen geschichte mal ganz abgesehen.
mir zeigen die aller meisten erwachsenen in ihrem tagtäglichen verhalten, das sie sich mit ihrem dasein arrangiert haben, da aber von selbstliebe sprechen zu wollen, fällt mir doch äusserst schwer.

lena bildet genau darin eine ausnahme, weil sie noch das "zu bieten hat", womit kinder generell fast jedem erwachsenem vorbild sein sollte..lebensfreude um des lebens selbst willen.
um mit dem puren leben glücklich und zufrieden zu sein, brauchte es dafür als kind "reichtümer", besitz, status, stellung ect.? welches tolle und lohnenswerte verhalten vermitteln wir denn kindern, das dafür dann ein adäquater ersatz sein könnte ? macht und besitzhortung als lebensfröhlichkeitsersatz und im tausch mit einem guten selbstwertgefühl, sich noch wie ein kind jedem gegenüber ein reines gewissen leisten zu können ? das war für mich niemals ein verlockendes angebot und reich ist man sicher nicht duch besitz oder titel.

in einem interview hat lena meine spekulation über sie auf sehr eindeutige weise bestätigt. um sich diese mitgegebene lebensfreude und neugier auf alles was da noch kommt zu erhalten, braucht es nur einen menschen der einen SEIN LÄSST und damit liebt, schützt und fördert. aus eigenem erleben weiss ich das mir diese unerschütterliche liebesgewissheit meiner mutter eine unerschöpfliche kraftquelle blieb, mit allen widrigkeiten des lebens angsfrei umzugehen. auch ich hätte mit 18 spontan geantwortet, das sie die wichtigste person in meinem leben ist.

"--würdest du denn unsere gesellschaft als menschenfeindlich bezeichnen?"

verglichen mit was und wem? für mich ganz persönlich ist und war diese gesellschaft seit 1984, verglichen mit den erlebten ddr-doktrien, sicher sehr viel menschenfreundlicher. würde sich meine gesellschaftskritik ausschliesslich am eigenen zurechtkommen orientieren, hätte ich selbst äussert wenig anlass mich zu beschweren.
ob man es sich gerne bewusst macht oder nicht, bleibt der fakt das wir uns unseren lebensstil und offenbar recht menschenfreundliches system auf kosten einer milliarde hungernder menschen leisten, jedem sechsten menschen neben uns, dem wir sagen müssen..sorry, aber darauf wollen wir nicht verzichten. wir haben uns damit eine "normalität" geschaffen..und ich spreche nicht von den "oberen zehntausend", ..die alleine schon die ressourcen der erde nicht hergeben.
schon vor zwanzig jahren wurde errechnet, unseren verbrauch und lebensstil auf alle menschen der welt übertragen, bräuchte es drei planeten. einen zum leben, einen für die ressurcen und einen für den müll. was wir als lebensvorschlag damit weltweit exportieren, ist unser eigner gemeinsamer untergang..ob das so menschenfreundlich ist?

"--beschreibt "schubladendenken" sehr gut, wie unser gehirn funktioniert: wir sortieren in kategorien ein."

verstehe bitte den beabsichtigten unterschied dieses begriffes. es ist dem was du beschreibst zu verdanken, das wir zb. ohne hinzugucken treppen steigen, weil das gehirn verlässlichkeit gespeichert hat, das die treppe so bleibt wie sie ist. wenn du da sagst," kenn ich eine treppe, kenne ich alle", stimmt das zwar nicht wörtlich, aber das prinzip der treppenfunktion wäre beweisbar und nachvollziehbar, womit es weit ab von schubladendenken ist.
schubladendenken bezeichnet als wort etwas negatives, was dem gleichmachereiversuch eben nicht gerecht wird. man bringt zb. gezielt reisserische berichte über angeblich faule hartz4 empfänger und sehr schnell sind alle hartz4 empfänger nur zu faul zu arbeiten..das ist schubladen"denken".

"--in unseren gehirnen laufen biochemische reaktionen ab, die wiederrum physikalischen gesetzmäßigkeiten unterliegen - somit können wir nicht anders, als das zu tun, was wir wollen."

das gilt sicherlich nicht nur für unser menschliches gehirn und biochemische reaktionen, womit in frage zu stellen wäre, ob nicht jegliches gesetzmäßigkeiten folgt, die sich gegenseitig so bedingen, das zufall nur das wort für das noch nicht verstehen bedeutet.

wenn wir täten was wir wollen und die wahl hätten, wünschte sich jeder einzelne wohl ein glückliches und sinnesbefriedigendes leben, das mit einem zusammen mit allen in keinem wiederspruch steht. unsere noch-makel sind alle als mangelerscheinungsfolge, geschichtsüberbleibsel und bewusstseinschwäche zu erklären, weshalb man vor allen bei den kindern ansetzen muss, diesen selbstläufer zu durchbrechen und zb. gleich global denken und verstehen zu lernen.

die bezeichnung "größenwahnsinniger raubaffe" fand ich für uns menschen immer recht passend. bei allen makeln, ich liebe den menschen und ein sonnenschein wie lena, erklärt mir da auch sehr schnell wieder warum :-) alles in allem ist der mensch gar nicht böse, sondern "nur" noch ganz schön blöde ;-)..was ja nicht so bleiben muss.
jede neue generation ist eine neue chance.

mfg

ps: wir toben uns hier ganz schön aus...ich hoffe das es weder nervt noch zu langweilig für andere ist. meinungen und mitmachen gerne erwünscht.

rgbpixel
26.04.2010, 01:04
Muss gerade mal ein paar Sachen loswerden, die ich schon seit geraumer Zeit mal aufschreiben wollte, und die wohl am besten hier in den Philosophie und Psychologie thread ;) reinpassen. Eigentlich geht es um Dinge die schon ganz in die Anfänge zurückgehen, ein paar kleine "Selbstbeobachtungen", haben andere evtl auch schon irgendwo so geschrieben, da sicher kein Einzelfall. Habe bei mir gemerkt, dass ich quasi Lena Fan der "ersten Sekunde" bin und ich denke das hängt ganz stark mit dem Thema "Lenas Autentizität" zusammen. Erste Sekunde meine ich hier wirklich wörtlich. Ich weiss nicht ob es Euch aufgefallen ist. Praktisch alle Lieder die in USFO präsentiert werden haben ein Intro. Bei der ersten Folge alle bis auf zwei (Lena und Johannes Böhm (der war aber lasch)) hatten kein Intro. Das erste was wir von Lena zu hören bekamen war dieses unglaublich präsente "Ay Ay" in My Same. Flashing! Diese Präsens setzte sich dann fort durchs ganze Lied. Wenn der eigentliche Text einsetzt gibt es dann gleich noch so einen Moment, und im Folgenden immer wieder. Ein wesentlicher Unterschied zu vielen anderen Performern in der Staffel ist dass diese oftmals zwar "bewusst gesungen" haben (und gar nicht mal schlecht) man aber Lenas Songs als "bewusst gelebt" empfindet. Dazu tragen 1000 kleine Details bei (nebenher gemurmelte Silben die Keiner versteht, ein freudiger Blick zur Band, Handbewegungen, ein "Yea" am Ende des Liedes etc). Ich glaube es wäre mal eine Spannende Arbeit für nen Musikwissenschaftler das genau auseinanderzunehmen und ich denke das es sogar messbare parameter sind. Das verrückte ist, dass man das zwar bringen aber nicht planen kann (außer man ist unglaublich gut und hat viel Publikums und Bühnenerfahrung). Einer der dass denke ich ganz gut gleich beobachtet hat war Prophet Marius "weil man Dich spürt....Du hast Star-Appeal..."

Ich hab früher selbst recht viel Musik (Jazz) gemacht und am besten waren immer die Momente in denen durch irgend einen blöden Zufall irgend etwas passiert ist was vorher noch nie so war und man das dann bewusst formen konnte. Ich glaube Lena konnte dieses Surf-Gefühl in allen 11 USFO Songs gut nutzen. Ich hoffe sie schafft es das auch weiterhin zu erreichen wenn das ganze mehr zur Routine werden muss. Ich vermute mal, dass es dann immer wieder besondere Glanzlichter als Auftritte geben wird, wenn mal wieder alles anders als Gewohnt ist. Im Übrigen sind die 11 USFO songs hintereinanderweg als MP3 auf nem iPod ein echt super Album, dass man immer wieder hören kann, weil mal immer wieder was neues entdeckt. Ich bin sehr gespannt, ob das offizielle Album da rankommen kann. Wünsch es mir sehr.

rumimo
19.06.2010, 16:43
Ich habe das alles sehr gerne gelesen, inspirierende Beiträge und Zitate.
Was mich am Meisten an Lena fasziniert ist ihr Spass am Risiko, da blüht sie regelrecht auf.
Sie sägt ständig an ihrem Thron und ihre Fans müssen diesen dauernd durch Erklärungen reparieren.

Tiny Tim
02.05.2011, 23:43
Ich möchte ungern die Auseinandersetzung über diesen aus meiner Sicht zentralen Punkt zur Erklärung des "Phänomens" des besonderen Wesens der Lena Meyer-Landrut an dieser Stelle unter - einem meinen Vorschreibern zu glauben - höchstens mittelprächtigen SPIEGEL-Artikels führen, weiß jedoch nicht, ob es sinnvoll ist, dafür einen inzwischen recht alten und im zweiten Teil gelinde gesagt äußerst mühsam zu lesenden Fred, wieder aufzuwärmen.

Ich finde es sinnvoll. Hallo ancora, zunächst herzlichsten Dank, dass Du noch einmal an die äußerst fruchtbaren Gedanken momos erinnert hast, an die die Diskussionen in diesem Thread anschließen, die dann leider irgendwann in Unlesbarkeit ausgeufert sind. ;) Das heißt aber nicht, dass man diesen Thread einfach dem Nebel der Vergangenheit überantworten müsste, sondern ich finde, man sollte ihn ruhig wiederbeleben, allerdings möglicherweise mit einem neuen Titel (darum müsste sich dann ein Moderator kümmern):


Ich finde "authentizität" ist der falsche begriff

Das finde ich nämlich auch. Das Schöne an der Wiedererweckung dieses Threads durch Dich, ancora, ist aber, dass Du mit Deinem Hinweis auf momos Blogbeitrag http://autismuskritik.twoday.net/stories/assoziation-zu-einem-popkulturellen-urknall/ einen Pfad geschlagen hast zu einem überaus bemerkenswerten Zeitungsartikel aus den Aachener Nachrichten vom 27. März 2010, aus dem momo auch zitiert: http://www.an-online.de/news/topnews-detail-an/1248923?_jumps=0

Unter dem Titel "Verliebt in die Hoffnung auf ein besseres Morgen" finden die Autoren Christoph Velten und Marlon Gego ganz en passant den m.E. auf Lena zutreffenden Begriff: Wahrhaftigkeit. Auf Seite 2 schreiben sie über Lena:

In einem Land, dessen Prominenz aus Politik, Sport und Show im Wesentlichen aus Angepassten, Floskelmaschinen und Selbstdarstellern besteht, ist sie eine ziemliche Ausnahmeerscheinung. Es ist, als sehne sich das Land nach Wahrhaftigkeit, und Lena ist so etwas wie die vorübergehende Verkörperung dieser Sehnsucht.

Ich finde, hier sollten wir wieder anknüpfen, und ein Moderator sollte vielleicht den Thread in "Lena und die Wahrhaftigkeit" umbenennen. Wie wär's? :)

bates
02.05.2011, 23:53
Ich finde, hier sollten wir wieder anknüpfen, und ein Moderator sollte vielleicht den Thread in "Lena und die Wahrhaftigkeit" umbenennen. Wie wär's? :)

Ha! Ich hatte schon seit längerem vor, mal einen längeren Text zu dem Authentizitäts-Thema zu schreiben, und er sollte genau in dem Vorschlag münden, das Wort "Authentizität" als Lena-Attritut durch "Wahrhaftigkeit" zu ersetzen.

("Authentisch" sind z.B. auch Dieter Bohlen oder Roland Koch. Aber sie sind nichts weniger als wahrhaftig.)

momo
03.05.2011, 02:23
tach, die herr- und frauschaften.

wie ich durch einen spätabendlichen blick auf meine sitestatistiken mitbekam, ist dieser urzeitliche thread aus der lenaistischen urknallphase wieder aus der versenkung gehoben worden - sehr gut :thumbsup:

wie damals angekündigt, bin ich hier ja nun eher stiller mitleser, wobei mich auch ein paar eigenarten in diesem forum gehalten haben, die ich von beginn an schon sehr interessant am phänomen lena fand - die bandbreite derer, die sie so anzieht (eingeschlossen mich als sympathisant) bis hin zu solchen diskussionen wie dieser hier, die ich für ein fanforum eines ursprünglichen castingstars schlicht erstaunlich finde (auch, wenn ich zb. bei bezügen auf adorno bis heute nicht so genau weiß, was ich wirklich davon halte - unbekannterweise tach auch herr sobchak ;)

jedenfalls: ob nun von authentizität oder wahrhaftigkeit geredet wird, finde ich für mich erstmal egal, weil es sich dabei für mich deutlich um synonyme handelt. ich vertrete keinesfalls die heute übliche, sozusagen postmoderne nulldefinition von authentizität, sondern würde das so definieren, wie ich das damals im blogbeitrag hinsichtlich lena schon gemacht habe. und das lässt sich auch als wahrhaftigkeit bezeichnen, wobei ich aus verschiedenen gründen das wort authentizität vorziehe. bohlen und koch finde ich übrigens alles andere als authentisch - aber genug der wortklaubereien.

vielleicht könnte es für einige ganz interessant sein, wie meine wahrnehmung von lena vor dem hintergrund meiner eindrücke vor einem jahr inzwischen aussieht - ich denke, ich habe schon einen sehr anderen background als viele andere hier, und beschäftige mich aus gründen auch eher mit den diversen unerfreulichen seiten der menschlichen existenz in dieser welt, was durch einen blick ins blog deutlich wird.

jedenfalls habe ich lena die ganze zeit immer irgendwie im auge behalten, betrachte so einige dinge wie ihren werbedeal weiterhin als (notwendiges?) übel in diesem business, hoffe auch weiter auf eine irgendwann nötige emanzipation von den raabschen kreisen, fand "good news" in etlichen songs ganz nett, obwohl ich immer noch eigentlich ganz andere musik bevorzuge - und habe mich dann vor ein paar wochen dabei ertappt, wie mir zwei ganze nächte lang die ersten konzertvideos aus berlin reingezogen hab :-D :Musik01:

das war dann für mich wieder ein ähnlicher effekt wie im letzten jahr: "was mache ich hier gerade eigentlich?" :D
offensichtlich bin ich schon wieder ein bißchen, wie heisst es hier inzwischen, verwubbt...

jedenfalls haben mich diese videos davon überzeugt, dass ich bei nächster gelegenheit und einem konzert in erreichbarer nähe mein ganzes umfeld schocken werde und das selbst hören und sehen möchte - (btw. @brainpool: es kann also auch durchaus nach hinten losgehen, ständig alles zu sperren - wisst ihr eigentlich, wie es der marketingabteilung der siriuscorporation lt. dem anhalter durch die galaxis damals ergangen ist bzw. ergehen wird? http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/images/smilies/hehehit.gif

nee, ganz ehrlich: das, was alleine schon durch die videos rüberkommt, fand ich wirklich schwer beeindruckend. und ich habe mittlerweile den eindruck, dass sie eine art balance gefunden hat zwischen den anforderungen, die das geschäft nun mal an sie stellt (unabhängig davon, wie ich das finde) und ihrer eigenen art des seins.

und ich würde mal sagen, es gibt ne menge leute in der branche, die das nicht bis gar nicht so gut hinbekommen. alleine dafür gibt´s schon mal jede menge respekt.

und das sie natürlich keinerlei talente hat und erst recht nicht singen kann - nun, davon war ich schon seit der regenraupe schwer überzeugt :-D ;)

lena, alte röhre: weil ich schon glaube, dass Du hier mitliest - Du könntest vermutlich nicht nur mich sehr glücklich machen, wenn Du Dich zukünftig öfter mal in soulige und jazzige gefilde wagen würdest :X hast ne wunderschöne stimme für sowas http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/images/smilies/ja02.gif

zum schluß: ich glaube, wenn nicht ganz gravierende dinge passieren, muss sich niemand groß sorgen machen - sie hat ne solide fanbasis, polarisiert notwendigerweise (zum warum habe ich damls im blog auch schon was geschrieben) und wird vielleicht nicht zum weltstar, aber zu einem menschen, der mit dem, was er macht, andere berühren kann. und das ist im leben schon verdammt viel.

und damit verabschiede ich mich vorläufig wieder aus diesen wundersamen gefilden :)

Economist
03.05.2011, 02:25
Ha! Ich hatte schon seit längerem vor, mal einen längeren Text zu dem Authentizitäts-Thema zu schreiben, und er sollte genau in dem Vorschlag münden, das Wort "Authentizität" als Lena-Attritut durch "Wahrhaftigkeit" zu ersetzen.

("Authentisch" sind z.B. auch Dieter Bohlen oder Roland Koch. Aber sie sind nichts weniger als wahrhaftig.)

Nun ja, authentisch bedeutet ja erstmal nur, daß zwischen der Wahrnehmung des (ersten) Anscheins und dem wirklichen Sein kein Unterschied besteht. Ob Roland Koch bei diesem Kriterium als authentisch gelten kann, lasse ich mal dahingestellt (Politiker, zumindest aufwärts von der Kommunalpolitik, können eigentlich nicht erfolgreich sein, wenn sie authentisch sind). Bei Dieter Bohlen mag das eher hinhauen.

Zurück zu Lena. Ja, sie ist natürlich auch authentisch (soweit man das aufgrund rein medialer Kenntnis ihrer Person sagen kann - aber ich denke das kann man, nach Hunderten von Stunden aus Interviews und TV- und Radiosendungen, bei denen irgendwelche Verstellungen irgendwann aufgefallen wären). Aber die wichtigere Eigenschaft ist in der Tat die Wahrhaftigkeit oder, was noch umfassender ist und für mich Lena als Person in besonders hohem Maße auszeichnet, ihre Integrität. Das bedeutet schlicht eine sehr große Übereinstimmung zwischen den von ihr hoch gehaltenen Werten/Tugenden (insoweit unsereins davon Kenntnis hat durch ihre eigenen Aussagen in den Medien) und ihrem Verhalten. Bei aller Spontaneität und dem Schalk im Nacken, die Lena auch auszeichnet: Auch in diesen Momenten gibt es nie Witze auf Kosten eines anderen Menschen, beispielsweise.

Gewisse Zweifel ob ihrer Wahrhaftigkeit sind mir allerdings damals gekommen, als sie doch glatt behauptete, schon zum achten Mal zwangsverheiratet zu sein... :D

Tiny Tim
03.05.2011, 02:43
wie damals angekündigt, bin ich hier ja nun eher stiller mitleser, wobei mich auch ein paar eigenarten in diesem forum gehalten haben, die ich von beginn an schon sehr interessant am phänomen lena fand - die bandbreite derer, die sie so anzieht (eingeschlossen mich als sympathisant) bis hin zu solchen diskussionen wie dieser hier, die ich für ein fanforum eines ursprünglichen castingstars schlicht erstaunlich finde (auch, wenn ich zb. bei bezügen auf adorno bis heute nicht so genau weiß, was ich wirklich davon halte - unbekannterweise tach auch herr sobchak ;)

Moin moin momo! Tja, das weiß ich auch nicht, was Du davon halten sollst, aber wir haben ja genügend Zeit das herauszufinden. :D

Ich stimme jedenfalls Economist zu: Integrität ist Lenas herausragende Tugend. Um das noch einmal zu illustrieren und diesem aus seinem Dornröschenschlaf erweckten Thread zusätzliche Nahrung zu geben, zitiere ich erneut mein Lieblingspost:


Thema zwischenmenschliche Kommunikation
Was ich von Lena lernen kann

1. Jedem wie selbstverständlich zuerst ins Herz zu schauen ist nicht uncool, sondern zeigt wirkliches Interesse an der Person und Respekt vor dem Wesentlichen. Wenn auf der Ebene was zurückkommt, alles ok.
2. Andernfalls zu verstehen geben: Das ist doch das Wichtigste. Sieh mal wie schön das ist. Weißt du das überhaupt?
3. Wenn das nicht verstanden wird, Spiegel vorhalten durch
humorvolles Ironisieren.;)
4. Falls weder Herzlichkeit und Spiegeln funktioniert: Klar und deutlich abgrenzen. Wenn erforderlich "Zettel wegnehmen" und "nachsehen was da überhaupt steht". In schweren Fällen "laut vorlesen".

Folgende Weisheiten des demokratischen Philosophen Mong Dsi glaube ich in Lenas bisher gezeigtem Verhalten, vorbildlich umgesetzt, wiedererkennen zu können:

"Der große Mensch bewahrt sich sein kindliches Herz."

"Ein Gelehrter mag zwar große Gelehrsamkeit besitzen;
aber das Wichtigste ist, wie er sich verhält."

"Gehen dem Menschen Hühner und Hunde verloren, so weiß er , wo er sie suchen soll. Geht ihm sein Herz verloren, so weiß er nicht, wo er es suchen soll."

"Liebe ist der höchste göttliche Adel und des Menschen friedliches Zuhause."

"Werde nie zornig! Sonst könntest du an einem einzigen Tag das Holz verbrennen, das du in vielen sauren Wochen gesammelt hast."

"In der Freundschaft zählen nicht Alter, weder Rang noch Verwandtschaft und Beziehung. Wer einen Freund sucht, sucht den Charakter."

"Ich habe nie gehört, daß einer, der sich selbst krümmt, andere gerade machen
kann."

"Der Gütige läßt die Art, wie er einen geliebten Menschen behandelt, auch den Ungeliebten zuteil werden."

Mong Dsi, (372 - 289 v. Chr.), auch Meng-Tse, eigentlich Meng Ko, latinisiert: Mencius, konfuzianischer Philosoph, Demokrat und wandernder politischer Ratgeber, auf seiner Grabstätte wurde ein Tempel errichtet

Quelle: aphorismen.de/display_aphorismen.php?search=9&sav=2674&hash=a8345c3bb9e3896ea538ce77ffaf2c20&page=2&xanarioID=25b1c52439e7a8061a604d25626ea3 90

ancora
03.05.2011, 02:55
Na, das scheint ja doch noch zu klappen mit diesem Diskussionsstrang aus uralten Tagen.

Danke, momo, auch für Deinen Wiedereintritt in die Runde mit einer wohl doch sehr typischen Geschichte eines der eigenen Jugend schon lang enteilten Mannes, der sich aber bisher noch nicht "getraut" hat, so ganz allein auf ein Konzert der noch nicht mal 20-jährigen Dame zu gehen.

Höhepunkt war wohl das Ende des Konzerts in Köln; falls Du es nicht kennst, hier die letzten Bilder eines grandiosen Finales als kleines Dankeschön für Deinen Beitrag gedacht: http://www.dailymotion.com/video/xiht6p_lena-finale-koln-live-29-04-2011_music

Economist
03.05.2011, 02:58
An die Mods übrigens: Bitte in der Klammer des neuen Threadtitels "was" durch "war" ersetzen.

Diver
03.05.2011, 04:08
Neben der Musik und dem Aussehen, ist das die dritte Säule
unseres Fan seins ? Die Reihenfolge entscheide jeder für sich.
Ständig Authentisch und Wahrhaftig zu sein, das sind große
Erwartungen die wir an Lena stellen.
Dazu müssen wir ein genaues Lena Charakterbild erstellen.
Wie ist Sie ?
Wir kennen nur das Öffentliche, Mediale Bild von Lena.
In Köln bei ILY als Sie emotional nackt vor den Zuschauern stand,
haben wir da die wahre Lena gesehen. Lieb, natürlich, freundlich,
trotzdem nicht schwach, sondern stark und in gewisser weise Kontrolliert.
Das machte Sie unbeschreiblich schön, von Innen und Außen.
Betrachten wir uns selbst, sind wir ständig authentisch, wissen von uns
allen selbst, wie unser Umfeld uns sieht oder gerne hätte.
Wir haben es alle viel leichter, ohne die Öffentliche Beobachtung.
Was geschieht, wenn Lena einmal von Ihren Lenatugenden abweicht.
Vielleicht unbewust. Bricht für uns die Lenawelt zusammen.
Sollen wir uns besser nur über die Musik und Aussehen von Lena Gedanken
machen und an der Oberfläche bleiben. Dürfen wir weiter gehen.
Wird das früher oder später zu Enttäuschungen führen.
Viele Fragen, Diskussion offen.

Axel1954
03.05.2011, 08:56
Gewisse Zweifel ob ihrer Wahrhaftigkeit sind mir allerdings damals gekommen, als sie doch glatt behauptete, schon zum achten Mal zwangsverheiratet zu sein... :D

Ihre 8 malige Zwangsverheiratung würde mich aber keine Skunde an ihrer Wahrhaftigkeit zweifeln lassen, solche Sachen sind ihrer zweiten Staatsangehörigkeit geschuldet als Bürgerin Absurdistans! ;)

Economist
03.05.2011, 10:40
Ihre 8 malige Zwangsverheiratung würde mich aber keine Skunde an ihrer Wahrhaftigkeit zweifeln lassen, solche Sachen sind ihrer zweiten Staatsangehörigkeit geschuldet als Bürgerin Absurdistans! ;)

Wohl wahr - es wäre ja auch schlimm, wenn Wahrhaftigkeit hieße, immer nur ernsthaft sein zu müssen. Ironie, und Humor überhaupt, ist ein ganz wesentlicher Bestandteil dessen, was das Leben lebenswert macht und hilft, die schwierigen Dinge im Leben besser zu ertragen. In einem höheren Sinne sind solche Aussagen mithin auch wahrhaftig...:)

bates
03.05.2011, 11:11
Wohl wahr - es wäre ja auch schlimm, wenn Wahrhaftigkeit hieße, immer nur ernsthaft sein zu müssen. Ironie, und Humor überhaupt, ist ein ganz wesentlicher Bestandteil dessen, was das Leben lebenswert macht und hilft, die schwierigen Dinge im Leben besser zu ertragen. In einem höheren Sinne sind solche Aussagen mithin auch wahrhaftig...:)

Ja, "wahrhaftig" ist ungleich "wahr".

momo
03.05.2011, 23:46
hm, wenn ich mir besonders die letzten beiträge anschaue, habe ich das gefühl, doch noch mal etwas definitorische krämerei veranstalten zu wollen ;)

"wahrhaftigkeit" ist ungleich "wahr"

hmmm.....yoah - allerdings verstehe ich dann nicht so recht, warum Du Dich dann so gegen das wort "authentizität" wendest?

sicher sind die weiter oben genannten beiden "herren" in einem gewissen authentisch, ich würde sie persönlich beide als authentische ar............r :mr.easton: bezeichnen - und da betrachte ich das wort lediglich als beschreibendes attribut. in diesem falle für zwei leute, die ich auf bestimmten ebenen als grundverlogene - und auf dieser ebene kein stück mehr authentisch! - und ziemlich widerwärtige persönlichkeiten wahrnehme.

auf einer anderen ebene betrachte ich authentizität aber eher so wie schon andernorts geschrieben - als synonym für im einklang mit sich selbst sein (und dafür ist lena eben ein im bereich von sog.öffentlichen persönlichkeiten extrem seltenes beispiel, nur noch mal ganz nebenbei gesagt, falls es irgendwem noch nicht aufgefallen sein sollte http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/images/smilies/Daumen rauf01.gifranpa: :zahn:

ich hoffe, dass der unterschied zwischen beiden skizzierten bereichen deutlicher geworden ist? wobei es nun für mich auch nicht so ist, dass authentizität umstandslos = gut ist. das würde ich nun auch nicht sagen. aber letztlich ist diese spezielle diskussion eine, die mal eben den rahmen des forums hier sprengen würde, darum hör ich jetzt wieder auf :X

Lars
03.05.2011, 23:50
An die Mods übrigens: Bitte in der Klammer des neuen Threadtitels "was" durch "war" ersetzen.
Nur, wenn du dich in "Ökonom" umbenennst ;)
Ach was, schon passiert :)

ancora
03.05.2011, 23:50
Momo, wieso denn an dieser Stelle aufhören ? Weitermachen! Los, hau raus!

momo
03.05.2011, 23:54
Tja, das weiß ich auch nicht, was Du davon halten sollst, aber wir haben ja genügend Zeit das herauszufinden. :D

hm, und jetzt weiß ich nicht, ob ich das eher als versprechen oder als drohung verstehen soll... http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/images/smilies/fies01.gif :-D

Tiny Tim
03.05.2011, 23:56
hm, und jetzt weiß ich nicht, ob ich das eher als versprechen oder als drohung verstehen soll... http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/images/smilies/fies01.gif :-D

Tropfen für Tropfen kommen wir der Wahrheit näher. :D

momo
04.05.2011, 00:18
Momo, wieso denn an dieser Stelle aufhören ? Weitermachen! Los, hau raus!

oh nee, das schaff ich echt nicht mehr heute, weil ich gleich ins bettchen muss - und das mit dem rahmen sprengen habe ich schon ernst gemeint...

aber um denjenigen hier, die sich näher mit dem ominösen ;) begriff der authentizität beschäftigen wollen, etwas futter zu geben, verweise ich mal auf einen älteren blogbeitrag (http://autismuskritik.twoday.net/stories/1868194/) bei mir, der sich dem thema von einer sehr ernsten seite her nähert - es sind zwei teile, und danach könnte etwas deutlicher geworden sein, warum ich diesen begriff nur mehrdimensional sinn machend finde.

btw, weil´s zum verlinkten artikel passt: wenn ich mich recht erinnere, hatte lena irgendwann auch mal geäussert, dass sie gerne bei gelegenheit eine psychopathin darstellen würde - das finde ich immer noch faszinierend, und es lädt auch sehr zu spekulationen darüber ein, welche seite da in ihr angesprochen wird - ebenso wie mit der vorliebe für horrorfilme. ins blaue hinein würde ich vermuten, dass ihr diese seiten der menschlichen existenz so fremd (glücklicherweise) sind, dass diese fremdheit schon wieder eine faszination mit sich bringt. würde mich aber wirklich sehr interessieren, wie sie so eine rolle ausfüllen und interpretieren würde.

momo
04.05.2011, 00:23
Tropfen für Tropfen kommen wir der Wahrheit näher. :D

tropfen für tropfen? :trinken03: so? na wenn du meinst :thumbsup:

(herrje, ich muss wirklich schlafen gehen :-D

by by

pLENArium
04.05.2011, 00:28
ebenso wie mit der vorliebe für horrorfilme.

OMG - genau wie ich :D - ich liebe, liebe, LIEBE diese Frau :wub: :faint: :wub:


...sorry für die überschwängliche Reaktion...aber hatte heute meinen Purzeltag, und wahrscheinlich mehr Bierchen auf Lena als auf mich getrunken http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/images/smilies/beer.gif

ancora
04.05.2011, 01:00
Momo, ich wollte Dich nicht derart unter Druck setzen, Deine Gedanken noch heute nacht hier in Gänze ausführen zu müssen.

Ich fände es nur schade, wenn Du mit Deinem ganz speziellem Wissen, das, wie ich vermute, aus Deiner beruflichen Tätigkeit im Bereich der "psychiatrischen" Forschung stammt, hinter dem Berg hälst, weil Du denkst, das würde hier niemanden interessieren, bzw. hätte hier bei der lenaistischen Avantgarde keinen Platz.

Ein kurzer Blick auf die von Dir geschriebenen Texte in Deinem Blog, läßt mich aber erstmal zwei Gänge runterschalten.
Das ist, zumal wenn man es am Computer lesen muß, mit dieser Gliederung und - bis auf die Zitatpassagen - der permanenten Kleinschreibung schon hartes Brot. Nichtsdestrotrotz werde ich mich daran versuchen.

Auf eine fruchtbare Auseinandersetzung bei der gemeinsamen Suche nach der Wahrheit.



PS: Und weil ich schon beim erstmaligen Lesen des Titels Deines Blogs diesen so interessant fand, hier ein Auschnitt eines Textes, der mir dazu spontan sofort einfiel:

"Mit 15 eines Morgens beim Betreten der Schule zusehen müssen,
wie einer aus deiner Klasse einem kleinen Portugiesen in der
Schwingtür genüßlich den Arm bricht. Bis du dich bewegen kannst,
hat es schon geknackt. Später sagt der Videot:
Ich wollte nur mal sehen wie das ist.
Du hältst dir tagelang die Ohren zu."

aus: http://werkzeug.heinzrudolfkunze.de/musik/songs/kilian.html

"

bates
04.05.2011, 01:45
@momo: Zunächst mal, toll, dass Du hier wieder aufgetaucht bist (hatte diesen Thread hier durchaus früher schon zur Kenntnis genommen, war halt vor meiner Zeit).

Zur "Authentizität": Der Dissens (so es denn einen gibt) liegt m.E. nur an den völlig unterschiedlichen Kontexten, in denen wir den Begriff gebrauchen. Würde der Begriff in der Regel in Deinem Sinne gebraucht werden - als Synonym für "Im Einklang mit sich selbst sein" - ich hätte nichts dagegen. Ich glaube aber, dass ihn fast niemand so benutzt; der Begriff ist m.E. vollständig kontaminiert.

Mein Roland-Koch-Beispiel bereue ich etwas, weil ich mir da selbst nicht ganz sicher war und es das andere Beispiel verwässert: Während der ersten DSDS-Staffel (der einzigen, die ich regelmäßig verfolgt habe) war Bohlen auf dem Höhepunkt seines Erfolgs, führte mit seinem Buch ("Nichts als die Wahrheit" ;)) die Charts an, und sein Erfolg wurde allerorten damit erklärt, dass er zwar ein Rüpel und Fiesling, aber darin eben ungeheuer authentisch sei und das die Leute eben mögen. Mit anderen Worten, wie Du sagst, die größten Arschlöcher können „authentisch“ sein (es gibt, hört man, sogar authentische Nazis).

Ich kenne diesen Authentizitäts-Diskurs v.a. aus der Pop-Kritik, da ist das ein alter Hut; die SPEX hat das bereits in den 1980ern losgetreten. Es ging damals darum, darauf hinzuweisen, dass es im Pop immer ein Moment des Künstlichen, des Un-Eigentlichen, des Vermittelten gebe, ein offensives Rollenspiel und eine Mimikry, in der natürlich auch etwas ungeheuer Befreiendes liegt – und auch subversives Potenzial. Es ging um ein Abgrenzen, ein Zurückweisen der Festschreibung einer Eins-zu-Eins-„Authentizität“, wie sie v.a. im biederen Rock-Bereich als Ideal gilt – tatsächlich denke ich bei „authentisch“ immer an den hemdsärmeligen, im Schweiße seines Angesichts arbeitenden Rockgitarristen als „ehrliche Haut“, so fern von jedem Glanz, jedem Glamour, jedem Vieldeutigen und Schillernden, jeder Smartness und jeder Gefährlichkeit wie nur irgend möglich – zwar irgendwie ein Rebell und wilder Kerl, aber dabei doch „einer von uns", ein Junge von nebenan, ’n janz Bescheidener, Bodenständiger usw. Das, glaube ich, mögen die Leute, weil es sie nicht beunruhigt. Der Witz ist, dass gerade dieser Typus in vielen Fällen eine offensichtlich aufgesetzte Rolle ist, ein Image – und von allen denkbaren Rollen auch noch die langweiligste. Am anderen Ende stehen Stars, die sich selbst offensiv als Kunstfiguren inszenieren, die ihre Masken ständig wechseln (Bowie, Madonna, seit neuestem evtl. Lady Gaga) – inwiefern diese „Künstlichkeit“, wenn sie als Konzept glaubwürdig ist, auf einer höheren Ebene wieder „authentisch“ ist, darüber ließe sich trefflich streiten. Aber: Im Zweifelsfall ziehe ich diese Kunstfiguren den "authentischen" Figuren vor, Künstlichkeit als Konzept finde ich sehr anziehend, aufregend.

Lena ist da nun deshalb ein interessanter Fall, weil sie in diese Dichotomie überhaupt nicht hineinpasst. Offensichtlich hat sie weder mit biederer Rock-Hemdsärmeligkeit noch mit offensiv inszenierter Pop-Künstlichkeit irgendetwas zu tun. Sie war praktisch von ihrem ersten Auftritt an ein Star im wahrsten Sinne des Wortes und ist zugleich bis jetzt ein Anti-Star geblieben. Sie scheint auf bewundernswerte Weise im Einklang mit sich selbst zu stehen und bleibt doch schwer fassbar, unberechenbar, spielt lachend verschiedene Rollen, ist in vielem auch widersprüchlich (ich kann zumindest nicht behaupten, dass ich alles, was sie tut, nachvollziehen kann – für mich bleibt ihre Begeisterung für eine ESC-Titelverteidigung ein Buch mit sieben Siegeln, ich verstehe letztlich nicht wirklich, warum sie das möchte, ich verstehe nur, dass sie es will.)

"Authentizität" war in der Lena-Presse letztes Jahr - neben der ähnlich problemhafteten "Natürlichkeit" - das Schlagwort schlechthin, und ich behaupte, fast niemand hat es in Deinem Sinne - "im Einklang mit sich selbst sein" - benutzt. Sondern es ging damals schon darum, Lena kleinzuschreiben - die freche Göre von nebenan mit losem Mundwerk, die ständig "Alter Finne" sagt - und vor allem, sie auf diese Rolle festzuschreiben. Und genau dieselbe Presse - man kann es an der Berichterstattung ja mustergültig nachvollziehen - ist dieser Festschreibung (ihrer Projektion) nun überdrüssig geworden und spricht jetzt von gespielter Authentizität, von Affektiertheit, Aufgesetztheit usw. Die Folge habe ich gestern so zu beschreiben versucht:


Die Authentizitäts-Erwartung treibt Lena in eine Position, in der sie immer nur alles falsch machen kann. Nimmt man sie als kontrolliert und unspontan wahr, wirft man ihr vor, nicht mehr spontan zu sein (= nicht mehr authentisch; affektiert, aufgesetzt), nimmt man sie als unkontrolliert und spontan wahr, wirft man ihr vor, mit der immer gleichen Art zu kokettieren (= nicht mehr authentisch; affektiert, aufgesetzt).

Noch gewichtiger finde ich aber, dass der Künstlichkeits-Vorwurf keineswegs neu ist. Schon zu ihrem Diamond-Dave-Auftritt lassen sich Stimmen finden, nach denen ihr erster Auftritt noch "authentisch" war, sie aber jetzt "nur noch eine Rolle spiele", immer die gleiche "Masche" fahre. Und vielleicht gibt es sogar Leute, die schon den „My Same“-Auftritt ganz unmittelbar als „gekünstelt“ empfunden haben. So absurd mir diese Wahrnehmung auch erscheint (absurder geht es fast nicht mehr!), ich kann doch nicht abstreiten, dass sie in der Welt ist. Dass es Menschen gibt, die auf Lena blicken und sozusagen ganz ehrlich etwas Affektiertes und Gekünsteltes sehen (nicht aus "Neid und Missgunst", es ist tatsächlich ihre Wahrnehmung). Man kann mit diesen Leuten bis zum Sanktnimmerleinstag streiten, aber diese Diskussion ist m.E. völlig nutzlos – ich finde es cleverer, die Dichotomie „authentisch/künstlich“ an sich als fruchtlos zurückweisen, als eine falsch gestellte Frage.

In die richtige Richtung - und als eine Möglichkeit, das Wort "Authentizität" sinnvoll zu benutzen - ging m.E. einer der beiden schönen Einträge im Blog "Unfrisiertes":


Ich als jemand, der wahrscheinlich dein Vater sein könnte, wage es ja gar nicht, dir etwas über Mädchen knapp unterhalb der Zwanzig zu erzählen, aber bei solchen Sätzen scheint mir diese Nachhilfe tatsächlich angebracht: Mädchen in dem Alter spielen immer gleichzeitig mehrere Rollen. Auch im Alltag. Warum? Weil sie es können. Weil es Spaß macht. Und Lena hat dieses Rollenspiel einfach auf die Bühne übertragen. Genau *das* was das Authentische. Nicht, ob Lena in ihrem tiefsten Inneren wirklich so ist – das sollen Psychologen ergründen, oder besser nicht. In dem Alter probiert man einfach aus, und weil Lena das gezeigt hat, was wir (also jetzt bis auf dich, Gideon ) von Mädchen dieses Alters kennen, deswegen kam sie „authentisch“ rüber.
Diese Definition bleibt natürlich weit hinter Deiner - "Im Einklang mit sich selbst sein" - zurück. Denn das ist ja wirklich ein psychologischer Ansatz. Was Du darüber in deinen Blogeinträgen schreibst, finde ich sehr beeindruckend. Und ich teile Deine Sicht auf Lena in diesem Sinne. Warum ich den Begriff "Authentizität" trotzdem nicht mag, habe ich eben etwas unstrukturiert zu begründen versucht. Warum ich "Wahrhaftigkeit" treffender finde ... hm, dazu bin ich jetzt zu müde, und der Eintrag ist ja auch schon lang genug. To be continued.

Tiny Tim
04.05.2011, 02:06
@bates: EPOCHAL! :standingovations:

Ich hätte kaum zu hoffen gewagt, dass dieser bereits in Vergessenheit geratene Thread so schnell auf höchstes Niveau gebracht wird.


To be continued.

:Yeah04:

Economist
04.05.2011, 02:47
Bin zwar zu müde, um heut' Nacht noch zur Authentizitätsdebatte beizutragen, aber dazu:


Sie ... ist in vielem auch widersprüchlich (ich kann zumindest nicht behaupten, dass ich alles, was sie tut, nachvollziehen kann – für mich bleibt ihre Begeisterung für eine ESC-Titelverteidigung ein Buch mit sieben Siegeln, ich verstehe letztlich nicht wirklich, warum sie das möchte, ich verstehe nur, dass sie es will.)
will ich sagen: Das ist doch total einfach und gar nicht widersprüchlich. Lena ist die Titelverteidigung an sich ziemlich schnuppe, und das, was deutsche Medien aktuell meist daraus machen (LLT als "Vorbereitung" auf den ESC zu bezeichnen - was ein Quatsch!), empfindet sie bestimmt als unnötige Last.

Nein, sie hat die Gelegenheit bekommen, das ganze ESC-Event mit allem Drumherum zu geniessen, was beim ersten Mal in Oslo durch den Stress und eben das Neue höchstens teilweise möglich war, und diese Gelegenheit läßt sie sich nicht entgehen. Lena meint das tatsächlich ernst - ihr Anspruch an den Wettbewerb an sich ist lediglich, nicht Letzte zu werden (weil sie spürt, das dies ihr dann noch lange nachgetragen werden dürfte und ihr Standing als Künstlerin beschädigen könnte). Ansonsten ist es Lena wirklich egal, ob Platz 1, 5, 10, oder gar 20 herauskommt, solange sie durch die Beteiligung an dem Event - und dann noch als Gastgeberin - das ganze als große Party wahrnehmen kann. Mit einem Wort: Lena ist begeistert über die Möglichkeit der ESC-Beteiligung, nicht der ESC-Titelverteidigung. Das ist ganz, ganz einfach.

Und weißt Du was: Ich bin doch wieder bei der Authentizitätsdebatte angekommen, denn mit dieser Haltung zum ESC 2011 ist Lena ganz bei sich selbst, bei ihrem Verständnis darüber, auf was es im Leben ankommt, um nachhaltig Freude zu empfinden und gleichzeitig an Andere weiterzugeben. Der Wettbewerb ist für sie nur der äußere Rahmen, in dem das Event stattfindet, er gibt ihm Struktur. Aber die gute Plazierung ist überhaupt nicht das vorrangige Ziel, erst recht nicht nach ihrem Sieg in 2010, den ihr keiner mehr nehmen kann. Diese wäre höchstens eine angenehme Begleiterscheinung, auch wenn sie natürlich trotzdem alles tut, um sich am 14.5. so gut wie möglich zu präsentieren - weil dies ihr Spaß macht. Das ist das Paradoxon: Sie meint es ernst, daß sie "nur" Spaß haben will, denn dies drückt im ureigensten Sinne ihr lebensbejahendes Wesen aus, das nur so sein kann!!! Authentischer geht's nimmer!

Meine Bewunderung für Lenas Lebenskunst steigert sich, je mehr ich über sie nachdenke.

Tiny Tim
04.05.2011, 03:03
Ach mein Gott, jetzt werde ich hier noch zum Allesbejubler... ;)

Ganz großartig, Economist, vielen herzlichen Dank für diesen wunderbaren Beitrag, von dem ich jede Silbe vollkommen unterstütze! Genauso sehe ich das nämlich auch!

very :Schild good post:

Muenzi
04.05.2011, 03:10
Leute, ich habe kaum Zeit fürs Forum im Moment. Es gibt Privat viel viel Glückliches. Aber für die letzten Beiträge hier hat es sich echt gelohnt. Ja Lena ist so völlig mit sich im Reinen, es ist unglaublich und wunderbar.

Da ich plötzlich nicht schlafen kann (woran mag es liegen), möchte ich noch einen kleinen Gedankengang ergänzen. In einem anderen Thread habe ich auf lenas Vorsichtigen Umgang mit dem Hype um ihre Person hingewiesen. Bekanntlich läßt sie ja sowohl Kritik wie auch überschäumende Lobeshymnen nicht zu dicht an sich heran. Es gibt da viele Äußerungen in Interviews, die dies belegen. Für mich auch ein wichtiger Teil ihrer Wahrhaftigkeit. Sie streicht uns keinen Honig ums Maul (meine Fans sind mir das Wichtigste) Im Gegenteil, zumindest zu anfang.

Diese Einstellung hat sich mit dem Gewinn der beiden 1LIVE-Kronen geändert. Danach tauchte das erste mal ein Dankesvideo auf ihrer Homepage auf. Ich glaube, auch dies ein Zeichen der Wahrhaftigkeit. Lena hat sich langsam ihren Fans geöffnet. Sie kommt mir hier so vor wie jemand, der eine Beziehung zu einem anderen Menschen eingeht. Auch da ist man meist zuerst vorsichtig. Erst nach einiger Zeit stellen sich Vertrautheit und Vertrauen ein.

Dieses sich Öffnen den Fans oder wie sie sagen würde, den Leuten, die sie unterstützen, gegenüber ist für mich ein sehr wahrhaftiger Prozess, der seinen bisherigen Höhepunkt beim Abschlusskonzert in Köln erreicht hat. Für mich war nicht nur beeindruckend, dass sie diese tiefen Emotionen zugelassen hat, für mich war auch beeindruckend, wie sie auf ihre eigenen Gefühle reagiert hat. Nämlich immer noch vorsichtig und sehr sehr bescheiden. Es gibt zwar einige Laute Rufe von ihr, aber ihr abschließendes Danke, 'von ganzem Herzen' und ihr Satz, sie wünsche sich, 'dass wir noch sehr lange beisammen bleiben', sind fast ein wenig zurückhaltend gesprochen. Ich empfinde sie als aus fiefstem Herzen kommend. Und daher sehr sehr wahrhaftig.

Diesen ganzen Vorgang des langsamen und vorsichtigen sich Öffnens, bis hin zu dem in Köln gezeigten großen Vertrauen in uns, empfinde ich als emotional so echt, so wahrhaftig, dass es mich wahrscheinlich auch deswegen sehr tief berührt.

juppmartinelli
04.05.2011, 12:38
To be continued.

:clap: bates, el titan! Bravo. Wir wissen ja, dass Du nicht erst seit gestern darüber nachdenkst.

Vielleicht hierzu noch ein Vorschlag, angeregt von Euren Überlegungen. (Ich schicke voraus, dass ich momo zuzustimmen geneigt bin, dass „Wahrhaftigkeit“ und „Authentizität“ weitgehend Synonyme sind. Man kann aus diskurspolitischen Gründen Vorlieben für das eine oder das andere haben. Ich werde „A.“ benutzen. Wen das stört, setze „W.“ ein.)


Lena ist da nun deshalb ein interessanter Fall, weil sie in diese Dichotomie überhaupt nicht hineinpasst. Offensichtlich hat sie weder mit biederer Rock-Hemdsärmeligkeit noch mit offensiv inszenierter Pop-Künstlichkeit irgendetwas zu tun. Sie war praktisch von ihrem ersten Auftritt an ein Star im wahrsten Sinne des Wortes und ist zugleich bis jetzt ein Anti-Star geblieben. Sie scheint auf bewundernswerte Weise im Einklang mit sich selbst zu stehen und bleibt doch schwer fassbar, unberechenbar, spielt lachend verschiedene Rollen, ist in vielem auch widersprüchlich

Es könnte doch hilfreich sein, hier zwischen zwei Aspekten zu unterscheiden: der Lebens- und der Bühnenpersönlichkeit. Nennen wir das die Unterscheidung zwischen Person (wirkliches Leben) und persona (Bühne). Und nehmen wir einfach mal an, dass wir ungefähr wüssten, was es heißt, dass ein Mensch im wirklichen Leben eine bestimmte Person ist bzw. eine bestimmte Persönlichkeit hat (Charaktereigenschaften, Wertvorstellungen, Überzeugungen und Vorlieben, eine Lebensgeschichte). (Die Sache wird sofort komplizierter, wenn man gewisse Theorien ernst nimmt, dass es auch im wirklichen Leben keine stabilen Personen gibt, sondern wir alle immerzu irgendwie soziale Rollen spielen. Das lasse ich jetzt mal außen vor.) Dann kann man erstmal sagen: Authentizität in Bezug auf die wirkliche Person bzw. Lebens-Persönlichkeit eines Menschen heißt, ganz wie momo sagt, mit sich im Reinen sein: Sagen was man denkt, lieben, wen man will, handeln, wie man es für richtig hält, sein Leben gestalten, wie man es aus der eigenen Geschichte heraus für sich entwirft – sich nicht verstellen, sich nicht verbiegen lassen.

Die persona ist nun etwas grundsätzlich anderes als die Person, von der sie dargestellt wird. Die persona ist immer das Ergebnis einer Inszenierung, einfach weil sie auf einer Bühne stattfindet, die vom wirklichen Leben abgetrennt ist, auf der irgendwas performt wird. Das ist im Schauspiel nicht anders als in der Musik. Songs sind Rollen. Die persona (Bergman, bates, Bergman! :D) ist also in gewisser Weise immer eine Maske (lat. "persona", wovon das Wort "Person" kommt, heißt "Maske" und kommt aus der Bühnensprache). Was ein Mensch als Person in seinem persönlichen Leben macht, und was er auf der Bühne macht - in Rollen schlüpfen (die von Stückeschreibern oder von Songschreibern entworfen wurden), Masken aufsetzen und damit spielen, verschiedene personae verkörpern - sind zunächst einfach mal analytisch zu unterscheiden.

So. Nun gibt es gerade in der Popmusik Stilrichtungen, die davon leben, diese analytische Unterscheidung zu verleugnen. Bates hat das wunderbar beschrieben. Machorock ist eine Bastion davon, HipHop eine andere. Picklige suburban middle-class kids schlüpfen auf der Bühne in das Kostüm des gangsta bad-ass motherfucker oder der ehrlichen truck-drivin' Rockerhaut on the road usw. usf., und dagegen ist erstmal gar nichts einzuwenden. Aber diese Stilrichtungen leben davon, dass die Protagonisten behaupten, was auf der Bühne zu sehen sei, sei gleichzeitig ihre echte (lebenswirkliche) Person. Sie behaupten also die Identität von Person und Bühnen-persona. Und sind dann gezwungen, ständig zu beweisen, dass es auch so sei. Für den Gangstarapper gilt es unter allen Umständen zu vermeiden, dass die Leute mitbekommen, dass er privat eine ganz harmlose und umgängliche Person ist, das Publikum des Rockers darf nicht mitkriegen, dass er vielleicht viel lieber südfranzösischen Rotwein als Bier trinkt. Also müssen auch abseits der Bühne ständig entsprechende Skandale verursacht werden und lustlos ein weiteres Hotelzimmer verwüstet (say Noel Gallagher). Das ist natürlich paradox, weil so gerade die vermeintlich echte Lebens-Person zur Sklavin der Bühnen-persona wird, m.a.W.: das vermeintlich echte wirkliche Leben muss nun auf Teufel komm raus inszeniert werden, im Zweifel so weit, dass man das Bühnenkostüm (wie Marilyn Manson) in der Öffentlichkeit nie mehr auszieht. Nur wenige im Rock-Business können locker und ironisch mit dieser Zweiteilung umgehen und ganz offen sagen, dass ihre Bühnen-persona mit ihrem Leben abseits der Bühne nicht viel zu tun hat. (Alice Cooper kann das.) Ganz wenige unterlaufen den ganzen Authentizitätskult, indem sie die totale Künstlichkeit ihrer Bühnen-personae nicht nur zugeben, sondern extra vervielfachen und herausstellen, um so die letzten Reste von „echter“ Persönlichkeit auf der Bühne so gut es geht total unsichtbar zu machen (deswegen stehen alle Poptheoretiker auf Bowie und Madonna).

Diese Art von "Authentizität", die auf der Verleugnung der Person/persona-Differenz beruht, ist immer eine Lüge und deshalb zu Recht Gegenstand der Popkritik, wie bates sie skizziert hat. Sie ist es immer, weil es sich um einen gewissermaßen begrifflichen Tatbestand handelt. Es ist die Bühnen-Situation als solche, die alles, was auf ihr stattfindet, zu einer Inszenierung macht. Es ist eine Illusion zu glauben, man könne die „authentische“ Person einfach auf die Bühne stellen und sie werde auch da oben authentisch sein. Das kann sie nicht, so sehr sie es vielleicht auch will. Es ist aber gerade das Wesen der Bühnen-Situation als solcher, dass sie einen inszenierten Rahmen bereitstellt: Alles, was da oben erscheint, erscheint als ein Performtes, ob man will oder nicht. Man kann noch so oft von einer Bühne herunterschreien: „Ich bin authentisch!“ – gerade das wird als Zeichen einer (eher schlechten) Inszenierung empfunden werden. Daraus gibt es kein Entkommen, selbst wenn zufälligerweise die persona und die Person tatsächlich Ähnlichkeiten aufweisen. Das ist so wie ein Schauspieler, der auf der Bühne „Feuer, Feuer!“ schreit, und alle halten das für einen Teil des Stücks – und zwar umso mehr, je öfter er „Ich meine es ernst, das ist echt!“ schreit. Viele Konsumenten von Pop stehen aber auf diese Lüge und fordern sie vehement ein, und die Stars in diesen Bereichen durchschauen sie entweder selbst nicht, oder sie durchschauen es, sehen sich aber gezwungen zu liefern (say Kulturindustrie). Die Lena-Kritik beruht, wie bates gezeigt hat, darauf, diese Art von falscher Authentizität von LML einzufordern („wir wollen auf der Bühne die ‚echte‘ Lena sehen, ihr wisst schon, die immer ‚Alter Finne!‘ schreit und so“) und sie niederzuschreiben, wenn sie sich verweigert.

Heißt das nun, dass es auf der Bühne überhaupt keine Authentizität gibt – sollte man einfach nicht mehr sagen, Lena sei authentisch? Ich denke nein.

Erstens: Von Lena als Person im wirklichen Leben kann man meiner Meinung nach vollkommen problemlos sagen, sie sei authentisch – und damit etwa momos „mit sich im Reinen sein“ meinen.

Zweitens: Es gibt Authentizität auf der Bühne. Sie ist nur viel komplexer zu begreifen, als es die meisten Provinzkulturredakteure (und auch als viele Popmusiker, muss man sagen) hinkriegen. Was LMLs Authentität angeht, so stehen wir gerade erst am Anfang, sie zu verstehen, dies sind nur erste Versuche. Und es ist eine offene Frage, ob „Authentizität“ sich am Ende als das beste Wort herausstellt, um das zu beschreiben. Aber mir scheint, was die Menschen meinen, wenn sie von Lenas Authentizität sprechen, sind (mindestens!) zwei Fälle. Beide beruhen darauf, dass sie nicht (wie der falsche, weil illusionäre Authentizitäts-Diskurs) die Unterscheidung zwischen Leben und Bühne verleugnen, sondern auf einer bestimmten Beziehung zwischen diesen beiden Ebenen beruhen:

(A) Ich nenne den ersten Fall „Überstrahlung“. Ich meine Folgendes: Häufig sehen wir auf einer Bühne irgendwie gleichzeitig die Figur und die Schauspielerin – und zwar interessanterweise gerade dann, wenn entweder wir (die Zuschauer) oder die Schauspierein nicht völlig dabei sind. Dann sehe ich zwar irgendwie die klagende Julia, aber ich sehe auch eine Schauspielerin, die Julia spielt, und mache mir daüber nebenher so meine Gedanken (ob sie nicht allmählich zu alt für die Rolle ist), und vor allen Dingen sehe ich, dass auch die Schauspielerin sich gerade nebenher noch über irgendwas anderes Gedanken macht. Manchmal aber, in seltenen Glücksmomenten, gelingt es der Schauspielerin, es der persona (Julia) zu ermöglichen, jeden Rest der Person der Schauspielerin zu überstrahlen, so dass ich vollkommen vergesse, dass ich einem Schauspiel beiwohne. Das kann man Authentizität nennen. Minus mal minus ergibt wieder plus. Es ist eine Authentizität, die sich gerade nicht der Ausstellung der (angeblichen) wirklichen Persönlichkeit der Künstlerin verdankt, sondern ihrer enormen Leistung, sich selbst in der Rolle vollkommen aufgehen zu lassen, sich selbst völlig auszulöschen. Sowas kann Lena. Beispiel: „Mr Curiosity“. Wenn sie das singt, dann ist es authentisch, aber nicht im Sinne der platten Rockismus-Authentizität. Was wir sehen ist eine perfekte künstlerische Verkörperung, in der die Differenz zwischen Künstlerin und Rolle getilgt scheint - in Wirklichkeit überstrahlt aber nur das eine das andere. Man könnte sagen: Es handelt sich um eine Authentizität der persona, nicht der Person. Schöneberger hat recht, wenn sie sagt, „du fühlst es“, aber dieses „du“ ist die Rolle der Singenden, nicht "Lena selbst". Zwar ist sie vollkommen da, zum Verrücktwerden intensiv und präsent, aber es ist die persona, die authentisch ist, in der sie vollkommen aufgeht und nachher wie daraus aufzuwachen scheint - und wir auch.

(B) Den zweiten Fall nenne ich „Transparenz“. Der ist in gewisser Weise das Gegenteil des ersten und noch trickier, denn im Unterschied zum ersten Fall ist das nicht etwas, was die Schauspielerin oder Sängerin durch eigene Leistung anzielen kann. Man kann diesen Moment nur geschehen lassen, wenn er kommt. Man muss warten auf den kairós, auf den Moment der Gnade. Was ich meine, sind Fälle, in denen der Schleier der Bühnen-Inszenierung für einen Moment fällt, in denen die persona transparent, durchsichtig wird, und wir dahinter für einen kurzen Augenblick (der sich auf der Bühne niemals stabilisieren lässt, ohne sich in sein Gegenteil - absolute Falschheit und Verlogenheit - zu verkehren: das ist es was die Rockisten nicht verstehen) auf der Bühne doch die Persönlichkeit der Künstlerin sehen, häufig in starkem Gegensatz zur gewissermaßen noch nachwirkenden persona. Das Leben bricht für eine Sekunde in die Kunst ein. Und das ist ungeheuer ergreifend, weil es uns daran erinnert, dass wir es mit einem echten Menschen zu tun haben, vielleicht auch, weil wir in diesem Moment bemerken, dass wir echt sind, dass wir ja nicht als Schauspieler in diesem Konzert sind, sondern als echte Personen, dass diese Kunst – diese Musik und diese Songs - uns wirklich Kraft, Mut und Freude für das Leben schenkt. Das macht uns dankbar. Für die Künstlerin sind solche Momente jedoch zunächst einmal Unfälle – Zusammenbrüche. Diese Momente als solche anzunehmen und geschehen zu lassen - sie weder zu verhindern und zu überspielen noch auf sie zu schielen und sie erzwingen zu wollen, wodurch sie verraten und zerstört werden - erfordert deshalb unendlich viel Gespür, Offenheit und Stärke. Lena besitzt diese Stärke im himmlischen Überfluss. (Deshalb gehört muenzis Post in diese Diskussion zentral hinein.)

Ist es Zufall, dass ihre Karriere mit einem solchen Moment der Transparenz beginnt – ihr so oft geschildertes Jubeln, Zittern, Keuchen und Beben nach der Sekunden vorher perfekt-professionell ausagierten My Same-Performance beim Urknall, als auf einmal hinter der Bühnenkönigin wieder das Mädchen durchscheint – und gerade jetzt auf dem (vorläufigen!!) Höhepunkt mit einem weiteren solchen Moment innegehalten hat – ich brauche es Euch nicht noch einmal zu beschreiben, Berufenere haben das in wunderbarer Weise getan: ihr Glück und ihre Tränen bei I Like You in Köln?


Schönen Dank auch, bates und Ihr anderen! Wieder ein Arbeitsvormittag im Eimer. :aua: ;)

ancora
04.05.2011, 13:05
Wenn mir das jemand vor fünf Tagen vorausgesagt hätte, daß dieser uralte Diskussionsstrang so explodiert, nur weil sich drei Hühner aus dem Forum nach dem Konzert in Köln mal ins Angesicht geschaut haben, ich hätte schallend gelacht.
Und doch ist genau dieser Vorgang aus meiner Sicht ein Schlüssel für den Versuch der Beantwortung der Frage, warum die vor Liebreiz nur so strotzende junge Dame aus Hannover denn so wahrhaftig, so ungekünstelt, so unmaskiert, schlicht so lebendig auf uns wirkt.
Darum wird es in meinem Beitrag gehen, der seit weit über einem Jahr in meinem Elefantenkopf vor sich hinbrodelt und der durch immer wieder neu aufblitzende Affekte und Assoziationen gereift nun hoffentlich bald in die Tastatur gehackt werden kann.

Mal sehen, ob es mir gelingt, all das Angesammelte tatsächlich kurz und prägnant und damit auch für andere nachvollziehbar zu formulieren. ... bis zum Wochende möchte ich fertig sein.

Mit Riesendank an alle, die sich hier so vehement in die Bresche geworfen haben; das ist wirklich ganz Großes am entstehen.

Economist
04.05.2011, 13:25
Schönen Dank auch, bates und Ihr anderen! Wieder ein Arbeitsvormittag im Eimer. :aua: ;)

Tja, man muß halt Prioritäten setzen im Leben! Ich konnte Deinen tiefschürfenden Beitrag jetzt nur überfliegen, aber konnte dabei schon erkennen, daß er viele neue Anregungen für die eigenen Gedanken enthält (wird von mir aufgegriffen werden, wenn die Zeit bei mir etwas weniger knapp ist). Ebenfalls Bravo! :thumbsup::thumbsup::thumbsup:

rix
04.05.2011, 14:33
Vielleicht hierzu noch ein Vorschlag, angeregt von Euren Überlegungen.

Du bist viel zu bescheiden, nennst Deinen Post einen Vorschlag.

So ein großes Schild :Schild good post: gibt es gar nicht, wie er verdient.

:respekt: und nochmal :respekt: ... aber auch an die anderen hier, die derartig Tiefsinniges und Substanzielles zum aus meiner Sicht ziemlich spannenden Thema niederschreiben. Danke!

petsta
04.05.2011, 17:00
Bevor ich endgültig nicht mehr in der Lage bin diesem wirklich so interessanten Threat intellektuell zu folgen, möchte ich wenigstens noch kurz posten, was sich in meinem kleinen Kopf dazu angesammelt hat.
Es scheint bei dem Thema ein bisschen so zu sein, als wenn Satelliten in verschiedenen Umlaufbahnen um einen Planeten kreisen und je näher sie ihm kommen, desto mehr gleichen sich auch ihre Umlaufbahnen an.
Danke euch allen für die vielen wirklich interessanten Beiträge! :respekt:

Mein Modell nutzt da schon seit langer Zeit zum besseren eigenen Verständnis das Bild einer Waage dessen Schalen zum einen die Person und zum anderen die Kunstperson symbolisieren. (@jupp: Danke für's Ausleihen)
Um gleich zum Punkt zu kommen:
LENA's Waage ist für mich zu nahezu einhundert Prozent in der Balance und erfüllt dadurch alles was wir dazu an Begrifflichkeit heranziehen, ob Authentizität, mit sich im Einklang oder bei sich sein.
Für mich erklärt das zum einen ihre Deckungsgleichheit von Bühnenperformance und Menschlichkeit. Zugleich versetzt es LENA in die Lage durch winzige Verschiebungen der Balance, wie nur einen Lidschlag, zwischen beiden Personen ohne Anstrengung hin und her zu springen, wie man es wie ich finde z.B. bei Performances von TBAS oder MC sehr gut beobachten kann.
Auch wenn die Ausschläge zur einen oder andern Seite größer sind oder werden, wird sie immer in den Ursprungszustand zurückkehren und muß lediglich darauf achten, dass das komplette System nicht aus dem Gleichgewicht kommt. Ich finde das deswegen so faszinierend, da ich bei künstlerisch tätigen Menschen geradezu notwendig ein Ungleichgewicht zur Kunstperson festgestellt habe, das oft nur mit großer Anstrengung und auch nur zeitweise ausbalanciert werden kann. Das Gegenteil stellt sich natürlich bei Menschen ohne künstlerische Ambition oder Fähigkeiten ein. Für mich ist in dieser Ausgeglichenheit, die im Grunde nicht angreifbar ist, auch das Bemühen mancher begründet das System gleichsam mit Gewalt aus dem Gleichgewicht zu bringen, was aber zu verhindern ist indem man stets einen gewissen Abstand
hält. Das wird LENA auch in die Lage versetzen jederzeit auch etwas völlig anderes künstlerisch zu tun, ich setze aber inzwischen auf den Faktor Freude an
der Bühne und der Musik.
Zum Thema Wahrhaftigkeit: Ich glaube nicht, dass man diesen Zustand bewußt herbeiführen kann, aber man muß viele verschieden Kriterien erfüllen ihn zu erreichen und bewußt zu bewahren, also wahrhaft mit sich im Reinen sein.
Da ich denke, das diese Ausgeglichenheit im Grunde der Idealzustand ist den wir eigentlich alle anstreben, aber praktisch nie erreichen, ist es weder verwunderlich noch verwerflich sich von wunderbaren Vorbildern aus der Natur - wie LENA eines ist ;) - zumindest inspirieren oder faszinieren zu lassen.
Möchte noch hinzufügen, dass ich solche Erklärungsversuche letztendlich selbst weder für sinnvoll noch für zielführend halte, aber es ist wohl menschlich
und macht Spaß. :D

Doktor Landshut
04.05.2011, 17:24
Möchte noch hinzufügen, dass ich solche Erklärungsversuche letztendlich selbst weder für sinnvoll noch für zielführend halte, aber es ist wohl menschlich
und macht Spaß. :D

Dieser Thread liest sich ein wenig so wie Hermann Hesses Glasperlenspiel, nur daß es sich hier um echte Perlen handelt, eingefaßt in einen mit zarter Hand geschliffenen Diamanten... :)

Meine Erfahrungen mit dem Begriff "Authentizität" sind eher durchwachsen, nachdem ab Ende der 1970er Jahre verschiedene Gruppierungen aus dem Bereich der "Psycho"-Szene sich ihm bemächtigt hatten und er zum Markenzeichen eines scheinbar revolutionär-alternativen Lebensgefühls avanciert und mit Wertungen behaftet war, die das Wort selbst von seiner ursprünglichen Bedeutung her eigentlich gar nicht hergibt.
Authentizität mag in einem gewissen Sinne auf Lena zutreffen, eben aber im positiv bewerteten. Die Art von Authentizität, wie man sie normaler Weise nur bei manchen Kindern findet, bevor die Mechanismen der sozialen Konditionierungen zugeschlagen haben und emotionales Leben immer mehr auf kompensatorischen Ebenen stattfindet.
Ihr Lebensausdruck wirkt echt, klar, menschlich, liebens- und vor allem glaubwürdig (vielleicht auch zurückzuführen auf Lenas von mir vermutete natürliche Resistenz gegenüber Täuschung und Manipulation durch Dritte). Der einer ungekünstelten Künstlerin, aus Lust mit Rollen spielend, diese aber nicht vortäuschend... Und das alles neben ihrem Witz, ihrer Lässigkeit und "tadellosen" äußeren Erscheinung macht sie für mich so ungemein attraktiv.

So, das wars aber auch schon mit meinem Senf dazu... ;)

Economist
04.05.2011, 20:03
Ihr Lebensausdruck wirkt echt, menschlich, liebens- und vor allem glaubwürdig. Der einer ungekünstelten Künstlerin, Rollen spielend, diese aber nicht vortäuschend.

Der zweite Satz hier ist ungemein wichtig und für mich, in Verbindung mit Jupps heutigen Ausführungen im Post #101, geradezu der Schlüssel zum Verständnis: Lena wechselt sehr häufig zwischen dem "ernsthaften" und dem "ironischen/Spaß"-Modus hin und her, aber durch Mimik, Gestik, und Stimmverfremdung macht sie eigentlich dem Zuhörer immer deutlich, in welchem Modus sie sich gerade befindet. Würde sie diese schauspielerischen Mittel demgegenüber einsetzen, um (z.B. im Interview), den Zuhörer über ihr wahres "ernsthaftes" Ich zu täuschen, also absichtlich ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit herzustellen versuchen, um als Person in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit "besser dazustehen", dann wäre sie eben unauthentisch bzw. unwahrhaftig. Tut sie aber nicht - wie immer unter dem Vorbehalt gesagt, daß unsereins, die Lena weitestgehend nur über die Medien wahrnehmen, dies lediglich durch die Beobachtung über längere Zeit feststellen können (Verstellungen lassen sich durch Inkonsistenzen und Widersprüche aufdecken, aber selten innerhalb eines einzigen Interviews).

Man könnte sagen: Ein Mangel an Wahrhaftigkeit ließe sich dann konstatieren, wenn ein Mißbrauch künstlerischer Mittel außerhalb der Bühne vorliegt, nämlich zur Verschleierung der wahren Person. Um Jupps Worte von heute aufzugreifen (aus seinem Post #101): Lena verleugnet nie die Unterscheidung von Leben und Bühne, ganz im Gegenteil ist sie sehr darum bemüht, daß sich in der Wahrnehmung die Grenzen nicht verwischen (was sich übrigens auch in ihrem Bemühen widerspiegelt, die öffentliche, durch ihre Bühnenpräsenz bestimmte Lena von der "Privatleben-Lena" zu trennen - wohlgemerkt NICHT von ihrer Persönlichkeit, denn diese ist nunmal eng mit ihrem Verhalten auf der Bühne verbunden).

In der Tat bedeutet die Unterscheidung von Leben und Bühne natürlich nicht, daß sich diese beiden Lebenssphären nicht gegenseitig befruchten würden, bzw. Person und persona (=Bühnenpersönlichkeit) nicht auch mal auf das Terrain des jeweils anderen vorstoßen würden. Wenn sie dies tun, dann kommt es zu solchen Phänomen der "Überstrahlung" oder der "Transparenz", wie dies Jupp so schön beschrieben hat. Es handelt sich hier aber nicht um bewußte Irreführungen des Zuhörers/Zuschauers durch gewollte Vermischung, sondern entweder um die Vollendung der Kunst (wenn der Zuschauer nur noch die Bühnenpersönlichkeit als Realität wahrnimmt und die Existenz des Rollenspiels zeitweise vergißt - die "Überstrahlung"), oder um den ungeplanten Einbruch des wirklichen Lebens in die Kunst (die "Transparenz"). Weder wird aber in ersterem Fall das wirkliche Leben verleugnet - denn es soll ja, in vollstem Einvernehmen zwischen Künstler(in) und Zuschauer, nur für eine kurze, vorbestimmte Zeitspanne völlig in den Hintergrund treten - noch wird im zweiten Fall das eigene wahre Leben instrumentalisiert, um die Kunst "interessanter" erscheinen zu lassen (wie dies im DSDS-Konzept geschieht). Fälle echter Transparenz sind schicksalhaft, ihnen wohnt etwas Göttliches inne. Ein Gefühl des Göttlichen zu erzeugen gelingt aber auch auf andere Art und Weise dem Schauspieler, dem es umgekehrt gelingt, seine Person zugunsten der Bühnenpersona völlig aus der Wahrnehmung des Zuschauers zu verdrängen.

Wahrhaftig/authentisch sind beide Vorgänge, solange sie "in good faith" geschehen, sprich entweder in vollstem Einverständnis von Zuschauer und Künstler ("Überstrahlung") oder ohne jegliche manipulative Absicht, wenn also etwas einfach ungeplant geschieht ("Transparenz").

Diejenigen hingegen, die versuchen, die Meßlatte der Authentizität so anzulegen, daß das Verhalten im wirklichen Leben und auf der Bühne sich entsprechen muß, oder alternativ, daß Lenas Verhalten im Mai 2011 genauso sein müsse wie im März 2010 (ob nun auf der Bühne oder jenseits derselben), die haben mMn nicht begriffen, worum es bei der Wahrhaftigkeit geht. Es geht um die Abwesenheit der Täuschungsabsicht und es geht um den größtmöglichen Ausdruck des Selbst, ob im wirklichen Leben oder mit künstlerischen Mitteln auf der Bühne. Da dieser Ausdruck sich ganz natürlicherweise unterscheiden kann, oft sogar muß, ob er nun im realen Leben oder auf der Bühne stattfindet, und da er sich über die Zeit ständig wandelt mit der Weiterentwicklung durch die Lebenserfahrung, sind entsprechende Vergleiche völlig ungeeignet, um festzustellen, ob ein Mensch sich authentisch verhält.

So langsam pirschen wir uns ran an das, was im Kern Lenas Faszination ausmacht...

bates
05.05.2011, 02:38
Wow, hier brummts ja. Das "to be continued" kann ich mir sparen nach Euren Beiträgen. Vor allem jupp hat in seinem großartigen Text die gesamte Authentizitäts-Problematik mit der Unterscheidung zwischen Person und persona so genau aufgedröselt, dass da kaum noch was hinzufügen ist. Deswegen erlaube ich mir mal einen halben off-topic-Schlenker als Antwort auf Economist:


Das ist doch total einfach und gar nicht widersprüchlich. Lena ist die Titelverteidigung an sich ziemlich schnuppe, und das, was deutsche Medien aktuell meist daraus machen (LLT als "Vorbereitung" auf den ESC zu bezeichnen - was ein Quatsch!), empfindet sie bestimmt als unnötige Last.

Nein, sie hat die Gelegenheit bekommen, das ganze ESC-Event mit allem Drumherum zu geniessen, was beim ersten Mal in Oslo durch den Stress und eben das Neue höchstens teilweise möglich war, und diese Gelegenheit läßt sie sich nicht entgehen. Lena meint das tatsächlich ernst - ihr Anspruch an den Wettbewerb an sich ist lediglich, nicht Letzte zu werden (weil sie spürt, das dies ihr dann noch lange nachgetragen werden dürfte und ihr Standing als Künstlerin beschädigen könnte). Ansonsten ist es Lena wirklich egal, ob Platz 1, 5, 10, oder gar 20 herauskommt, solange sie durch die Beteiligung an dem Event - und dann noch als Gastgeberin - das ganze als große Party wahrnehmen kann. Mit einem Wort: Lena ist begeistert über die Möglichkeit der ESC-Beteiligung, nicht der ESC-Titelverteidigung. Das ist ganz, ganz einfach.

Ich fand es interessant, dass Du ausgerechnet auf diesen Punkt aus meinem Beitrag eingegangen bist (ich hatte überlegt, ihn zu streichen, weil er vom eigentlichen Thema eher ablenkte). Aber im Grunde sehe ich das alles genauso wie Du, d.h. ich nehme es Lena ab, "dass sie ernst meint, daß sie 'nur' Spaß haben will" und dass der Wettbewerb für sie nur der äußere Rahmen dafür ist und ihr die Platzierung egal ist. Das ist so wie im letzten Jahr, dafür bewundere ich sie, das finde ich auch "ganz, ganz einfach". Was ich daran tatsächlich "nicht verstehe" - es ist ein emotionales, kein intellektuelles Nicht-Verstehen -, ist das hier:


Nein, sie hat die Gelegenheit bekommen, das ganze ESC-Event mit allem Drumherum zu geniessen, was beim ersten Mal in Oslo durch den Stress und eben das Neue höchstens teilweise möglich war, und diese Gelegenheit läßt sie sich nicht entgehen. Genau das Fettmarkierte - der Stress (ich würde eher sagen: der Rausch) und das Neue - hätte nach meinem Empfinden doch das Einmalige, den Genuss von Oslo ausgemacht - diese Faktoren hätten den Genuss nicht "höchstens teilweise möglich" gemacht, sondern im Gegenteil, sie wären seine Voraussetzung. Wenn ich mir die Oslo-Videos vom letzten Jahr anschaue, dann liegt da ein Zauber, eine Leichtigkeit und Unbeschwertheit, etwas Verrücktes und Neues in der Luft, das ich - ich schreibe es mal kursiv: ich, denn Lena empfindet es ja offenbar anders - als etwas absolut Einmaliges und Unwiederholbares empfände. Natürlich hat Lena diesen Zauber in erster Linie selbst erzeugt, aber er hatte auch mit dem Umständen und mit ihrer Rolle in Oslo zu tun, die in Düsseldorf beide fundamental anders sind. Ich würde die Rahmenbedingungen in Düsseldorf als unendlich schwieriger, zauber-verhindernder empfinden, als mehr Stress, mehr Druck. In einem Jahr wäre ich in einer märchenhaften Kette von Ereignissen und auf dem Teppich einer Massenbegeisterung dorthin getragen worden, in anderem Jahr wehte mir von Anfang an, schon monatelang vorher, Gegenwind ins Gesicht, es gäbe keine Massenbegeisterung, sondern Zweifel ringsum, warum ich da überhaupt nochmal hingehe. Unter diesen Voraussetzungen sagt Lena, sie möchte dieses Jahr nochmal den gleichen Spaß haben, eine große Party, nur stressfreier, und da schnürt es mir einfach manchmal ein bisschen das Herz zu. Lena sagt, sie möchte das Ganze nochmal bewusster erleben - nach meiner Vorstellung liegt das Schöne, Leichte, Zauberhafte von Oslo gerade darin, dass es nicht bewusst, sondern wie ein Rausch war. So etwas bewusst wiederholen zu wollen wäre für mich die totale Ernüchterung. Dass Lena genau diesen Wunsch hat, und dass sie zuversichtlich ist, dass es so sogar noch schöner werden könnte - ja, diese Vorstellung ist mir tatsächlich fremd. So etwas überhaupt wiederholen zu wollen, zu diesem Wunsch fehlt mir der Zugang. Das ist die Black Box in meinem Lena-Fantum. Meine erste unwillkürliche Reaktion darauf ist immer: Wozu soll das gut sein? Wie gesagt, das ist kein Vorwurf an Lena und keine Enttäuschung! Nur tatsächliches, ehrliches Unverständnis. Platter gesagt: Da tickt das Mädel einfach komplett anders als ich.

Aber ich begreife, dass sie das wirklich will, ich nehme es ihr ab, und das reicht mir.

Tiny Tim
05.05.2011, 02:56
@bates: Du vergisst, dass die Videos aus Oslo eine Lena zeigen, die vor der Kamera agiert; das ist eine Situation, die vergleichbar ist mit Aktion auf der Bühne. Sie ist dann professionell und verbreitet Fröhlichkeit, aber selbstverständlich war sie in Oslo nicht ununterbrochen fröhlich. Es gibt eine Szene in einer Oslo-Dokumentation, in der man durch eine Handkamera im Hintergrund sieht, wie Lena sich in einer Pause in Bauchschmerzen krümmt; daran sieht man, dass auch bei ihr vieles von dem, was so leicht und lässig aussieht, harte Arbeit ist - eigentlich eine Binsenweisheit im Showgeschäft.
Diese Bauchschmerzen und vergleichbares Stressleiden waren es wohl, die Lena den Genuss am ESC 2010 geschmälert haben, weil die totale Neuheit und die überwältigende Größe des Events sie wohl manchmal auch stark belastet haben. Jetzt ist sie aber bereits viel erfahrener, gereifter und selbstbewusster, und dadurch kann sie dann in der Tat dieses Großereignis bewusster erleben - zudem jetzt auch noch in einer zusätzlichen Rolle, nämlich als Gastgeberin. Lena betont ja immer wieder, dass das Schönste für sie an solchen Großveranstaltungen darin besteht, andere Künstler kennenzulernen. Die sind ja nun in Düsseldorf durchweg andere als vor einem Jahr in Oslo, und schon von daher ist es für mich überhaupt nicht unverständlich, dass Lena im ESC 2011 die Chance erblickt, gewissermaßen das Gleiche wie in Oslo, allerdings bewusster, zu erleben, und in ihm zugleich etwas ganz Neues entdecken zu können, nämlich die Menschen, die sie kennenlernen wird, und zwar sowohl als Mitbewerberin als auch als Gastgeberin. Der ESC 2011 ist für sie also gleichzeitig etwas Vertrautes und etwas Neues, ergo keinesfalls eine Wiederholung des bereits Erlebten.

arthurspooner1
05.05.2011, 03:00
Lena sagt, sie möchte das Ganze nochmal bewusster erleben - nach meiner Vorstellung liegt das Schöne, Leichte, Zauberhafte von Oslo gerade darin, dass es nicht bewusst, sondern wie ein Rausch war. So etwas bewusst wiederholen zu wollen wäre für mich die totale Ernüchterung. [...]
[...]Wozu soll das gut sein? .

:)
Wenn mir doch nur ein gutes analoges Beispiel einfallen würde, was jedem hier verständlich wäre, wozu das gut sein kann...halt, ich hab eins...
Auf wie viel Lena Konzerten warst du ? :D

Muenzi
05.05.2011, 03:14
...So langsam pirschen wir uns ran an das, was im Kern Lenas Faszination ausmacht...

DAS glaube ich nicht. Diese Faszination ist in gewisser Weise unerklärlich. So wie es die Liebe zwischen zwei Menschen letztendlich auch ist. Wir könne uns der Faszination nähern, sie ein wenig umschreiben aber wirklich verstehen, ich glaube, das geht nicht.

Ich möchte von mir persönlich einmal einwerfen, dass ich eine Differenzierung zwischen der Künstlerin Lena und dem Menschen Lena immer als sehr schwierig empfunden habe. Dies ist mir besonders bei dem Konzert in Dortmund aufgefallen, bei dem ich sie ja eineinhalb Stunden direkt vor meinen Augen hatte. Alles, was sie da auf der Bühen gemacht hat, hat ihr Spass gemacht. Sie tat genau das, was sie in dem jeweiligen Moment tun wollte. Besonders auffällig, wenn sie ihren wunderschönen Körper bewußt einsetzte, um dem Publikum Freude zu bereiten. Wenn bei manchen ihre Bewegungen dann Jubel aufbrandete, konnte ich sehen, wie ihr Gesicht noch heller strahlte als eh schon. Diese unendliche Freude an allem was sie tat, bezog sich auch auf einstudierte Teile ihrer Performances. Ich hatte nie den Eindruck, dass dort eine Künstlerin steht, die gefallen will, sondern in erster Linie ein Mensch, der uns alle so weit wie möglich glücklich machen wollte. Und das ist Lena in Reinkultur. So wahrhaftig, wie es wahrhaftiger nicht mehr geht. Dieses Ziel scheint sie immer zu verfolgen, egal ob sie auf der Bühne steht, oder in einen rein kommt (in einen Raum reinkommt ;), meine ich). Vielleicht liegt ein Teil ihrer Faszination gerade in der Aufhebung der Trennung von Person und persona.

(OT zur Faszination: Nicht zu vergessen ihre wunderschöne und immer noch schöner werdende Stimme, ihre schier unendliche Power und Lebensfreude, ihre tänzerischen Fähigkeiten und ihre unglaubliche Schönheit)

Muenzi
05.05.2011, 03:18
....
Danke, das hast Du sehr schön auf den Punktgebracht. So klar habe ich es bisher noch nicht gesehen. Hinzu kommt übrigens, dass sie inzwischen eine höchst anerkannte Live-Performerin ist. Sie muss sich und uns gar nichts mehr beweisen. Also hoffentlich weniger Bauchschmerzen!

catchmo
05.05.2011, 08:59
Ist es Zufall, dass ihre Karriere mit einem solchen Moment der Transparenz beginnt – ihr so oft geschildertes Jubeln, Zittern, Keuchen und Beben nach der Sekunden vorher perfekt-professionell ausagierten My Same-Performance beim Urknall, als auf einmal hinter der Bühnenkönigin wieder das Mädchen durchscheint – und gerade jetzt auf dem (vorläufigen!!) Höhepunkt mit einem weiteren solchen Moment innegehalten hat – ich brauche es Euch nicht noch einmal zu beschreiben, Berufenere haben das in wunderbarer Weise getan: ihr Glück und ihre Tränen bei I Like You in Köln?


Schönen Dank auch, bates und Ihr anderen! Wieder ein Arbeitsvormittag im Eimer. :aua: ;)

Ganz groß, jupp. Ich möchte mich derzeit gar nicht weiter zum Thema äußern, außer dass die von dir angesprochene Transparenz beim Urknall auch schon vor dem eigentlichen Song "stattgefunden" hat. Wenngleich es in diesem Fall den berühmten "Schalter" gab, den sie umgeschaltet hat. Beschwingt, aufgeregt, "jubelnd" betritt die die Bühne. Als Wolfgang das Lied anzählt ändert sich dieser Zustand nicht, erst mit ihrem Einsatz (der Schalter), beginnt sie damit ihre Person zu überstrahlen und die Musik und ihre Persona in den Vordergrund zu hieven. Das veranlasste schon eine kleine Gruppe im Publikum zu einer spontanen Reaktion in den ersten Sekunden, denn solche einen Moment zu erleben ist schlicht großartig, wenn auch viele das nicht unter diesen Gesichtspunkten betrachtet haben dürften und man evtl. auch nach ewiger Reflektion nie an den Punkt gelangen könnte, um zu umschreiben, was man da in diesem "fitzi" eines Augenblickes eigentlich erlebt hat.

Ich vermute fasst, den Rest ihres Liedes hätte sie auch einfach "nur noch vortragen" können und das Ergebnis wäre das gleiche geblieben, denn "alle" waren von diesem einen, kurzen Moment schon verzaubert genug. Jedenfalls stimme ich dir in dem Bereich voll und ganz zu und da kommen wir dann noch kurz auf diesen bekannten Spruch. "..weil sie dich ganz tief spüren.. Menschen werden dich lieben." Westernhagen, als alter Showhase, hat meines Erachtens nach, genau die von dir angesprochene "Transparenz" erkannt und sichtlich genossen. Ich kann zwar nicht wissen, ob er sich dadurch geerdet vorgefunden hat, schließe es aber nicht aus. Die überschwänglichen Worte jedenfalls, die er gewählt hat, sind ein kleiner Fingerzeig dafür, dass er den Moment genau so erlebt und empfunden hat. Aber auch, dass er letztlich Glücklich war, so einem, für solch ein Casting völlig überraschenden und unerwarteten Moment, beigewohnt zu haben.

Ich danke dir von ganzem Herzen, ich finde mich in deinem Beitrag absolut wieder und bin selbst sehr froh (und auch noch immer ein wenig ergriffen :D), solch einen Moment in Köln noch einmal (aber dieses Mal live vor Ort) miterlebt zu haben und bleibe da ganz bei dir und deinen Worten :)

Nachtrag: Möchte es doch nicht ganz so "offtopic" stehen lassen, auch wenn es zum Topic gehörte.

Also, um das nochmal zu unterstreichen was Jupp sagt, Lena "muss" auf der Bühne ihre Person natürlich anpassen. Wäre ihr im Sinn die ganze Zeit nur Musik zu hören, oder sich auf die Couch zu "flegeln" ohne groß irgendwas zu tun, eben nur das, worauf sie grade so "Bock" hat, wäre das natürlich authentischer, als über die Bühne zu fegen, wenn sie grade nicht dazu in der Stimmung ist. Doch die Erwartungshaltung der Menschen machen ihr das natürlich nicht wirklich möglich. Das heißt nicht das sie weniger Lena ist, oder weniger authentisch, es heißt nur, dass sie sich nunmal auf der Bühne nicht einfach 2h hinsetzen, Kaffee trinken, mit ihrer Freundin schnatzeln und zugucken kann, was das Publikum gerade so macht. Wäre sicher spannend zu sehen und für den einen oder anderen unter uns, wäre das schlicht weg genug, aber dem gros würde es auf Grund der Preise wohl eher nicht zusagen, "Kaffeeklatsch mit Lena", anstatt des Konzertes zu erleben. Deshalb muss man nahezu eine Unterscheidung im Sinne der Authentizität treffen, die ich bei jupps Beitrag einfach am treffendsten formuliert empfinde
Nu genuch. :D

Axel1954
05.05.2011, 10:44
Wenn man sich mit Lena ganz unvoreingenommen befasst und ihre ganzen Interviews mal anschaut kann man in ihrem Verhalten dort sehr gut erkennen wie sie welche Sachen/Worte meint, also ich finde das Lena gut zuverstehen ist, auch an ihrer Körpersprache kann man gut erkennen was sie gerade ausdrücken will.
Wer Lena nicht versteht hat ein echtes Problem mit menschlicher Kommunikation!

Axel1954
05.05.2011, 10:51
Meine erste unwillkürliche Reaktion darauf ist immer: Wozu soll das gut sein? Wie gesagt, das ist kein Vorwurf an Lena und keine Enttäuschung! Nur tatsächliches, ehrliches Unverständnis. Platter gesagt: Da tickt das Mädel einfach komplett anders als ich.

Dazu kann ich nur sagen, warum fährt man nochmal mit der Achterbahn, warum reicht nicht ein Fallschirm-/Bungeesprung, allgemeiner warum macht man etwas was einem gefallen hat öfter ........usw!

Axel1954
05.05.2011, 11:05
Noch ein Vergleich Lena zu normalen Menschen, wir haben hier einen Fall wenn man das auf die normale Arbeitswelt überträgt, wäre es so als wenn jemand ohne vorherige Ausbildungszeit zur Facharbeiterprüfung geht und diese besteht, das hat Lena faktisch mit USFO (Facharbeiterprüfung) gemacht, alles was sie im letzten Jahr so gemacht und erlebt hat kann man bei ihr schon unter Berufserfahrung verbuchen. Ok, ist jetzt was trocken und nüchtern und kann das Phänomen Lena auch nur in einem eingeschränkten Blickwinkel erklären.


......und ich hätte das ganze jetzt auch in einem statt drei Posts schreiben können......

juppmartinelli
05.05.2011, 12:20
ich finde mich in deinem Beitrag absolut wieder und bin selbst sehr froh (und auch noch immer ein wenig ergriffen :D), solch einen Moment in Köln noch einmal (aber dieses Mal live vor Ort) miterlebt zu haben und bleibe da ganz bei dir und deinen Worten :)

Vielen Dank catchmo :). Zumal Du der "Berufenste" bist von denen, auf deren Schilderungen von diesem Transparenzmoment ich mich gestützt habe - von den vielen wunderbaren Schilderungen dieses Augenblicks ist Deine (im Köln-Thread (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?5021-LLT-K%F6ln-Berichte&p=192245&viewfull=1#post192245)) für mich die schönste. Deine Beschreibung des Urknalls unterschreibe ich vollständig, ebenso wie Economists vollkommen ins Schwarze treffende Anmerkungen!

@muenzi: Das ist ein weiterer interessanter Punkt, den Du anschneidest - mit Sicherheit ist Lenas unbändige Freude daran, tun zu können, was sie gerade tut, ein extrem wichtiger Faktor in der Begeisterung, die sie auslöst. Aber mir schien (nach längerem Überlegen), dass das nicht direkt in das Thema "A." (oder "Wahrhaftigkeit") reingehört. Wenn jemand wie Bob Dylan ein Konzert spielt, bei dem er niemanden im Zweifel darüber lässt, dass er heute echt keinen Bock hat und das jetzt nur macht, weil er sonst Vertragsstrafen zu erwarten hätte, dann ist das auf eine gewisse Weise ja auch authentisch, wenn auch nicht gerade professionell. Auch wenn wir es uns jetzt nicht vorstellen können, weil alles noch viel zu neu und fernab von jeder Berufsroutine ist, steht diese Situation Lena vielleicht irgendwann in Jahren ja auch einmal ins Haus. Was sie dann wohl machen wird? Licht an, Mädchen da? Man wird sehen.
Dass, wie Du sagst, Lenas Faszination gerade in der "Aufhebung" der Trennung der beiden Ebenen Leben/Bühne (oder Person/persona) besteht, entspricht genau meinem Gedanken. Ich habe versucht, etwas genauer zu beschreiben, was "Aufhebung" in verschiedenen Fällen heißen kann, und wie Lenas Form dieser Aufhebung sich von solchen unterscheidet, die man mit guten Gründen für kritikwürdig halten kann.

Zuletzt zur Titelverteidigungs-Geschichte: Wunderbares Beispiel für dieses Forum, wo man wirklich ins Denken kommt. Economists Erklärung fand ich total einleuchtend, nach bates' Post hatte ich schon auf Reply geklickt, um nur "signed" reinzuschreiben - und jetzt haben Walter Sobchak und arthurspooner mich vorläufig doch wieder in die Schwebe gebracht... wenn ich heute abend schlafen gehe, muss ich erstmal denken. :clap:

bates
05.05.2011, 12:51
Zuletzt zur Titelverteidigungs-Geschichte: Wunderbares Beispiel für dieses Forum, wo man wirklich ins Denken kommt. Economists Erklärung fand ich total einleuchtend, nach bates' Post hatte ich schon auf Reply geklickt, um nur "signed" reinzuschreiben - und jetzt haben Walter Sobchak und arthurspooner mich vorläufig doch wieder in die Schwebe gebracht... wenn ich heute abend schlafen gehe, muss ich erstmal denken. :clap:

Dazu kann ich jetzt nur "signed" sagen: Dieses verdammte Forum ist einfach zu schlau, es nötigt einen doch tatsächlich, seine eigenen Standpunkte immer wieder zu überdenken. Also Denkaufgabe für den nächsten Schlaf: Was unterscheidet einen ESC von einer Achterbahnfahrt und einem Konzert (denn ja, den Besuch eines Lena-Konzerts würde ich gerne dutzendmal wiederholen)? :).

Economist
05.05.2011, 13:28
Was ich daran tatsächlich "nicht verstehe" - es ist ein emotionales, kein intellektuelles Nicht-Verstehen -, ist das hier:

Nein, sie hat die Gelegenheit bekommen, das ganze ESC-Event mit allem Drumherum zu geniessen, was beim ersten Mal in Oslo durch den Stress und eben das Neue höchstens teilweise möglich war, und diese Gelegenheit läßt sie sich nicht entgehen.
Genau das Fettmarkierte - der Stress (ich würde eher sagen: der Rausch) und das Neue - hätte nach meinem Empfinden doch das Einmalige, den Genuss von Oslo ausgemacht - diese Faktoren hätten den Genuss nicht "höchstens teilweise möglich" gemacht, sondern im Gegenteil, sie wären seine Voraussetzung. Wenn ich mir die Oslo-Videos vom letzten Jahr anschaue, dann liegt da ein Zauber, eine Leichtigkeit und Unbeschwertheit, etwas Verrücktes und Neues in der Luft, das ich - ich schreibe es mal kursiv: ich, denn Lena empfindet es ja offenbar anders - als etwas absolut Einmaliges und Unwiederholbares empfände. Natürlich hat Lena diesen Zauber in erster Linie selbst erzeugt, aber er hatte auch mit dem Umständen und mit ihrer Rolle in Oslo zu tun, die in Düsseldorf beide fundamental anders sind. Ich würde die Rahmenbedingungen in Düsseldorf als unendlich schwieriger, zauber-verhindernder empfinden, als mehr Stress, mehr Druck. In einem Jahr wäre ich in einer märchenhaften Kette von Ereignissen und auf dem Teppich einer Massenbegeisterung dorthin getragen worden, in anderem Jahr wehte mir von Anfang an, schon monatelang vorher, Gegenwind ins Gesicht, es gäbe keine Massenbegeisterung, sondern Zweifel ringsum, warum ich da überhaupt nochmal hingehe. Unter diesen Voraussetzungen sagt Lena, sie möchte dieses Jahr nochmal den gleichen Spaß haben, eine große Party, nur stressfreier, und da schnürt es mir einfach manchmal ein bisschen das Herz zu. Lena sagt, sie möchte das Ganze nochmal bewusster erleben - nach meiner Vorstellung liegt das Schöne, Leichte, Zauberhafte von Oslo gerade darin, dass es nicht bewusst, sondern wie ein Rausch war. So etwas bewusst wiederholen zu wollen wäre für mich die totale Ernüchterung. Dass Lena genau diesen Wunsch hat, und dass sie zuversichtlich ist, dass es so sogar noch schöner werden könnte - ja, diese Vorstellung ist mir tatsächlich fremd. So etwas überhaupt wiederholen zu wollen, zu diesem Wunsch fehlt mir der Zugang. Das ist die Black Box in meinem Lena-Fantum. Meine erste unwillkürliche Reaktion darauf ist immer: Wozu soll das gut sein? Wie gesagt, das ist kein Vorwurf an Lena und keine Enttäuschung! Nur tatsächliches, ehrliches Unverständnis. Platter gesagt: Da tickt das Mädel einfach komplett anders als ich.

Erstmal schließe ich mich vollumfänglich dem an, was Walter im Post #109 Dir schon geantwortet hat. Ich erinnere an Lenas "Puuuhhh" beim ersten Anblick der Telenorarena von innen, und die Szene mit den Bauchschmerzen habe ich auch im Gedächtnis. Da ist so viel Neues ständig auf Lena eingestürmt, daß sie kaum Zeit hatte, das für sich auch bewußt zu geniessen. Alles ging quasi viel zu schnell "für so einen kleinen Lenakopf". Und das Kennenlernen anderer Künstler, sicherlich durchaus auch zur eigenen Inspiration und Einordnung ("was würde ich auch mal gerne ausprobieren, was bestimmt nicht"), ist für Lena eine Hauptmotivation für die erneute Teilnahme, und damit ihre Einwilligung zur "Titelverteidigung", gewesen.

Ich will noch etwas hinzufügen. Du befürchtest - von Dir selbst ausgehend - daß durch ihre Teilnahme am diesjährigen ESC das Ereignis in Oslo im Nachhinein entzaubert wird, weil dieses eben im Grundsatz unwiederholbar ist. Aber Du gehst von einer tatsächlich bei Lena nicht vorhandenen Erwartungshaltung aus. Sie erwartet eben nicht den "Zauber" von Oslo wiederholen oder sogar toppen zu können. Nein, diesen Rausch kann man wirklich nicht wiederholen, da er aufgrund einer ganz spezifischen Konstellation entstanden ist - Lenas Entdeckung und "Öffentlich-Werden" kurz vorher durch USFO. Aber Lena hat ja nicht bewußt diesen "Zauber" versucht herbeizuführen, und dies tut sie jetzt, im Zusammenhang mit dem ESC 2011, ja erst recht nicht. Für sie kann es durchaus schöner werden als in Oslo, auch wenn sich für den Zuschauer der Zauber nicht so wieder einstellen kann. Nur: es ist falsch, ihr hier in irgendeiner Form quasi eine Verantwortung dafür aufbürden zu wollen. So nach dem Motto (leicht überspitzt): Wenn es Dir nicht gelingt, Mädel, uns wieder so zu bezaubern wie in Oslo, dann bist Du hier eigentlich am falschen Platz.

Lena verweigert sich zu Recht irgendwelchen Ansprüchen von außen, einen wie auch immer gearteten Zauber bzw. eine Massenbegeisterung wieder entfachen zu müssen. Wenn damit die (oder Teile der) Öffentlichkeit nicht zurechtkommen, dann ist das deren Problem. Für Lenas persönliches Erleben kann eben, beruhend auf dem Jahr der Erfahrung, das zwischen den beiden ESCs liegt, das Event in Düsseldorf durchaus schöner werden als in Oslo, denn sie selbst spürt ja nicht unmittelbar den Zauber, den sie anderswo auslöst. Für sie ist viel wichtiger, wie sie das Zusammenkommen mit den anderen Künstlern erlebt, und das noch in der besonderen Rolle als Gastgeberin.

Der ESC in Düsseldorf steht für Lena eigenständig, sie wird nicht ständig vergleichen. Und aus eben diesem Grund wird auch nichts von der kollektiven Erinnerung des Publikums an den Zauber von Oslo weggenommen, nur weil Düsseldorf in einer neuen historischen Konstellation stattfindet und daher das "Schöne, Leichte, Zauberhafte von Oslo" (wie Du schriebst) so gar nicht wiederholbar ist. Lena lebt so wunderbar im Hier und Jetzt, sie weiß die jeweilige Situation bestmöglich zu durchleben, und eben auch den ESC in Düsseldorf "on its own merits". Sie macht sich nicht abhängig von den Erwartungen des Publikums, sondern folgt ihren eigenen Wünschen - was sie sich durch ihren Sieg in Oslo auch verdient hat, dafür muß sie sich überhaupt nicht rechtfertigen. Ein wahrhaft unabhängiger Geist, absolut bewunderungswürdig.

Es mag durchaus sein, daß Düsseldorf für das deutsche Publikum nicht so ein mitreißendes Erlebnis wie Oslo wird (wobei ich mich auch täuschen kann). Aber für Lena wird es so oder so seinen eigenen Stellenwert haben, und ich freue mich einfach mit ihr, daß dem so ist (wie Du es ja auch tust).

Doktor Landshut
05.05.2011, 13:38
Was unterscheidet einen ESC von einer Achterbahnfahrt und einem Konzert (denn ja, den Besuch eines Lena-Konzerts würde ich gerne dutzendmal wiederholen)? :).

Aber Vorsicht: Bei einer Achterbahnfahrt ist der Absturz das schönste... ;)

Axel1954
05.05.2011, 14:43
Aber Vorsicht: Bei einer Achterbahnfahrt ist der Absturz das schönste... ;)

Näh, näääh ......., der Looping oder der Korkenzieher, die erste Abfahrt ist blanker Stress!

Economist
05.05.2011, 19:26
Aus meinem heutigen Post #119 in diesem Thread:


Für sie ist viel wichtiger, wie sie das Zusammenkommen mit den anderen Künstlern erlebt, und das noch in der besonderen Rolle als Gastgeberin.

Quod erat demonstrandum: http://www.lena-meyer-landrut.de/#videos --> Lena trifft Jedward.

Muenzi
05.05.2011, 19:58
.....
Also, um das nochmal zu unterstreichen was Jupp sagt, Lena "muss" auf der Bühne ihre Person natürlich anpassen. Wäre ihr im Sinn die ganze Zeit nur Musik zu hören, oder sich auf die Couch zu "flegeln" ohne groß irgendwas zu tun, eben nur das, worauf sie grade so "Bock" hat, wäre das natürlich authentischer, als über die Bühne zu fegen, wenn sie grade nicht dazu in der Stimmung ist. Doch die Erwartungshaltung der Menschen machen ihr das natürlich nicht wirklich möglich. Das heißt nicht das sie weniger Lena ist, oder weniger authentisch, es heißt nur, dass sie sich nunmal auf der Bühne nicht einfach 2h hinsetzen, Kaffee trinken, mit ihrer Freundin schnatzeln und zugucken kann, was das Publikum gerade so macht. Wäre sicher spannend zu sehen und für den einen oder anderen unter uns, wäre das schlicht weg genug, aber dem gros würde es auf Grund der Preise wohl eher nicht zusagen, "Kaffeeklatsch mit Lena", anstatt des Konzertes zu erleben. Deshalb muss man nahezu eine Unterscheidung im Sinne der Authentizität treffen, die ich bei jupps Beitrag einfach am treffendsten formuliert empfinde ....

Tolle Diskussion hier. Macht Spas beiden Strängen (der Wahrhaftigkeit und dem nochmaligen Antreten in Dssd) zu folgen. In meinem Widerspruch zu obigen Sätzen von catchmo kommt meine Sicht noch einmal besonders deutlich hervor:
Lena muss auf der Bühne ihre Person NICHT anpassen. Sie hat gar keine Lust, da oben Kaffee zu trinken oder zu plauschen. Lena ist eine totale Rampensau. Die macht einfach nichts lieber, als auf einer Bühne zu stehen und Menschen glücklich zu machen. Sie ist auf der Bühne natürlich nicht so wie im sonstigen Leben. Sie hat sich im Vorfeld vieles überlegt und einstudiert, womit sie den Menschen Freude bereiten kann. Wahrscheinlich sogar sehr hart trainiert. Aber wenn sie da oben steht, dann brennt sie darauf, über die Bühen zu fegen. Ich habe sie so sehr mit sich im Einklang erlebt, wie ich das sonst bei einem Menschen sehr sehr erleben konnte. Dass sie wie Bob Dylan mal auf einer Bühne steht und keine Lust hat zu performen, das kann ich mir bei IHR nicht vorstellen. Zumindest im Moment nicht. Das meinte ich mit Aufhebung der Trennung von Rolle und Person. Aufhebung als Bewahren und Beseitigen gleichzeitg. (Dialektisch sozusagen). Sie will diese "Rolle" so sehr, dass es sie selbst ist, die auf der Bühne steht, voll und ganz. So etwas "können" nur Menschen, die für die Bühne geboren sind. Es fliegt ihnen zu, es ist das natürlichste auf der Welt für sie, auf einer Bühen zu stehen und zig-tausende, ja vielleicht sogar Millionen Menschen zu berühren. Sie sind glücklich dabei. Und Lena ist genau das. Und deshalb ist alles so echt, wie es überhaupt nur sein kann.

Muss noch was ergänzen: Viele Künstler finden es extrem nervig immer wieder ihre alten Hits singen zu müssen. So könnte es Lena mit Satellite ja auch gehen. Tut es aber nicht. Sie hat sich für die LLT eine neue Version ausgedacht. Sie beginnt a capella (übrigens mit geänderter Melodie), reißt dann das Publikum mir und legt danach eine rockige version hin, dass einem die Spucke wegbleibt. Und wie geht es IHR dabei?? Spass hat sie, ohne Ende. Sie kann dieses schon hunderte mal performte Lied mit einer echten Freude darbeiten. Nix is mit verstellen und ich muss ja Satellite bringen. Wenn sie es bringt, dann hat sie auch Bock darauf. Und was für einen!

catchmo
05.05.2011, 20:12
Erstmal schließe ich mich vollumfänglich dem an, was Walter im Post #109 Dir schon geantwortet hat. Ich erinnere an Lenas "Puuuhhh" beim ersten Anblick der Telenorarena von innen, und die Szene mit den Bauchschmerzen habe ich auch im Gedächtnis. Da ist so viel Neues ständig auf Lena eingestürmt, daß sie kaum Zeit hatte, das für sich auch bewußt zu geniessen. Alles ging quasi viel zu schnell "für so einen kleinen Lenakopf". Und das Kennenlernen anderer Künstler, sicherlich durchaus auch zur eigenen Inspiration und Einordnung ("was würde ich auch mal gerne ausprobieren, was bestimmt nicht"), ist für Lena eine Hauptmotivation für die erneute Teilnahme, und damit ihre Einwilligung zur "Titelverteidigung", gewesen.

Eine Motivation gab es für diesen "Titelverteidigungs"-Gedanken ganz sicherlich, ob es der Hauptgrund muss ich erst etwas genauer beleuchten

Das sie den ESC noch einmal genießen möchte steht völlig außer Zweifel. Allerdings hätte sie als Gastgeberin, ergo als "Opening Act", wie "der Zwieback" letztes Jahr, den ganzen ESC, auch ohne direkte Teilnahme am Wettbewerb, genießen können und wäre ganz nah und mitten im geschehen gewesen, hätte Zutritt zu allen Räumen genossen, die Medien um sich geschart, die Sänger und oder Sängerinnen die ihr am besten gefallen non-stop supporten können, um deren Chancen auf einen höheren "Tabellenplatz" zu verbessern, gleichzeitig ihre Beliebtheitsskala in diesen Ländern sicherlich dadurch auch erhöhen können, so wie es wohl dem "Zwieback" Hierzulande ergangen sein dürfte (auch wenn er in manchen Momenten etwas überpräsent gewesen ist, wie ich finde :D). Deshalb sehe ich hier eher keine Hauptmotivation den ESC noch einmal "bestreiten" zu wollen, denn ich halte Lena für reflektiert genug, dass sie von selbst auf genau dieses Ergebnis kommen würde. Sie hätte ihn besungen, eingeleitet und die Trophäe an den Sieger verliehen, also den ESC sozusagen Hautnah am eigenen Leib erfahren können, völlig ungezwungen, frei, "ohne Licht an, Mädchen da", ergo komplett ohne Druck.

Das du trotzdem irgendwo auf dem "richtigen Deck schrubbst", könnte aber an einer anderen Aussage Lenas liegen, die irgendwann mal erwähnt hat, dass sie "unter Druck glaubt, am stärksten zu sein" (Anm.: Sinngemäß). Ihr könnte also genau dieser Punkt, einen zusätzlichen Schub dazu gegeben haben, anstatt "nur" Opening Act zu sein, die Titelverteidigung anzustreben. Der Wettbewerb könnte bei dieser Überlegung das Salz in der Suppe sein, der ihr eine höhere Motivation bereitet, als "nur dabei" zu sein. Sie macht auf mich eh den Eindruck, als liebe sie Herausforderungen und tappst mit vollem Elan in solche hinein, metaphorisch gesehen, wie ein Kind mit großen Augen und einer großen Portion Neugierde.

Trotzdem vermute ich das es keinen Hauptpunkt gibt, sondern eher so etwas wie eine Koalition vieler Gründe. Ich kann mir durchaus. unter den oben genannten Gesichtspunkten, auch vorstellen das Lena diese Herausforderung im Ganzen sehr reizt, zweimal in Folge teilzunehmen und womöglich zu gewinnen. Wäre ja nun auch einzigartig in der Geschichte, aber einfacher und zum genießen wäre es in der Tat, einfach nur den "Opening Act" zu spielen.

bates
05.05.2011, 20:23
Tolle Diskussion hier. Macht Spas beiden Strängen (der Wahrhaftigkeit und dem nochmaligen Antreten in Dssd) zu folgen. In meinem Widerspruch zu obigen Sätzen von catchmo kommt meine Sicht noch einmal besonders deutlich hervor:
Lena muss auf der Bühne ihre Person NICHT anpassen. Sie hat gar keine Lust, da oben Kaffee zu trinken oder zu plauschen. Lena ist eine totale Rampensau. Die macht einfach nichts lieber, als auf einer Bühne zu stehen und Menschen glücklich zu machen. Sie ist auf der Bühne natürlich nicht so wie im sonstigen Leben. Sie hat sich im Vorfeld vieles überlegt und einstudiert, womit sie den Menschen Freude bereiten kann. Wahrscheinlich sogar sehr hart trainiert. Aber wenn sie da oben steht, dann brennt sie darauf, über die Bühen zu fegen. Ich habe sie so sehr mit sich im Einklang erlebt, wie ich das sonst bei einem Menschen sehr sehr erleben konnte. Dass sie wie Bob Dylan mal auf einer Bühne steht und keine Lust hat zu performen, das kann ich mir bei IHR nicht vorstellen. Zumindest im Moment nicht. Das meinte ich mit Aufhebung der Trennung von Rolle und Person. Aufhebung als Bewahren und Beseitigen gleichzeitg. (Dialektisch sozusagen). Sie will diese "Rolle" so sehr, dass es sie selbst ist, die auf der Bühne steht, voll und ganz. So etwas "können" nur Menschen, die für die Bühne geboren sind. Es fliegt ihnen zu, es ist das natürlichste auf der Welt für sie, auf einer Bühen zu stehen und zig-tausende, ja vielleicht sogar Millionen Menschen zu berühren. Sie sind glücklich dabei. Und Lena ist genau das. Und deshalb ist alles so echt, wie es überhaupt nur sein kann.


Wow, Muenzi! Besonders der markierte Teil: http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/images/smilies/Schild%20good%20post.gif
Überhaupt, leidenschaftlicher und treffender kann man Lenas Bühnen-Wahrhaftigkeit kaum beschreiben.
Dabei stehen Deine Ausführungen überhaupt nicht im Gegensatz zu denen von jupp - und auch nicht zu denen von catchmo, denn natürlich "muss" sie sich in einem formalen Sinne "der Bühne anpassen", aber da sie es eben, wie Du beschreibst, auch brennend will, ist es faktisch kein "müssen" mehr.

Toll, wie dieser Thread hier mal wieder aufs Schönste meinen Eindruck aus dem Juli 2010 bestätigt:


Lena stellt offenbar die Synapsen beider Hirnhälften gleichermaßen unter Dauerfeuer - und lässt zugleich das Herz Purzelbäume schlagen

catchmo
05.05.2011, 20:45
Huch, da habe ich einmal nicht vor dem absenden geguckt ob was neues zum anfügen da steht :D

Natürlich gebe ich dir da völlig recht Muenzi. Lena hatte und hat da richtig Bock drauf, die Bühne richtig zu rocken und hat dazu, das hast du völlig zurecht herausgestellt, noch diese besondere Gabe, dies an das Publikum zu kommunizieren, ohne es explizit auszusprechen. Ich hatte das nur deutlich überspitzt gezeichnet, da ja das ein oder andere Mal hier das Thema "Lampe an, Mädchen da" angesprochen wurde. Durch das Korsett eines Konzertes in das sie sich ja rein freiwillig zwängt, hei0t das natürlich nicht, dass sie plötzlich keinen Bock auf Bühne aber auf Kaffee trinken hat. Ich wollte halt lediglich zum Ausdruck bringen, dass manch eine Aufforderung zur Authentizität rein gar nicht bewerkstelligt werden kann. Wenn es Lena während eines Konzertes nicht gut gegangen wäre, glaube ich, man hätte es sofort mitbekommen, trotzdem hätte sie alles weiter versucht, um ihr Publikum zufrieden zustellen, ohne dadurch eben falsch zu wirken. Im Laufe ihrer 250jährigen Regentschaft (:D), wird sie trotz alle dem auch das ein oder andere Mal erleben, wo sie nicht ganz bei der Sache ist, was auch Lebensumstände mit sich bringen können, Trennungen, Krankheiten, was auch immer einen beschäftigen kann, möge man hier einsetzen und genau dies kann man manchmal nicht steuern, "et kütt wie et kütt" sagt man ja in Köln ganz gern. Mit meiner Überzeichnung wollte ich das nochmal etwas veranschaulichen, dass man nicht an Lenas Authentizität zweifeln sollte, oder besondere Merkmale dafür suchen muss und man nicht enttäuscht sein sollte, wenn man mal eine Botschaft als nicht ganz ehrlich kommuniziert empfängt

Tiny Tim
05.05.2011, 20:50
Lena ist eben - gerade durch Muenzis Beitrag fühle ich mich in dieser Ansicht bestärkt - zuallererst Bühnenkünstlerin; die Bühne ist ihr Instrument, das sie mit vollkommenster Virtuosität beherrscht. Was das für ihre Interaktion mit dem Publikum bedeutet, sieht man in der Tat am deutlichsten durch einen Vergleich, sagen wir, mit dem erwähnten Bob Dylan und mit Adele. Bob Dylan ist eindeutig zuallererst Songwriter; dass er überhaupt seine Lieder selbst vorträgt, liegt wohl hauptsächlich daran, dass zu der Zeit, in der er groß wurde, die einzige Alternative darin bestanden hätte, Lohnschreiber für eine Hitfabrik zu werden, und das ging natürlich gar nicht für ihn. Eine Rampensau ist er aber nie gewesen, und so kam es dann immer mal wieder zu ziemlich lustlos heruntergespulten Pflicht-Auftritten. Adele wiederum ist zuallererst Sängerin. Ihr liegt es schon mehr, vor Publikum aufzutreten, aber ihre Stimme ist dabei das Einzige, was sie anzubieten hat. Auch sie ist keine Rampensau, Charisma besitzt sie ebenfalls nicht, dafür aber eben eine gewaltige Stimme, die Menschen zu fesseln imstande ist. Die Bühne ist für sie aber kein Instrument, sondern lediglich der Untergrund, auf dem sie steht.

Lena dagegen macht die Bühne zu einem Märchenwald, in dem sie als Zauberfee ihre gütige Regentschaft ausübt und alles belebt. Und das tut sie in doppeltem Sinne zur Freude des Publikums, denn erstens ist das Publikum tatsächlich hocherfreut, und zweitens ist das auch Lenas Absicht. Wenn sie in die Halle ruft "Köln, geht's euch gut?", spürt man, dass sie will, dass es ihrem Publikum gut geht. Der Gesang ist dabei das Vehikel, zu dem sie ja in der Tat wie die Jungfrau zum Kinde gelangt ist, das sie aber mit atemberaubender Geschwindigkeit ausbaut. Ihr eigentliches Instrument ist aber, wie gesagt, die Bühne; für die ist sie geboren, auf ihr ist sie zu Hause, und das Publikum ist dann quasi ihre "Familie", für die sie das eben tut, was sie tut.

Axel1954
05.05.2011, 21:00
Lena hat es ja richtig beim letzten Interview mit Roman Rätzke gesagt - "Meinst du etwas ich muß das hier machen, nein, ich möchte das machen!"

Man beachte auch Lenas Ausdrucksweise, nicht "Ich will...." sondern "Ich möchte....."!

Surfer
05.05.2011, 21:59
Wow, dieses ganze Forum ist doch schon eine geistige Liebeserklärung an Lena, aber dieser Thread toppt das noch. :wub:

Gern würde ich alles lesen, aber wenn ich das mache, habe ich einen Knoten im Gehirn. :respekt:

Weiter so. :PC tippen01:

Muenzi
05.05.2011, 22:15
....Lena dagegen macht die Bühne zu einem Märchenwald, in dem sie als Zauberfee ihre gütige Regentschaft ausübt und alles belebt. ....
http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/images/smilies/smilie_girl_231.gif http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/images/smilies/smilie_girl_231.gif http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/images/smilies/smilie_girl_231.gif

petsta
06.05.2011, 00:06
@ Walter @ Muenzi danke für die Zauberfee und die Rampensau. :)
Da möchte ich gerne einen Aspekt einwerfen, der mich schon einige Zeit beschäftigt, den ich aber bisher nicht recht einordnen konnte oder wollte.
Nämlich eine Seite oder auch Rolle, die es heute so eigentlich nicht mehr gibt, die aber im Zusammenhang mit LENA schon öfters aufgetaucht ist (SR :"große Künstler haben einen Hang zum Schabernack.") - die clowneske. Im besten Sinne - Menschen jeden Alters zum Staunen, Lachen, Weinen zu bringen, sei es durch Musik, Gestik, Situationen - letztlich immer durch Emotionen und um eines tiefen Verständnisses um die wahren Werte im Leben. Es würde für mich auch LENA's Wirkung auf Kinder erklären - nicht sie als moderne Clownin (?) zu bezeichnen, aber dass sie in gewisser Weise einer verloren gegangenen Kunst ein Stück neues Leben einhaucht bzw. sie -
und das ist ja an sich schon sehr außergewöhnlich - als Frau vielleicht neu erfindet. Auch LENA sagt ja, dass sie vielen Menschen gern ein bisschen Freude bringen möchte, nur war das bisher stets verständlicherweise vornehmlich auf Musik bezogen. Vielleicht ist es ja nur die freie Interpretation ihrer Musik die diesen Eindruck bei mir erweckt, aber vielleicht steckt auch mehr dahinter. Natürlich kann auch das nur einen Teilaspekt ausmachen, aber: Is ne eine Frage wert. :D Bin mir da, wie gesagt selbst noch nicht im Klaren, aber wo kann ich so etwas schon loswerden, wenn nicht in diesem Threat. :D

Grombold
06.05.2011, 00:11
Zu der Authentizitätsdiskussion meine ich, man müßte als erstes mal definieren, was ist Authentisch, und was ist das Gegenteil dazu, eine Rolle spielen?
Man kann natürlich alles irgendwie als Rolle interpretieren, aber das führt hier dann doch nicht weiter.

Für das zivile Leben würde ich das als ersten Anstz so definieren, daß man authentisch ist, wenn man die eigenen Wertmaßstäbe auch lebt. Oder auch andersrum, wenn man so wie man lebt, dieses reflektiert und daraus die Wertmaßstäbe entwickelt, die man ansetzt. Dann ist man in sich schlüssig und authentisch.
Tut man das nicht, zerfällt das ganze, man wird unvollständig. Man versucht nach aussen hin den Schein zu wahren, daß man Ansprüchen gerecht wird, die man aber gar nicht erfüllt. Man spielt eine Rolle. Auf die Dauer entsteht daraus immer Frust.

Für die Bühne würde ich das mal so sehen, wenn man auf der Bühne das macht, was man machen will, was einem selber gefällt, wenn man das zum Ausdruck bringt, was einen selber bewegt und erst dann schaut, ob es dem Publikum gefällt, dann ist es authentisch.
Wenn man andersrum erst überlegt, was könnte von einem erwartet werden, was könnte den Leuten gefallen und dann schaut, ob es auch so ankommt, dann spielt man eine Rolle.
oder anders
Wenn man ein Musikstück oder eine Film- oder Theaterrolle authentisch ausfüllt, wird es nicht gelingen diese authentisch zu füllen, wird es nicht gelingen diese am nächsten Tag, oder die Woche darauf, erst recht nicht nach einem Jahr diese identisch zu reproduzieren, weil ich nur heute so bin, wie ich bin, morgen bin ich schon anders.
Wenn man das aber mit einer gespielten Rolle ausfüllt, kann man das, im Rahmen der technischen Fähigkeiten beliebig oft reproduzieren.

Daraus ergibt sich für mich, daß Lena immer authentisch ist.



... #127Stimme ich vollkommen zu.
Und möchte noch ergänzen, daß ich denke, Musik ist das beste Medium für Lena um das umzusetzen.

Muenzi
06.05.2011, 00:18
....
Und möchte noch ergänzen, daß ich denke, Musik ist das beste Medium für Lena um das umzusetzen.
Denn sie ist nicht nur mit einer ausdrucksvollen sondern auch mit einer wunderschönen Stimme gesegnet. Sie ist aber auch mit einem wunderschönen Körper gesegnet, den sie geradezu virtuos zu bewegen weiß. Also: Musik und Tanz, das sind ihre Medien.

Tiny Tim
06.05.2011, 00:27
@petsta (#131), Grombold (#132) und Muenzi (#133): Das kann ich voll-um-fäng-lich bestätigen! :D

Grombold
06.05.2011, 00:30
@Muenzi: aber Tanz ist doch teil der Musik. Ohne Musik tanzen ist auch nicht so dolle.

Doktor Landshut
06.05.2011, 00:35
Ohne Musik tanzen ist auch nicht so dolle.

Doch... siehe >>hier (http://www.youtube.com/watch?v=9DpYWgCZSI8):) (http://www.youtube.com/watch?v=9DpYWgCZSI8)

gauloises
06.05.2011, 06:34
Auch als verspätete Würdigung eines Postings im Thread LLT-Köln-Berichte:


begann hier ein Märchenvolk seiner Märchenprinzessin zu huldigen. Ja, der ganze Abend war wie ein Märchen, an dessen Höhepunkt, der zum Glück ja schon sehr eindrucksvoll geschildert wurde, gleichsam Schneewittchen zur Kaiserin von Köln gekrönt wurde.


Lena dagegen macht die Bühne zu einem Märchenwald, in dem sie als Zauberfee ihre gütige Regentschaft ausübt und alles belebt.

Das geht einfach runter wie Öl. (Und nebenbei: Es stimmt.)

Schnatz
06.05.2011, 09:18
Doch... siehe >>hier (http://www.youtube.com/watch?v=9DpYWgCZSI8):) (http://www.youtube.com/watch?v=9DpYWgCZSI8)

Was sagt sie denn da am Ende? Schon dreimal angeschaut immer noch nicht verstanden.

Schnatz
06.05.2011, 09:30
Adele wiederum ist zuallererst Sängerin. Ihr liegt es schon mehr, vor Publikum aufzutreten, aber ihre Stimme ist dabei das Einzige, was sie anzubieten hat. Auch sie ist keine Rampensau, Charisma besitzt sie ebenfalls nicht, dafür aber eben eine gewaltige Stimme, die Menschen zu fesseln imstande ist. Die Bühne ist für sie aber kein Instrument, sondern lediglich der Untergrund, auf dem sie steht.

Absolut, sieht man auch in ihren neuen Video rolling in the deep. Man fragt sich die ganze Zeit, wann steht sie denn mal auf. Bei einem Konzert hatte sie My Same angekuendigt und gesagt "i hope i do it as good as Lena" Unsicherheit macht sich breit.

Das Lena authentisch ist steht fuer mich ausser Frage. Sie ist und bleibt sie selbst und das glauben ihr die Leute. Es ist das eigentliche Geheimnis ihres Erfolgs. Ich erinnere an Westernhagen, dem war das schon nach einem Lied klar.

petsta
06.05.2011, 10:46
Wollte noch etwas anfügen: "Du kannst praktisch nichts falschmachen. Selbst wenn du was falsch machen würdest würde man denken, dass es so gehört". (Barbara Schöneberger bei USFO). Diesen Satz können wir denke ich inzwischen alle unterschreiben und ist letztendlich für mich der Beleg für die Wahrhaftigkeit von LENA's Handeln.
Denn im Vertrauen auf die Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit ihres Tuns muß LENA sich keine Sorgen um die Folgen machen - es gibt keine. Keine vor denen sie sich Sorgen müsste. Keine die wirklich von Bedeutung wären.

catchmo
06.05.2011, 11:03
Absolut, sieht man auch in ihren neuen Video rolling in the deep. Man fragt sich die ganze Zeit, wann steht sie denn mal auf. Bei einem Konzert hatte sie My Same angekuendigt und gesagt "i hope i do it as good as Lena" Unsicherheit macht sich breit.

Das Lena authentisch ist steht fuer mich ausser Frage. Sie ist und bleibt sie selbst und das glauben ihr die Leute. Es ist das eigentliche Geheimnis ihres Erfolgs. Ich erinnere an Westernhagen, dem war das schon nach einem Lied klar.

Ich denke dieses "Phänomen der Authentizität" Lenas, ist nicht ganz so einfach zu erklären wie du es hier sagst, da dieses 19 jährige, ungezogene "Gör" (:D) einer Gleichung mit unendlich vielen Variablen und nur wenigen Konstanten gleichkommt. Man denkt man komme ihr allmählich auf die Spur und aus dem nichts stößt man auf eine Vielzahl neuer Varianten, Grenzwerte und Ergebnisse. Deshalb ist dieses Topic auch dazu verdammt, ein ewiger Kreislauf zu bleiben, der nach einer Erklärung schreit, endlich aber keine finden kann, ohne neue Erkenntnisse oder Fragen aufzuwerfen, die, die vorhergehenden Betrachtungsweisen über den Haufen werfen, aber dennoch auch bestätigen können. :D

Das alles, obwohl du es so schön kurz für dich begründet hast, worüber ich mich sehr freue. Danke dir :)

Economist
06.05.2011, 11:21
Ich denke dieses "Phänomen der Authentizität" Lenas, ist nicht ganz so einfach zu erklären wie du es hier sagst, da dieses 19 jährige, ungezogene "Gör" (:D) einer Gleichung mit unendlich vielen Variablen und nur wenigen Konstanten gleichkommt. Man denkt man komme ihr allmählich auf die Spur und aus dem nichts stößt man auf eine Vielzahl neuer Varianten, Grenzwerte und Ergebnisse. Deshalb ist dieses Topic auch dazu verdammt, ein ewiger Kreislauf zu bleiben, der nach einer Erklärung schreit, endlich aber keine finden kann, ohne neue Erkenntnisse oder Fragen aufzuwerfen, die, die vorhergehenden Betrachtungsweisen über den Haufen werfen, aber dennoch auch bestätigen können. :D

Jetzt frage ich mich: Soll ich darüber verzweifelt sein, weil ich demnach nie ans Ziel kommen kann, oder soll ich mich freuen, weil uns der Stoff zur Debatte hier im Forum nie ausgehen wird und wir noch viele vergnügliche Stunden miteinander verbringen können?

Die Antwort ist klar, im Lena'schen Sinne des Fokusses auf das Leben im Hier und Jetzt (was ja auch etwas von der alten Weisheit "der Weg ist das Ziel" hat): Das letztere natürlich!!! :)

Economist
06.05.2011, 11:38
Wollte noch etwas anfügen: "Du kannst praktisch nichts falschmachen. Selbst wenn du was falsch machen würdest würde man denken, dass es so gehört". (Barbara Schöneberger bei USFO). Diesen Satz können wir denke ich inzwischen alle unterschreiben und ist letztendlich für mich der Beleg für die Wahrhaftigkeit von LENA's Handeln.
Denn im Vertrauen auf die Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit ihres Tuns muß LENA sich keine Sorgen um die Folgen machen - es gibt keine. Keine vor denen sie sich Sorgen müsste. Keine die wirklich von Bedeutung wären.

Eben. Genau das ist das Schöne am Leben in Wahrhaftigkeit: "Je ne regrette rien"!!!

Wer sich mit 19 diese Weisheit schon an den Fuß tätowieren läßt (also fest von der dauerhaften Gültigkeit dieses Satzes für sich überzeugt ist), der ist den meisten von uns weit voraus. Und wird sich durch keine noch so gewaltige Lawine an medialer Kritik erschüttern lassen. Weil sie in sich ruht - und auch ein kleines bißchen (so hoffe ich zumindest), weil sie seit ihrer Tour, und besonders dem Abschluß in Köln, weiß, daß es einen Fan-Kern gibt, der sie unerschütterlich unterstützen wird auf ihrem Lebensweg als Künstler.

Economist
06.05.2011, 11:44
Was sagt sie denn da am Ende? Schon dreimal angeschaut immer noch nicht verstanden.

Lenas Reaktion beim Knall am Ende der Echo-Probe von TBAS lautet in etwa so:

"Whoaaah! (Ausdruck des Schrecks)....(lacht, nahtlos übergehend in) ist das geil!...(hüpft im Kreis wie Rumpelstilzchen) Jaaaa, das MAG ich!!!"

P.S.: Sorry für den Dreifach-Post. Waren aber auch drei unterschiedliche Sub-Themen...

Doktor Landshut
06.05.2011, 11:59
Ich denke dieses "Phänomen der Authentizität" Lenas, ist nicht ganz so einfach zu erklären wie du es hier sagst, ...

Zu meinen besseren Zeiten ist man noch nach Indien gereist, in der Hoffnung auf spirituellem Weg für sich zu finden, was Lena heute repräsentiert und ihr gestattet "authentisch" zu sein, das völlige Fehlen von unbegründeten Ängsten und die daraus resultierende Freiheit, sich selbst bedingungslos leben und lieben zu können und sich der Welt in jeder Situation so zu zeigen wie man wirklich ist. Das erklärt natürlich noch lange nicht, warum sie so leuchtet. Und das, befürchte ich, wird wohl ihr Geheimnis bleiben.


(hüpft im Kreis wie Rumpelstilzchen)

Ich hab zum Spaß gestern mal den Videoton der Szene stumm geschaltet und Ballettmusik von Tschaikowsky druntergelegt. Paßt perfekt. Finde auch, daß die Szene bestens zum Thema hier paßt... und dazu beitragen kann, etwas über Lenas Wahrhaftigkeit zu erfahren.

Axel1954
06.05.2011, 12:02
Was sagt sie denn da am Ende? Schon dreimal angeschaut immer noch nicht verstanden.

Also ich verstehe da ......."Ja, ich mag ihn!"

Schnatz
06.05.2011, 12:27
Ich hab zum Spaß gestern mal den Videoton der Szene stumm geschaltet und Ballettmusik von Tschaikowsky druntergelegt. Paßt perfekt. Finde auch, daß die Szene bestens zum Thema hier paßt... und dazu beitragen kann, etwas über Lenas Wahrhaftigkeit zu erfahren.

Und wo hast du es hoch geladen?

Doktor Landshut
06.05.2011, 12:29
Also ich verstehe da ......."Ja, ich mag ihn!"

Zuerst hab ich immer verstanden "Ja, ich hab ihn" und das auf den Echo bezogen, bei nochmaligem Hören würde ich dir aber recht geben. (Wen mag sie denn nur so...?)

Acid0989
06.05.2011, 12:31
Hm. sie sagt doch :" Jaaaa, das mag ich!" bezogen auf denn Knalleffekt!

Doktor Landshut
06.05.2011, 12:32
Und wo hast du es hoch geladen?

Ich hab das parallel nur mal so laufen lassen, just for fun, keine Videobearbeitung oder so.

Krischaaan
06.05.2011, 12:33
Also ich verstehe da ......."Ja, ich mag ihn!"


Zuerst hab ich immer verstanden "Ja, ich hab ihn" und das auf den Echo bezogen, bei nochmaligem Hören würde ich dir aber recht geben. (Wen mag sie denn nur so...?)

Was habt ihr denn für verkalkte Lautsprecher? ;)...Oder ist das ein running gag, den ich nicht verstehe? :hmm:

Sie sagt eindeutig: "Ja, das mag ich!"

edit: Zu spät! siehe Post #149 (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?773-lena-und-die-wahrhaftigkeit-(war-...-und-die-authentizit%E4t)&p=195998&viewfull=1#post195998)

Fluxxxie
06.05.2011, 12:38
...Adele wiederum ist zuallererst Sängerin. Ihr liegt es schon mehr, vor Publikum aufzutreten, aber ihre Stimme ist dabei das Einzige, was sie anzubieten hat. Auch sie ist keine Rampensau, Charisma besitzt sie ebenfalls nicht, dafür aber eben eine gewaltige Stimme, die Menschen zu fesseln imstande ist. ...


Das Lena authentisch ist steht fuer mich ausser Frage. Sie ist und bleibt sie selbst und das glauben ihr die Leute. Es ist das eigentliche Geheimnis ihres Erfolgs. Ich erinnere an Westernhagen, dem war das schon nach einem Lied klar.

Die Aussagen nehme ich mal als Einstiegspunkt ;)

Für mich ist die Wahrhaftigkeit oder Authentizität Lenas zweitrangig für meine Faszination und bei weitem nicht die Quelle ihres Erfolgs. Deshalb berühren mich auch Diskussionen, ob sie sich verändert hat oder "war das noch Lena" meist wenig.

Das Zauberwort ist für mich: Charisma (oder Bühnenpräsenz oder Ausstrahlung oder vibrancy oder...).
Ich empfinde immer dann jemanden charismatisch, wenn mich die Person mehr bewegt, als das was sie gerade macht. Bei einem Auftritt hänge ich dann mit meinen Augen an dem Künstler und es interessiert mich gar nicht mehr, ob auf der Bühne noch andere Musiker sind, oder im Hintergrund gerade eine Giraffe vorbeigelaufen ist; bekomme ich im Bestfall gar nicht mit.
Bei Adele empfinde ich ähnlich, nur mag ich die Musik nicht so.

Umgekehrt fällt es mir sogar schneller auf: Ein Künstler kann technisch noch so gut sein, wenn er keine Ausstrahlung hat, wird weitergezappt.

Charisma ist schwer rational zu beschreiben, Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Charisma) hilft etwas.
Westernhagen beschrieb mal Lena als eine Person, die in einen Raum kommt und das Energiegefüge ändert. Kerkeling meinte, dass Lena die Bühne komplett ausfüllt und das wäre von Gott gegeben.

Ich bin mir nicht sicher, ob ohne Wahrhaftigkeit Charisma möglich ist, ich denke nicht, sehe das aber nur als einen kleinen Teilaspekt an.

Schnatz
06.05.2011, 12:40
Das Lena authentisch ist steht fuer mich ausser Frage. Sie ist und bleibt sie selbst und das glauben ihr die Leute. Es ist das eigentliche Geheimnis ihres Erfolgs. Ich erinnere an Westernhagen, dem war das schon nach einem Lied klar.



Ich denke dieses "Phänomen der Authentizität" Lenas, ist nicht ganz so einfach zu erklären wie du es hier sagst, da dieses 19 jährige, ungezogene "Gör" (:D) einer Gleichung mit unendlich vielen Variablen und nur wenigen Konstanten gleichkommt.

Nicht? :( Bei der Suche nach einer Antwort auf eine wissenschaftliche Fragestellung ist es meist so, dass die einfachste Antwort auch die wahrscheinlichste ist. :) Nein ich moechte den Spass am disskutieren nicht vermiesen, wirklich nicht.

Viel wichtiger ist fuer mich die Frage, wird sie so bleiben. Ich wuerd es ihr so sehr wuenschen.

Man kann auch drueber streiten was ist ueberhaupt Authentizitaet. Wenn sie keine Lust mehr hat einige Pressetermine wahrzunehmen, es aber trotzdem tut. Nein es geht um die grossen Entscheidungen. Lena wollte auf die Buehne (seit sie 12 ist), sie hat sich fuer Musik entschieden, sie singt nur das was ihr selbst gefaellt. Sie tut dies hoffentlich noch recht lange, aber nur so lange wie es ihr Spass macht. Fazit: Lena ist authentisch. Schon wieder stark vereinfacht. upps.

Hab auch einen Beruf der mir Spass macht. Hart erkaempft aber durchgesetzt. Trotz allem moechte an manchem Tag den Job hinschmeissen, mach ich aber nicht. Verate ich mich jetzt selbst, ich denke nein.

jakeharper
06.05.2011, 14:43
Man kann auch drueber streiten was ist ueberhaupt Authentizitaet. Wenn sie keine Lust mehr hat einige Pressetermine wahrzunehmen, es aber trotzdem tut. Nein es geht um die grossen Entscheidungen. Lena wollte auf die Buehne (seit sie 12 ist), sie hat sich fuer Musik entschieden, sie singt nur das was ihr selbst gefaellt. Sie tut dies hoffentlich noch recht lange, aber nur so lange wie es ihr Spass macht. Fazit: Lena ist authentisch. Schon wieder stark vereinfacht. upps.

Hab auch einen Beruf der mir Spass macht. Hart erkaempft aber durchgesetzt. Trotz allem moechte an manchem Tag den Job hinschmeissen, mach ich aber nicht. Verate ich mich jetzt selbst, ich denke nein.

Die wahrhaftige Authentizität :D definiert sich ja vor allem nicht darüber, dass man nur das macht was einem Spaß macht. Sie legt dabei mit Sicherheit auch die notwendige Ernsthaftigkeit an den Tag, um diesen Beruf, in den sie da hineingestoßen wurde, fan/zuschauergerecht umzusetzen. Dazu gehört auch, mal etwas durchzuziehen wozu man keine Lust hat oder wenn man mal einen schlechten Tag hat. Ich weiß nicht wie ihr das seht, aber sie ist in meinen Augen keine Rebellin die sich nichts sagen lässt und nur das macht, worauf sie grade Bock hat. Wenn es die Karriere erfordert, kann sie auch Opfer bringen, um erfolgreich zu sein, was ich wiederum ins Verhältnis setze zu ihrem guten Draht zu Stefan Raab, dem konsequenten Ehrgeizling. Meiner Meinung nach verbindet die beiden auch diese Eigenschaft.

Und genau das ist auch der fantastische Schlüssel zum Erfolg: Trotz allem clownesken nie die nötige Ernsthaftigkeit vermissen zu lassen. Ein Spagat, der ihr großartig gelingt, den aber die wenigsten (Medien) bewußt wahrgenommen haben.

Schnatz
06.05.2011, 15:00
Sag ich doch.:thumbsup:

juppmartinelli
06.05.2011, 17:58
Das Zauberwort ist für mich: Charisma (oder Bühnenpräsenz oder Ausstrahlung oder vibrancy oder...).

(...) Westernhagen beschrieb mal Lena als eine Person, die in einen Raum kommt und das Energiegefüge ändert. Kerkeling meinte, dass Lena die Bühne komplett ausfüllt und das wäre von Gott gegeben.

Das ist sehr wahr. Was einfach zeigt, dass man das Phänomen LML unmöglich monokausal, aus einem einzigen Faktor heraus, beschreiben oder verstehen kann. Charisma, die hier diskutierte Wahrhaftigkeit, die schon klassische Haltung, Talent (nicht vergessen!), nicht zuletzt diese geradezu schmerzhafte Schönheit - alles das spielt zusammen und all das spielt eine Rolle. Machen wir also noch ein paar Threads auf :D.

gauloises
06.05.2011, 18:48
Was einfach zeigt, dass man das Phänomen LML unmöglich monokausal, aus einem einzigen Faktor heraus, beschreiben oder verstehen kann.

Verstehen wird, glaube ich, nie funktionieren. (Sollte es jemand verstanden haben, bitte ich dringendst um Aufklärung! ;))

Doch das, lieber Jupp und liebe Mitforisten dieses von Klugheit und Empathie strotzenden Threads, an dem ich nur passiv (aber zutiefst dankbar) teilnehme, soll eure wunderbaren Beiträge in keiner Weise schmälern! Es ist ein Fest, hier lesen zu dürfen!

Für mich verbleiben dennoch die nachfolgenden zwei Sätze des Doktors als die Quintessenz, auf die ich am Schluss meiner seit nunmehr 14 Monaten währenden Betrachtungen und Annäherungsversuche immer und immer wieder stoße:


Das erklärt natürlich noch lange nicht, warum sie so leuchtet. Und das [...] wird wohl ihr Geheimnis bleiben.

bates
06.05.2011, 18:54
Für mich verbleiben dennoch die nachfolgenden zwei Sätze des Doktors als die Quintessenz, auf die ich am Schluss meiner seit nunmehr 14 Monaten währenden Betrachtungen und Annäherungsversuche immer und immer wieder stoße:
Das erklärt natürlich noch lange nicht, warum sie so leuchtet. Und das, befürchte ich, wird wohl ihr Geheimnis bleiben.

Ich stelle mir gerade vor, auf meinen Schreibtisch würde ein goldener Briefumschlag flattern mit der Aufschrift "Warum sie so leuchtet - Die Erklärung." ... Ich würde ihn wegwerfen. Ganz schnell, bevor ich es mir anders überlege.

(Die Analyse kann ich nur deshalb mit so großer Lust mitbetreiben, weil ich gewiss bin, wir werden uns immer nur nähern, aber nie ganz herankommen.)

Grombold
06.05.2011, 22:05
Was sagt sie denn da am Ende? Schon dreimal angeschaut immer noch nicht verstanden.

Ich versteh da immer: 'Lars, pack' ihn' :D

bates
06.05.2011, 22:35
Ich versteh da immer: 'Lars, pack' ihn' :D

:-D
Das ist aber ungenau transkribiert, sie ruft: "Lars! Grombold! ziggy! Muenzi! Auf sie mit Gebrüll!"

Oder aber wir kommen zu wenig vom Forum an die frische Luft ;).

Muenzi
06.05.2011, 23:17
Ich stelle mir gerade vor, auf meinen Schreibtisch würde ein goldener Briefumschlag flattern mit der Aufschrift "Warum sie so leuchtet - Die Erklärung." ... Ich würde ihn wegwerfen. Ganz schnell, bevor ich es mir anders überlege.

(Die Analyse kann ich nur deshalb mit so großer Lust mitbetreiben, weil ich gewiss bin, wir werden uns immer nur nähern, aber nie ganz herankommen.)

Insofern könnte man den Umschlag auch aufmachen. Warum sie so sehr leuchtet? Es ist unergründlich. So wie jeder Mensch einzigartig und unergründlich ist.

Ich glaube, jeder ist jemand Wunderbares. (Lena)

Lars
06.05.2011, 23:28
Ich versteh da immer: 'Lars, pack' ihn' :D

:-D
Jetzt, wo du's sagst, hör ich das auch.
Ich "pack" jeden, sie muss nur sagen, wen. :D

juppmartinelli
07.05.2011, 02:58
Verstehen wird, glaube ich, nie funktionieren. (Sollte es jemand verstanden haben, bitte ich dringendst um Aufklärung! ;))

Solche Sätze muss ich zu oft in Situationen hören, wo sie nichts anderes sind als lahme Entschuldigungen dafür, es nicht einmal versuchen zu wollen, also für Faulheit des Kopfes und des Herzens. (Das ist keinesfalls auf Dich persönlich bezogen, gauloises! ;) )

Der Satz stimmt nur unter der Voraussetzung, Verstehen sei entweder da oder nicht da. Verstehen funktioniert aber nicht wie ein Schaltkreis - es ist nicht entweder an oder aus. Totales Verstehen gibt es nicht, und das nicht nur wenn der Gegenstand des Verstehens Lena heißt. Verstehen kommt vielmehr in tausend winzigen Graden daher, von fast gar nichts bis sehr viel. Daraus, dass niemand behaupten kann, er "habe es verstanden" (Punkt), also vollständig, folgt deshalb nicht, dass es nichts zu verstehen gibt oder dass keine echten Fortschritte im Verstehen erzielt werden können, dass man nicht mehr oder weniger verstehen kann. Meiner bescheidenen Auffassung nach erzielen wir solche kleinen Fortschritte in diesem Forum immer wieder und ich finde sie fast immer aller Mühen wert. Wer es für ein Problem hält, dass man dabei nie an ein Ende kommt - dass also irgendein Unergründliches immer bleibt -, hat nicht richtig begriffen, worum es geht. Wenn ich mir vornehme, so weit ich kann nach Westen zu laufen, komme ich auch nie ans Ziel. Von jedem Punkt aus, an dem ich stehe, kann ich immer noch einen weiteren Schritt nach Westen gehen. Also endet die Reise nie. Irgendwann komme ich wieder da an, wo ich losgelaufen bin. Aber die, die mich deswegen auslachen, haben keine Ahnung. Denn ich habe auf dem Weg die ganze Welt gesehen und den Ort, an den ich zurückkehre, sehe ich nun wie zum ersten Mal, und ganz neu.

Muenzi
07.05.2011, 03:22
Lieber Jupp, was ist, wenn ich gar nicht nach Westen laufen möchte.
Ich möchte es einmal anders formlieren. Im Westen kann ich die Schönheit des Sonnenuntergangs beobachten. Was hilft es mir, wenn ich nach Westen laufe?? Gar nichts. Was hilft es mir, wenn ich das Zustandekommen der wunderbaren Farben verstehe. Werden sie dadurch leuchtender oder intensiver?
Es sei jedem unbenommen, nach dem Geheimnis des Regenbogens oder der untergehenden Sonne zu suchen. Mir persönlich genügt es, mich an ihrer Schönheit zu erfreuen.
Wobei, ich unterhalte mich gerne über die verschiedenen Farben, ihre Nuancen, ihre Strahlkraft. Das alles tue ich aber nur, um mich noch mehr an der Schönheit eines Sonnenntergangs zu erfreuen.

Ich liebe das Geheimnis um Lenas Ausstrahlung. Niemand kann letzlich erklären, warum sie eine Bühne bis in die letzte Ritze ausfüllt, wenn sie sie betritt. Es ist unglaublich, wie eine Person die Riesen Lanxess-Arena derartig ausfüllen kann. Alles dort ist Lena, wenn sie auf der Bühne steht und singt. Da stehe ich fassungslos davor. Und das werde ich auch in Zukunft tun.

Trotzdem liebe ich gerade diesen Thread mit seinen wunderbaren Erklärungen. Leichten Annäherungen an einen Zauber, der sich jeder Erklärung entzieht.

Economist
07.05.2011, 04:34
Solche Sätze muss ich zu oft in Situationen hören, wo sie nichts anderes sind als lahme Entschuldigungen dafür, es nicht einmal versuchen zu wollen, also für Faulheit des Kopfes und des Herzens. (Das ist keinesfalls auf Dich persönlich bezogen, gauloises! ;) )

Der Satz stimmt nur unter der Voraussetzung, Verstehen sei entweder da oder nicht da. Verstehen funktioniert aber nicht wie ein Schaltkreis - es ist nicht entweder an oder aus. Totales Verstehen gibt es nicht, und das nicht nur wenn der Gegenstand des Verstehens Lena heißt. Verstehen kommt vielmehr in tausend winzigen Graden daher, von fast gar nichts bis sehr viel. Daraus, dass niemand behaupten kann, er "habe es verstanden" (Punkt), also vollständig, folgt deshalb nicht, dass es nichts zu verstehen gibt oder dass keine echten Fortschritte im Verstehen erzielt werden können, dass man nicht mehr oder weniger verstehen kann. Meiner bescheidenen Auffassung nach erzielen wir solche kleinen Fortschritte in diesem Forum immer wieder und ich finde sie fast immer aller Mühen wert. Wer es für ein Problem hält, dass man dabei nie an ein Ende kommt - dass also irgendein Unergründliches immer bleibt -, hat nicht richtig begriffen, worum es geht. Wenn ich mir vornehme, so weit ich kann nach Westen zu laufen, komme ich auch nie ans Ziel. Von jedem Punkt aus, an dem ich stehe, kann ich immer noch einen weiteren Schritt nach Westen gehen. Also endet die Reise nie. Irgendwann komme ich wieder da an, wo ich losgelaufen bin. Aber die, die mich deswegen auslachen, haben keine Ahnung. Denn ich habe auf dem Weg die ganze Welt gesehen und den Ort, an den ich zurückkehre, sehe ich nun wie zum ersten Mal, und ganz neu.

So ist es. Ich erlaube mir, auf meinen Post #142 hinzuweisen, wo ich betont habe, daß hier eben auch gilt "der Weg ist das Ziel". Obwohl dieser Satz strenggenommen auch gilt, wenn wir uns an Nord- oder Südpol befinden - der Weg nach Westen also nicht existiert und somit quasi mit dem Ziel zusammenfällt - so macht das natürlich nur Sinn, wenn der Weg ein lohnenswerter ist. Manche (hallo Muenzi!) treten ihn gar nicht erst an, weil ihnen das emotionale Erleben der Faszination - wenn man so will, von einem festen Standpunkt aus - völlig ausreicht. Um mit dem kleinen Prinzen zu sprechen, sie sehen mit dem Herzen, und das genügt als "Verstehen". Dann gibt es aber auch die unruhigen Analystenseelen wie mich, für die "Verstehen" - und damit ein Zustand der inneren Ruhe - ohne Gebrauch des (rationalen) Verstandes nicht denkbar ist. Wobei auch hier der Weg das Ziel ist: Wenn Muenzi sagt, daß er sich gerne über die verschiedenen Farben, Nuancen, und Strahlkraft der Sonne unterhält, um sich noch mehr an der Schönheit eines Sonnenuntergangs zu erfreuen, so unterhalte ich mich gerne über mögliche Gründe für das Entstehen eines Sonnenuntergangs, um mich an seiner Schönheit zu erfreuen. Denn die menschlichen Zugänge zum Göttlichen, zum Unergründbaren, sind unterschiedlich. Man denke übrigens an die Astronauten, die, obwohl technisch und wissenschaftlich hochgebildete Fachleute, beim Anblick der Erde von oben auf einmal sehr religiöse Gefühle bekamen. Insofern müssen sich die beiden Herangehensweisen auch bei ein und derselben Person gar nicht mal ausschließen.

gauloises
07.05.2011, 10:59
@jupp (und auch @Economist): Ok, "verstehen" als Endpunkt kann es gar nicht geben, Erkenntnisgewinn und daraus resultierende gesteigerte Freude sind dennoch möglich und absolut lohnenswert. Insoweit differenziere ich gerne mein vorheriges Post (auch, wenn Du mich nur indirekt ansprichst).


Wer es für ein Problem hält, dass man dabei nie an ein Ende kommt - dass also irgendein Unergründliches immer bleibt

Ich kann jetzt natürlich nur für mich sprechen, aber warum sollte dies ein Problem sein?


Ich liebe das Geheimnis um Lenas Ausstrahlung. Niemand kann letzlich erklären, warum sie eine Bühne bis in die letzte Ritze ausfüllt, wenn sie sie betritt. Es ist unglaublich, wie eine Person die Riesen Lanxess-Arena derartig ausfüllen kann. Alles dort ist Lena, wenn sie auf der Bühne steht und singt. Da stehe ich fassungslos davor. Und das werde ich auch in Zukunft tun.

Signed. (Hier würde ich mein vorheriges Post insofern konkretisieren, dass auch für mich der 29. April 2011 eine Zäsur darstellt. Ich hatte zwar in den letzten 14 Monaten immer wieder Momente, in denen ich in diesem Forum Sätze wie "Hier enden Worte" postete, aber am genannten Abend endeten sie wirklich. Ich stand physisch und seelisch vor einem magischen Geheimnis.)


Denn die menschlichen Zugänge zum Göttlichen, zum Unergründbaren, sind unterschiedlich. Man denke übrigens an die Astronauten, die, obwohl technisch und wissenschaftlich hochgebildete Fachleute, beim Anblick der Erde von oben auf einmal sehr religiöse Gefühle bekamen. Insofern müssen sich die beiden Herangehensweisen auch bei ein und derselben Person gar nicht mal ausschließen.

Signed. Natürlich liegen unterschiedliche Ansätze vor, aber auch ich sehe darin keine "Hauptwidersprüche". In diesem Forum gelingt es (von kleinen Eskapaden abgesehen) nicht von ungefähr, dass sich heterogene Betrachtungen über Lena gegenseitig befruchten. Einer der Gründe, warum ich das Forum wirklich liebe.

Muenzi
07.05.2011, 14:07
... Wenn Muenzi sagt, daß er sich gerne über die verschiedenen Farben, Nuancen, und Strahlkraft der Sonne unterhält, um sich noch mehr an der Schönheit eines Sonnenuntergangs zu erfreuen, so unterhalte ich mich gerne über mögliche Gründe für das Entstehen eines Sonnenuntergangs, um mich an seiner Schönheit zu erfreuen. Denn die menschlichen Zugänge zum Göttlichen, zum Unergründbaren, sind unterschiedlich. Man denke übrigens an die Astronauten, die, obwohl technisch und wissenschaftlich hochgebildete Fachleute, beim Anblick der Erde von oben auf einmal sehr religiöse Gefühle bekamen. Insofern müssen sich die beiden Herangehensweisen auch bei ein und derselben Person gar nicht mal ausschließen.
signed.

geht mir übrigens auch so mit dem Sonnenuntergang. Bin ja schließlich Naturwissenschaftler. Da ist das Analysieren quasi Alltagsgeschäft. Ich genieße Eure Analysen sehr und manchmal analysiere ich auch gerne mit. Das ganz Besonder ist für mich aber eine Faszination, die ich einfach nur in vollen Zügen genieße.

juppmartinelli
07.05.2011, 15:05
Es ist doch wunderbar, dass es so viele verschiedene Wege zum Glück gibt! Und dass hier so verschiedene Temperamente zusammen kommen - diejenigen, die den Drang in sich spüren, alles in Worte zu fassen, und jene, die lieber still genießen, jene, die ihre Gefühle durchdringen wollen, und jene, die sie lieber einfach erleben.

Insofern: Niemand muss nach Westen laufen, lieber muenzi. Das war aber auch nicht der Punkt. Der Punkt war - um im Bild zu bleiben -, dass es sich komisch anfühlt, wenn diejenigen, die nach Westen aufbrechen, von denjenigen, die zu Hause bleiben, hinterhergerufen kriegen, dass sie eh' nie ankommen werden.

Darauf ist die Antwort: Das ist uns klar, aber das bedeutet nicht, dass wir nicht vorankommen und Neues lernen und erleben und empfinden. Und vielleicht sogar die Dinge, von denen wir dachten, wir wüssten schon, wie die sind, noch einmal aus ganz neuen Blickwinkeln wahrnehmen und sie dann auch neu und nochmal anders und vielleicht sogar intensiver erleben (nicht zuletzt übrigens uns selbst). Economist hat das wunderbar gesagt. Die Antwort auf die Frage: "Was hilft es mir, wenn ich das Zustandekommen der wunderbaren Farben verstehe. Werden sie dadurch leuchtender oder intensiver?" lautet nach meiner Lebenserfahrung: Manchmal schon. Eine Garantie gibt es nicht, aber den Versuch ist es wert. Menschen, die kategorisch behaupten, das könne gar nicht sein, sind häufig diejenigen, die es einfach noch nie versucht haben und das dabei winkende Glück gar nicht kennen.

[Und für einen solchen Menschen halte ich dezidiert niemanden aus unserem Diskussionszusammenhang hier, noch nicht einmal halb, und schon gar nicht gauloises, wirklich! :-* Gerade Du hast uns hier doch schon herz- und augenöffnende Schilderungen geschenkt. Ich habe Deinen Satz als Symptom für eine Haltung genommen, die ich nicht für die Deine halte, und ganz bewusst geschrieben "Solche Sätze..." (nicht: Dein Satz). Sorry dass das missverständlich war.]

petsta
07.05.2011, 15:28
Es ist doch wunderbar, dass es so viele verschiedene Wege zum Glück gibt! Und dass hier so verschiedene Temperamente zusammen kommen - diejenigen, die den Drang in sich spüren, alles in Worte zu fassen, und jene, die lieber still genießen, jene, die ihre Gefühle durchdringen wollen, und jene, die sie lieber einfach erleben.

Bei mir herrscht gerade eine Mischung aus beidem vor. Da ich mich aber zur Zeit ein wenig mit YOGA beschäftige und damit mit der Bedeutung der Chakren, sprich Energiezentren im Körper, möchte ich hier mal kurz als Beispiel anführen, welche Wesenseigenschaften auf ein völlig intaktes (was sehr selten ist) Herzchakra http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/images/smilies/herzchen.gif zurückzuführen sind:
Mitgefühl, tiefes Verständnis und Sichhineinversetzen, Überwindung von eigennützigem Denken und Handeln, umfassende uneigennützige Liebe, Toleranz gegenüber Andersdenkenden und fremden Kulturen, es fällt leicht für andere Verantwortung zu übernehmen, auch sich selbst trotz Schwächen und Fehler liebevoll annehmen, Herzenswärme :wub:
Es gibt noch 6 weitere Hauptchakren, die ich vielleicht später mal anführe.

Grombold
07.05.2011, 16:00
Bin ja schließlich Naturwissenschaftler. Jetzt willst du uns aber verscheißern. :D :zahn:

bates
07.05.2011, 16:56
Die Antwort auf die Frage: "Was hilft es mir, wenn ich das Zustandekommen der wunderbaren Farben verstehe. Werden sie dadurch leuchtender oder intensiver?" lautet nach meiner Lebenserfahrung: Manchmal schon.

Das kann ich so voll unterschreiben. Soger noch zuspitzen: Ich brenne darauf, das Zustandekommen zu verstehen. Aber: Es gibt Leute, für die steigert sich das Leuchten und die Intensität der Farben nicht nur nicht, sondern es lässt nach. Für die wird ein Gedicht, ein Bild, ein Buch, ein Film kaputtgemacht, wenn man es analysiert. Mag sein, dass manche, wie Du schreibst, ihre Meinung ändern würden, wenn sie es einmal probieren, aber ich glaube fast, dass das sowas wie ne Grundeinstellung ist. Bei mir steigert die Analyse den Genuss, sie macht nichts kaputt. (Selbst ein Zaubertrick würde mir nicht verdorben, wenn ich wüsste, wie er funktioniert.) Aber für viele Leute ist dann der Spaß vorbei.

Steht das im Widerspruch zu meiner Behauptung, ich würde den goldenen Briefumschlag mit "des Rätsels Lösung" wegwerfen? Nein, weil dieses Bild ja von dem unmöglichen Fall einer "endgültigen Erklärung" ausging. Während unsere Lena-Analysen, so glaube ich, im heiteren Bewusstsein ihrer immer andauernden Unzulänglichkeit betrieben werden. In unserem Fall geht es ja um Magie, nicht um Zaubertricks. Schon ein Kunstwerk ist immer größer und strahlender als jede einzelne Interpretation, ein Mensch ist es - natürlich - erst recht; ein Mensch, der von den Göttern geküsst wurde, allemal.

Muenzi
07.05.2011, 16:59
Es ist doch wunderbar, dass es so viele verschiedene Wege zum Glück gibt! Und dass hier so verschiedene Temperamente zusammen kommen - diejenigen, die den Drang in sich spüren, alles in Worte zu fassen, und jene, die lieber still genießen, jene, die ihre Gefühle durchdringen wollen, und jene, die sie lieber einfach erleben.

Insofern: Niemand muss nach Westen laufen, lieber muenzi. Das war aber auch nicht der Punkt. Der Punkt war - um im Bild zu bleiben -, dass es sich komisch anfühlt, wenn diejenigen, die nach Westen aufbrechen, von denjenigen, die zu Hause bleiben, hinterhergerufen kriegen, dass sie eh' nie ankommen werden.....

Das hast Du schön gesagt. Ich glaube in jedem von uns stecken verschiedene Wege zum Glück. Je nach Situation begeben wir uns mal auf den einen, mal auf den anderen Weg. Das schöne am Forum ist, dass uns immer wieder verschiedene Wege aufgezeigt und angeboten werden. Ich liebe es, dass ihr nach Westen aufbrecht. Und berichtet, was ihr dort findet. Und erhrlich gesagt, ich breche auch ganz häufig dahin auf. Es macht schon auch Spass. Vielleicht gerade weil wir wissen, dass wir nie wirklich ankommen werden.

juppmartinelli
07.05.2011, 17:07
Mag sein, dass manche, wie Du schreibst, ihre Meinung ändern würden, wenn sie es einmal probieren, aber ich glaube fast, dass das sowas wie ne Grundeinstellung ist.

Absolut. Das ist das, was ich mit unterschiedlichen "Temperamenten" meinte. Jeder nach seiner façon! :)


Während unsere Lena-Analysen, so glaube ich, im heiteren Bewusstsein ihrer immer andauernden Unzulänglichkeit betrieben werden. In unserem Fall geht es ja um Magie, nicht um Zaubertricks. Schon ein Kunstwerk ist immer größer und strahlender als jede einzelne Interpretation, ein Mensch ist es - natürlich - erst recht; ein Mensch, der von den Göttern geküsst wurde, allemal.

:thumbsup: Perfekt gesagt. So ist es.

juppmartinelli
07.05.2011, 17:13
Das schöne am Forum ist, dass uns immer wieder verschiedene Wege aufgezeigt und angeboten werden. Ich liebe es, dass ihr nach Westen aufbrecht. Und berichtet, was ihr dort findet. Und erhrlich gesagt, ich breche auch ganz häufig dahin auf. Es macht schon auch Spass. Vielleicht gerade weil wir wissen, dass wir nie wirklich ankommen werden.

Das empfinde ich ganz genauso. Und was wäre das Aufbrechen ohne die Gewissheit, dass auch immer jemand zu Hause das Feuer wach hält, an dem sich alle gemeinsam wärmen, wenn die Sinnsucher abends zerrupft, durchnässt und gescheitert (aber glücklich) wieder nach Hause kommen? :D

(So, jetzt ist aber Schluss mit der verkackten Eagles-Metaphorik! ;) )

Muenzi
07.05.2011, 17:42
Hört auf, hört auf !!!!


Und was wäre das Aufbrechen ohne die Gewissheit, dass auch immer jemand zu Hause das Feuer wach hält, an dem sich alle gemeinsam wärmen, wenn die Sinnsucher abends zerrupft, durchnässt und gescheitert (aber glücklich) wieder nach Hause kommen?wunderschön gesagt




Schon ein Kunstwerk ist immer größer und strahlender als jede einzelne Interpretation, ein Mensch ist es - natürlich - erst recht; ein Mensch, der von den Göttern geküsst wurde, allemal.von den Göttern geküsst, genau!!



Ich lese das jetzt alles gerade nachdem ich I LIke You von der DVD mit Lenas überglücklich strahlendem Gesicht und den unzähligen ihr entgegen gereckten Herzen der Fans/Unterstützer gesehen habe. Das ist kaum auszuhalten.

Ich geh jetzt arbeiten bis zur aktuellen Stunde, sonst dreh ich durch ;)

rix
10.05.2011, 17:54
Jetzt gibt auch der Popticker seine Meinung zur Authentizität (http://gieselmann.typepad.com/blog/2011/05/in-diesem-jahr-dezent-fatal-.html) ab. Liest der hier mit?

Fluxxxie
10.05.2011, 17:58
Jetzt gibt auch der Popticker seine Meinung zur Authentizität (http://gieselmann.typepad.com/blog/2011/05/in-diesem-jahr-dezent-fatal-.html) ab. Liest der hier mit?
Nö, dann wäre es besser geworden.

bates
10.05.2011, 19:31
Nö, dann wäre es besser geworden.

Er ist aber auch nicht schlecht, vieles darin könnte ich so unterschreiben.

Alva Felize
26.05.2011, 12:59
ich schrieb vorhin etwas zur live-dvd, was eigentlich auch hier ganz gut herein passt... ohne alle eurer beiträge in diesem thread gelesen zu haben, fällt mir schon beim überfliegen der letzten beiträge auf, dass sicherlich meine gedanken dem ein oder anderen schon ähnlich so gekommen sind, z.b. "wunderbare farben" etc. ich werde hier demnächst mal etwas mehr nachlesen in diesem thread, und freue mich drauf.


und wieder bin ich müde. wieder kam ich gestern abend auf die idee, nur ein zwei songs von der dvd anzuschauen und es endete damit, dass ich das gesamte konzert inklusive der tag-in-frankfurt-dokumentation sehen musste, sehen, hören und fühlen, und viel zu spät ins bett gegangen bin. lena ist eine unglaubliche künstlerin und frau. diese live dvd, das konzert, insbesondere in kombination mit der dokumentation ihrer letzten stunden, bis zu den letzten sekunden vor ihrem auftritt, gibt so einen eindrucksvollen einblick in lenas musik und persönlichkeit. das war für mich die wohl wertvollste investition der letzten zeit, diese dvd. ich sitze davor, immer und immer wieder fasziniert und nicht in der lage, auszuschalten, wegzugehen.
vielleicht liegt es an ihrer vielschichtigkeit. ich werde nie müde sie zu sehen oder zu hören. immer wieder will ich sie begreifen, als ein mensch, eine künstlerin. und immer wenn ich denke ich habe sie irgendwie begriffen, erscheint in der nächsten hundertstel sekunde eine facette, taucht eine neue farbe auf, ein neuer schimmer, dunkel oder hell, mal fast transparent, dass man es kaum bemerkt, aber doch ein diffuses leuchten entsteht, mal ganz strahlend intensiv und offensichtlich. ich denke diese vielschichtigkeit und schönheit im sein, äußerlich und innerlich, in verbindung mit ihrem warmen und großartigen charakter, macht ihre faszination auf andere menschen aus...

Axel1954
26.05.2011, 13:42
tja Lena hat uns alle gewarnt ..... "there's no escape, no..uuu!"

Tiny Tim
26.05.2011, 14:32
@Alva Felize: :Schild good post:

Alva Felize
26.05.2011, 15:09
danke walter!
habe nun die letzten seiten des threads gelesen und bin begeistert. es lohnt sich immer wieder in die tiefen dieses forums einzutauchen und bisher ungekannte ecken zu entdecken. nun laufe ich den ganzen tag mit einem bild vor meinem geistigen auge herum, wie wir alle (bis auf die zufrieden winkenden daheim gebliebenen) richtung westen spazieren, durch eine zauberhafte landschaft, der goldenen sonne entgegen, die lenas gesicht trägt :D

Muenzi
26.05.2011, 15:50
i....

Danke Alva, das hast Du sehr schön geschrieben. Genaus so empfinde ich sie auch. Genau so.

edit: Habe Deine Aussage in meine Signatur übernommen. Ich hoffe, das ist ok??

Alva Felize
26.05.2011, 16:28
Danke Alva, das hast Du sehr schön geschrieben. Genaus so empfinde ich sie auch. Genau so.

edit: Habe Deine Aussage in meine Signatur übernommen. Ich hoffe, das ist ok??

klar! da freu ich mich :)

ancora
30.05.2011, 16:59
Ich glaube, ich werde mit meinem Text nie fertig; es ist zum Mäuse melken!

Gestern nacht "philosophiere" ich noch mit "unserem" Portugiesen in der Schnatzelbox über die "saudade" und mir fiel sofort wieder die Premiere, das erste Mal, daß ich "Mr. Curiosity" ein, der 09.März, als sie Herrn Seltsam aufführte, und ich zuerst nicht so recht wußte, was ich denn nun davon wieder halten sollte ... .

Bis ich dann ein paar Tage später auf die "Idee" kam, daß das, was ich da über mich ergehen ließ, eben ein Fado war, nur gesungen von einer Deutschen mit englischem Text.

Hier nochmal (mit allem drum und dran): http://www.unser-song-fuer-deutschland.tv/videos/player/index.html?contentId=62452

Damals habe ich dann den anderen Deutschen versucht zu erklären, was ein Fado, was "Saudade" oder auch "matar saudades" ist ... ohne großen Erfolg.



Und ... was mach ich jetzt gerade ... ich rufe zufällig "momos" Blog auf und finde seinen neuesten Eintrag, eine kleine Abhandlung über die Melancholie:
http://autismuskritik.twoday.net/stories/kontext-75-werdet-zwerge/


Mehr hoffentlich später dazu.

Muenzi
30.05.2011, 17:41
Danke Alva, das hast Du sehr schön geschrieben. Genaus so empfinde ich sie auch. Genau so.

edit: Habe Deine Aussage in meine Signatur übernommen. Ich hoffe, das ist ok??

Inzwischen musste ich die Signatur durch diese Bilder einer strahlenden wunderhübschesten Lena ersetzen. Ich konnte einfach nicht anders.

oh, ein wenig OT.

Tiny Tim
30.05.2011, 20:46
Herrn Seltsam

Nach längerem Überlegen vermute ich, dass das soviel wie Mr. Curiosity heißen soll. Curiosity heißt aber Neugier und nicht "Kuriosität".

Lars
30.05.2011, 21:00
Nach längerem Überlegen vermute ich, dass das soviel wie Mr. Curiosity heißen soll. Curiosity heißt aber Neugier und nicht "Kuriosität".

ja, vor allem.
Aber irgendwie auch sowohl als auch.

dict.cc meint:
Neugier {f}
Rarität {f}
Neugierde {f}
Schaulust {f}
Seltenheit {f}
Wissbegier {f}
Seltsamkeit {f}
Wissensdurst {m}
Wissbegierde {f}
Merkwürdigkeit {f}
Sehenswürdigkeit {f}
Kuriosum {n} [geh.]

bates
30.05.2011, 21:13
ja, vor allem.
Aber irgendwie auch sowohl als auch.

dict.cc meint:
Neugier {f}
Rarität {f}
Neugierde {f}
Schaulust {f}
Seltenheit {f}
Wissbegier {f}
Seltsamkeit {f}
Wissensdurst {m}
Wissbegierde {f}
Merkwürdigkeit {f}
Sehenswürdigkeit {f}
Kuriosum {n} [geh.]

In dem Fall heißt es aber recht eindeutig "Neugier", wie der Text erkennen lässt: "You took care of the cat already" bezieht sich auf das Sprichwort "Curiosity killed the cat". Und das war wohl was aus dem semantischen Feld "Neugier", was die Katze umbrachte :).

Axel1954
31.05.2011, 10:06
In dem Fall heißt es aber recht eindeutig "Neugier", wie der Text erkennen lässt: "You took care of the cat already" bezieht sich auf das Sprichwort "Curiosity killed the cat". Und das war wohl was aus dem semantischen Feld "Neugier", was die Katze umbrachte :).

Bezieht sich das auf das Gedankengebilde von "Schrödingers Katze"?


Aktuellere Erklärung zu SK.

youtube.com/watch?v=wTJnRS8SZhI

wolf11
13.09.2011, 14:34
Da ich der Meinung bin, dass auch dieser Thread es verdient, immer wieder mal noch oben gezogen zu werden, bring ich meinen Fund (aus einer Besprechung der Filmfestspiele in Venedig) mal hier unter. Ich hab den Essay noch nicht gesucht/gelesen, kann also nicht sagen, wie solide die schon etwas steil wirkende These entwickelt wird:


Man mag nicht glauben, was ein aus der New York Times übernommener Essay in der Zeitung Repubblica verkündet. Nach dem Ende der Postmoderne breche nun das Zeitalter der Authentizität an, der Wahrhaftigkeit und der Werte.

http://www.zeit.de/kultur/2011-09/Filmfest-Venedig-montag/komplettansicht

Tiny Tim
28.03.2015, 13:26
Zur "Authentizität": [...]


Es könnte doch hilfreich sein, hier zwischen zwei Aspekten zu unterscheiden: [...]

"Die Echtheit in der Kunst vom Schwindel zu unterscheiden, mag schwer fallen. Den Schwindel erkennt man höchstens daran, daß er die Echtheit übertreibt. Die Echtheit höchstens daran, daß sich das Publikum von ihr nicht hineinlegen läßt."

(Karl Kraus, in: Die Fackel: Nr. 333, 16.10.1911, S. 8)

Tiny Tim
12.02.2019, 01:01
Nun hat Lena also nach gut zweieinhalb Jahren, in denen sie sich für ihr fünftes Album durch diverse Höhen und Tiefen und Identitätskrisen gequält hat, die letzten Töne für Only Love, L eingesungen. Noch ist außer Thank You und Dear L nichts daraus bekannt, aber die Wahrhaftigkeit, die diesem Thread den Namen gegeben hat und für die Lena ja berühmt ist, nehme ich für Only Love, L als gegeben an. Entgegen vieler Unkenrufe ist sie ihrer musikalischen Muttersprache Englisch treu geblieben und nimmt dafür in Kauf, dass das Album kein kommerzieller Selbstläufer wird.* Sie hat ein fertiges Album mit feststehendem Namen, Gemini, für das schon eine Tournee fix war, mitsamt der Tournee gecancelt, weil sie von seiner Qualität nicht überzeugt war. Sie hat ein fertiges Album aufgegeben und noch einmal ganz von vorne angefangen. Dafür hat sie sich monatelang völlig zurückgezogen und sich einer intensiven Selbstbefragung gestellt. Sie hat als Ziel diser Selbstbefragung angegeben, sich von der selbst erschaffenen Kunstperson LENA zu emanzipieren und wieder die Lena zu werden, in der sie sich selbst erkennt. Und auch wenn mir esoterische Anwandlungen fremd und suspekt sind, kann ich akzeptieren, dass Lena die Rückbesinnung auf sich selbst auf diesem Wege angegangen ist. Von Anwandlungen in Nena'schen oder gar Nina Hagen'schen Dimensionen ist sie ja zum Glück erkennbar Lichtjahre entfernt. ;) :)

Von denjenigen, die in den Jahren nach Lenas kometenhaftem Aufstieg im Popbusiness eine Prognose über ihren Werdegang gewagt haben, hat meines Wissens niemand diesen Weg vorhergesehen. Entweder sie freuten sich auf einen vermeintlichen schmählichen Niedergang, oder sie sahen eine recht langweilig-gewöhnliche, mittelmäßige Popkarriere nach deutschen Standards voraus. Dass Lena aber einen derart entschlossenen künstlerischen Ehrgeiz entwickeln würde, wie sie ihn besonders in den vergangenen eineinhalb Jahren an den Tag gelegt hat, hat von all den Auguren keiner vorausgesehen. Da hat sie es einfach allen gezeigt.

:yes: :hach: :thumbsup2:

* Ich habe in den vergangenen Monaten und Jahren in verschiedenen Medien immer wieder Interviews und Stories mit und über deutsche Bands und SängerInnen gelesen, die bei deutschen Plattenfirmen allein deshalb keinen Vertrag bekommen haben, weil sie auf Englisch texten, weil der deutsche Markt mittlerweile total auf deutsche Songtexte fixiert ist.

esiststeffen
12.02.2019, 01:29
* Ich habe in den vergangenen Monaten und Jahren in verschiedenen Medien immer wieder Interviews und Stories mit und über deutsche Bands und SängerInnen gelesen, die bei deutschen Plattenfirmen allein deshalb keinen Vertrag bekommen haben, weil sie auf Englisch texten, weil der deutsche Markt mittlerweile total auf deutsche Songtexte fixiert ist.
Hach ja. Und ich kenne wiederum noch die Zeiten, in der es als erstaunliche Neuheit galt, dass plötzlich wieder Bands auf Deutsch texten und damit auch noch beim jungen Publikum Erfolg haben... :sad1: :)
Aber ja, ich denke ohnehin schon lange: Eines der größten Pfunde, mit dem Lena wuchern kann, ist der Umstand, dass sie auf dem deutschen Markt weitgehend konkurrenzlos ist. Künstlerinnen, die die gleiche Nische wie Lena bedienen, gibt es international natürlich, aber in Deutschland muss man schon ein bisschen überlegen. Eine auf Deutsch singende Lena wäre hingegen ein sehr deutlicher Schritt in eine Richtung, in der Lena nur noch eine unter vielen würde. Ich hab da unweigerlich immer Sarah Connor als Negativbeispiel im Ohr.... ;)


Ansonsten gebe ich übrigens ganz unumwunden zu: Während ich 'Stardust' großartig fand, und ich es sogar als den eigentlichen Grund beschreiben würde, warum ich dann überhaupt doch noch auf Dauer hier kleben geblieben bin, wurde ich mit 'Crystal Sky' nie richtig warm. Eben weil ich es (so wohlgemerkt nur mein persönlicher Eindruck!) irgendwie zu überkünstelt, zu überfrachtet, zu wollte-zu-viel empfand. Demgegenüber scheint OLL ja, so wie ich es aus dem Imre-Interview herauslese, vielleicht wieder ein bisschen mehr in die sternenstaubige Richtung zu gehen? Ich bin jedenfalls gespannt aufs Album... :)

bates
12.02.2019, 02:00
Entgegen vieler Unkenrufe ist sie ihrer musikalischen Muttersprache Englisch treu geblieben und nimmt dafür in Kauf, dass das Album kein kommerzieller Selbstläufer wird.*

Es waren ja nicht nur Unkenrufe, viele haben sich den Wechsel auf Deutsch ja auch gewünscht, in ihrer Twitter-Followerschaft kam das immer wieder. Und die Sing-mein-Song-Bagage wollte ihr das regelrecht aufschwatzen (Forstermark: "Du klingst so viel EHRLICHER, wenn du Deutsch singst".) Kurz, es gab schon abwegigere Vermutungen als diese. Offensichtlich hat sie es ja auch mal ausprobiert und ist zum Befund gekommen, dass es für sie nicht passt. Vielleicht wird das ja in den kommenden Promo-Interviews nochmal Thema.


Von denjenigen, die in den Jahren nach Lenas kometenhaftem Aufstieg im Popbusiness eine Prognose über ihren Werdegang gewagt haben, hat meines Wissens niemand diesen Weg vorhergesehen. Entweder sie freuten sich auf einen vermeintlichen schmählichen Niedergang, oder sie sahen eine recht langweilig-gewöhnliche, mittelmäßige Popkarriere nach deutschen Standards voraus.

Nicht zu vergessen die, die eine internationale Karriere für möglich hielten (wenn nicht gar für zwingend), ich gestehe freimütig, zu der Fraktion gehört zu haben. Wobei auch da der Hintergedanke nie ganz weg war, dass ohnehin immer alles anders kommen wird als erwartet. Die Entstehungsgeschichte des neuen Albums finde ich jedenfalls auch sehr erfreulich – ganz unabhängig davon, wie es mir dann gefallen wird.


Hach ja. Und ich kenne wiederum noch die Zeiten, in der es als erstaunliche Neuheit galt, dass plötzlich wieder Bands auf Deutsch texten und damit auch noch beim jungen Publikum Erfolg haben... :sad1: :)

Das hast Du schon öfter mal geschrieben, und ich verstehe es jedes Mal nicht. Du meinst, vermute ich, die Welle, mit der Juli & Co rauskamen, in der Folge von Wir sind Helden. Aber seit ich mich zurückerinnern kann, gab es doch _immer_ deutsche Popbands :gruebel:. Es gab die NDW, es gab Deutschrock, es gab die Ärzte und die Hosen, es gab seit den Fanta 4 deutschen Hip-Hop, es gab die "Hamburger Schule" etc. pp. ... also, wie kommt man auf die Idee, dass da auf einmal "plötzlich wieder Bands auf Deutsch texteten"? :hmm:

Sorry, ist natürlich der falsche Thread.

Tiny Tim
12.02.2019, 02:26
Es waren ja nicht nur Unkenrufe, viele haben sich den Wechsel auf Deutsch ja auch gewünscht, in ihrer Twitter-Followerschaft kam das immer wieder. Und die Sing-mein-Song-Bagage wollte ihr das regelrecht aufschwatzen (Forstermark: "Du klingst so viel EHRLICHER, wenn du Deutsch singst".) Kurz, es gab schon abwegigere Vermutungen als diese.

Wobei ich es für ausgesprochen unwahrhaftig gehalten habe und immer noch halte, wenn Beobachter aus diesem enormen Druck, der auf Lena ausgeübt wurde, die Schlussfolgerung zogen, dass sie ihm wohl nachgeben werde, und gleich darauf nachschoben, dass das ja wohl das Allerletzte wäre. Dagegen ist es ja gerade besonders bewundernswert, dass sie diesem Druck widerstanden hat.


Nicht zu vergessen die, die eine internationale Karriere für möglich hielten (wenn nicht gar für zwingend)

Ich hätte eine internationale Karriere für Lena jederzeit gefeiert. Ob ich sie vor acht Jahren für wahrscheinlich oder gar zwingend gehalten habe, weiß ich gar nicht mehr; grundsätzlich möglich ist sie jedenfalls weiterhin, aber die Mentalitäten und Mechanismen auf den globalen Märkten (vom institutionalisierten Musik-Protektionismus in den USA, der nach der British Invasion installiert wurde, ganz zu schweigen) stehen einfach dagegen. Kein Amerikaner, kein Brite und auch kein Franzose wartet ungeduldig auf den nächsten Popstar aus Deutschland. Hingegen wird der deutsche Markt den Kandidaten aus der englischsprachigen Welt ja geradezu für umme hinterhergeschmissen; diesen Eindruck erhalte ich jedenfalls, wenn ich die Spitzenpositionen in den deutschen Airplay-Charts und die übermaßig respektvolle (um nicht zu sagen kriecherische) Haltung deutscher Musikfeuilletonisten jenen gegenüber mir ansehe. Das alles verstärkt natürlich die bestehenden Kräfteverhältnisse noch.

esiststeffen
12.02.2019, 03:24
Das hast Du schon öfter mal geschrieben, und ich verstehe es jedes Mal nicht. Du meinst, vermute ich, die Welle, mit der Juli & Co rauskamen, in der Folge von Wir sind Helden. Aber seit ich mich zurückerinnern kann, gab es doch _immer_ deutsche Popbands :gruebel:. Es gab die NDW, es gab Deutschrock, es gab die Ärzte und die Hosen, es gab seit den Fanta 4 deutschen Hip-Hop, es gab die "Hamburger Schule" etc. pp. ... also, wie kommt man auf die Idee, dass da auf einmal "plötzlich wieder Bands auf Deutsch texteten"? :hmm:

Sorry, ist natürlich der falsche Thread.
Da das hier in der Tat der falsche Thread ist, steht die Antwort jetzt dort: https://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?1093-deutschsprachige-Musik&p=711544#post711544 ;)



Hingegen wird der deutsche Markt den Kandidaten aus der englischsprachigen Welt ja geradezu für umme hinterhergeschmissen; diesen Eindruck erhalte ich jedenfalls, wenn ich die Spitzenpositionen in den deutschen Airplay-Charts und die übermaßig respektvolle (um nicht zu sagen kriecherische) Haltung deutscher Musikfeuilletonisten jenen gegenüber mir ansehe. Das alles verstärkt natürlich die bestehenden Kräfteverhältnisse noch.
Gerade während meines Schreibens am oben verlinkten Beitrag zur deutschsprachigen Musik stieß ich auch wieder darauf, dass es zur damaligen Zeit mal eine Diskussion zur Einführung einer Deutschquote im Radio gab. Und ich erinnerte mich, dass ich das damals selbst als überzeugter Deutschpophörer rundweg abgelehnt habe. Musik danach 'von oben herab' zu bewerten, in welcher Sprache sie gesungen zu sein oder aus welchem Land sie zu stammen habe, finde ich problematisch. Die Entscheidung möchte ich als Hörer schon ganz gerne selber treffen.... ;)


Im Übrigen wissen wir doch auch gar nicht (bzw. weiß ich zumindest nicht, ob sie sich je entsprechend geäußert hat), ob Lena überhaupt selbst je Interesse an einer internationalen Karriere hatte. Vielleicht hat es ja tatsächlich mal entsprechende Angebote gegeben, aber Lena war der Auffassung, der deutsche Markt sei schon Achterbahn genug. Aber wie auch immer, so oder so glaube ich: Weeennn man es wirklich gewollt hätte, dann hätte man es 2010/11 oder allerspätestens zur Zeit von Stardust forcieren müssen. Sollten da jetzt noch großartige internationale Erfolge kommen, dann würde mich das doch mehr als überraschen. Auch wenn ich in diesem Falle natürlich gern und bereitwillig einräumen würde, mich getäuscht zu haben :)

Tiny Tim
12.02.2019, 07:58
Gerade während meines Schreibens am oben verlinkten Beitrag zur deutschsprachigen Musik stieß ich auch wieder darauf, dass es zur damaligen Zeit mal eine Diskussion zur Einführung einer Deutschquote im Radio gab. Und ich erinnerte mich, dass ich das damals selbst als überzeugter Deutschpophörer rundweg abgelehnt habe. Musik danach 'von oben herab' zu bewerten, in welcher Sprache sie gesungen zu sein oder aus welchem Land sie zu stammen habe, finde ich problematisch. Die Entscheidung möchte ich als Hörer schon ganz gerne selber treffen.... ;)

Das geht nun leider am Sinn der von dir zitierten Textpassage, auf die du dich beziehst, völlig vorbei. Es ging mir nicht darum, dass in Deutschland bzw. von deutschen Musikern produzierte Musik in irgendeiner Weise bevorzugt werden soll, sondern darum, erst einmal überhaupt in den Blick zu bekommen, dass es bei Musikjournalisten und Radiomachern einen starken Bias gibt, der genau die Bewertung "von oben herab" überhaupt erst erzeugt, von der du sprichst, und der im konkreten Fall Lena auf einen vermeintlich ihr zukommenden "deutschen Leisten" zu verdonnern droht, bei dem sie besser zu bleiben habe, weil sie andernfalls von vornherein respektloser behandelt wird als ihre Kolleginnen aus Übersee. Besprechungen zu Songs und Alben von Ariana Grande, Taylor Swift, Miley Cyrus & Co. bei Spiegel, Süddeutsche, Faz, Zeit und Welt sind durchweg von einem wesentlich größeren Respekt durchzogen als Bemerkungen dieser Medien zu dem, was Lena so macht. Das gilt gerade auch für kritische Besprechungen. Leider wird gerade in diesem Forum ja meist nur unterschieden zwischen "findet der Rezensent gut" und "findet er nicht gut". Dabei ist die viel subtilere Trennlinie die zwischen Respekt, der auch bei kritischen Besprechungen erkennbar bleibt, und Herablassung, die auch lobende Erwähnungen durchzieht. Und genau das ist der entscheidende Grund, warum ich so empfindlich reagiere, wenn ausgerechnet in diesem Fan-Forum immer wieder der Diminutiv für Lena bemüht wird. Der ist nämlich in den hiesigen Blättern bei Lena-Erwähnungen ohnehin schon überreichlich vorhanden. Wenn es dagegen um Swift, Grande & Co. geht, ist dieser herablassende Ton so gut wie nie zu finden.

Ovi
12.02.2019, 09:25
Im Übrigen wissen wir doch auch gar nicht (bzw. weiß ich zumindest nicht, ob sie sich je entsprechend geäußert hat), ob Lena überhaupt selbst je Interesse an einer internationalen Karriere hatte.

Indirekt reichlich.
Hier ein früheres Beispiel. Die Brauen waren schon da, Loreal noch nicht und Phili war vielleicht noch nich mal erfunden:

https://youtu.be/8nSfWJVsOBs?t=278

Die Zeit des ”Payback”, einer Empfindung, die sich in den letzten Jahren geändert hat (empfinde ich).

Einige Zeit später könnte man noch ein Interview, das bei einer Loreal-Veranstaltung gemacht wurde, heraussuchen, in dem sie sich bezüglich der Problematik mit'm Schauspielen aüßert, Richtung Film.
Mit ganz banal-logischem Problem: Monate wech.

earplane
12.02.2019, 09:27
Bei deutschen Künstlern kommt die internationale Karriere oft Jahre oder Jahrzehnte hinter nationalen. Hier bekommt natürlich keiner mit dass zum Beispiel jemand wie Thomas Anders um die halbe Welt tourt https://de-de.facebook.com/pg/thomasandersofficial/events/?ref=page_internal

Auch bei Lena dürfte inzwischen in einigen Ländern genug Potential für Konzerte da sein. Inzwischen bestimmt Lena ja selbst wo es langgeht. Also wenn sie will.

j_easy
22.06.2019, 17:05
Zur Fanliebe: In Bielefeld hatte Sie wohl ein paar junge Fans enttäuscht... Allerdings kann man drüber streiten, wie sich ein Künstler quasi im Feierabend nach einem Konzert seinen Fans gegenüber verhalten sollte. Wollen wir mal so sagen, Lena wirkte da im Auge eines weiblichen Fans ziemlich kühl.

Ovi
22.06.2019, 17:19
Ort und Zeit bedenkend dürften die paar jungen Menschen mit wenig Hirn hoffentlich noch genügend davon haben um zu erkennen:
Es war besser nicht Lenas Gedanken zu hören bekommen zu haben.

j_easy
22.06.2019, 19:07
Ort und Zeit bedenkend dürften die paar jungen Menschen mit wenig Hirn hoffentlich noch genügend davon haben um zu erkennen:
Es war besser nicht Lenas Gedanken zu hören bekommen zu haben.

Lena hat aber nun mal solche junge Fans. Das ist Ihr ja nicht neu. Es sind auch keine Massen an Wartenden. Die Frage ist, welchen Anspruch hat Lena an sich selbst. Leere Worte werden es ja nicht sein, die Sie im Video sagt.

Ovi
22.06.2019, 19:10
Leere Worte sind es auch nicht, die ich in #33 schrieb.

j_easy
22.06.2019, 19:29
Leere Worte sind es auch nicht, die ich in #33 schrieb.

Nein. Mir geht es hier darum: hat sich Lena wirklich geändert oder behauptet Sie das nur? Für Fans außerhalb der Kamera, bezahlten Meet & Great oder am Merchstand hatte Lena selten ein Herz. Oft gesehen damals bei den The Voice Kids Aufzeichnungen. Autogramme in den Dreh Pausen Fehlanzeige, Sie hatte auch nie Autogrammkarten mit. Da waren Ihre TVK Kollegen in der Regel offener.

Ovi
22.06.2019, 19:37
Bestimmt alles sehr interessant, jedoch tragen ein paar dumme Arschlöcher dieser Art absolut nix zu irgendeiner Erkenntnis bei.

Zampano
22.06.2019, 21:13
Bestimmt alles sehr interessant, jedoch tragen ein paar dumme Arschlöcher dieser Art absolut nix zu irgendeiner Erkenntnis bei.

Kleine Mädels, die sich nichts mehr als ein Autogramm und ein Selfie wünschen und vielleicht einfach nicht die Kohle haben, sich ein Treffen zu erkaufen, sind also "ein paar dumme Arschlöcher"...?

Ich bin entsetzt... :suspekt:

Bina
22.06.2019, 21:19
Nein. Mir geht es hier darum: hat sich Lena wirklich geändert oder behauptet Sie das nur? Für Fans außerhalb der Kamera, bezahlten Meet & Great oder am Merchstand hatte Lena selten ein Herz. Oft gesehen damals bei den The Voice Kids Aufzeichnungen. Autogramme in den Dreh Pausen Fehlanzeige, Sie hatte auch nie Autogrammkarten mit. Da waren Ihre TVK Kollegen in der Regel offener.

was willste Du eigentlich? Alte Kamellen von vor 6 Jahren :hmm:
ich habe Lena ein paar mal nach Konzerten am Merchstand gesehen auch mal mit ihr geredet, und hatte nie den Eindruck das sie kühl ist, allerdings habe ich auch nicht den Vergleich zum Meet & Great und weis nicht was Lena da alles anstellt;)
Lena wird immer irgendwen enttäuschen, das ist auch kein wunder bei all den Erwartungen die Fans von ihr erfüllt bekommen möchten.
Vor ein paar Tagen hat jemand auf Insta gefordert, Lena soll die Kommentare ihrer Fans beantworten ;), muss man ja nicht sagen das das nicht machbar ist.
Lena hat gelernt, einige Fans lernen nie
ansehen und ZU HÖREN ;) https://www.instagram.com/p/ByzZrskCB7b/
ob du das was Lena sagt verstehen wirst? :hmm:


keiner weis wie es hinter den Kulissen aussieht, um das raus zubekommen müsste man live dabei sein, stimmt aber auch nur die hälfte von dem was Lena sagt oder was sie über SM versucht an Fans zu vermitteln , finde ich das schon sehr bemerkenswert :)

j_easy
22.06.2019, 21:21
Bestimmt alles sehr interessant, jedoch tragen ein paar dumme Arschlöcher dieser Art absolut nix zu irgendeiner Erkenntnis bei.

OK. Vielleicht ist eher L in manchen Situationen das selbe. Sorry. Sie ist auch kein Engel, auch wenn Sie so ausschaut.

Tiny Tim
22.06.2019, 21:31
ich habe Lena ein paar mal nach Konzerten am Merchstand gesehen, und hatte nie den Eindruck das sie kühl ist

Ich auch nicht. Sie nimmt sich das ihr zu 100 Prozent zustehende Recht heraus, selber und spontan zu entscheiden, in welcher Weise sie sich ihren Fans zuwendet. Im Anschluss an ihr Konzert im Ringlokschuppen Bielefeld im Februar 2016 hatte ich das Glück, sie am Merchstand zu treffen und ein wenig mit ihr zu plaudern. Sie war unglaublich nett und zugewandt und warmherzig. Noch heute erinnere ich mich mit großer Freude daran zurück. :wub:

Ich sehe es so, dass ein Meet and Greet Fans die Chance eröffnet, Lena zu treffen und Fragen zu stellen. Das erfüllt Lena immer. Dazu gibt es professionelle Fotos mit ihr sowie handsignierte Poster. Für mehr Zugewandtheit braucht es halt Glück und gute Laune bei Lena selbst. Ich finde es aber unverschämt, das standardmäßig zu erwarten.

Ovi
22.06.2019, 21:52
... sind also "ein paar dumme Arschlöcher"...?

Ich bin entsetzt... :suspekt:

Kein Problem. Das vor den ... zitiere ich nicht, denn das ist nicht der Punkt.
Im Grunde ist gar nix der Punkt, denn wir haben nur eine einseitige Quelle und von den hier Mitschreibenden war niemand dabei.
Somit ist noch nicht mal die Zeit, die ich hier nicht wiederholen werde, eine sichere Angabe, aber das einzig Greifbare und die Qualifikation geht so:

Selbst ich, und tiefer kann ich nun nicht stapeln, hatte schon in noch jüngeren Jahren als hier zu sehen ein Hirn im Kopp und hätte ich mich als Fan bezeichnet, dann wäre es bestimmt nicht zuviel verlangt meinem Objekt des Fantums für zwei Pfennig zuzuhören. (Damals war noch kein €)
Was man da alles bei Lena schon hörte, habe ich gerade keine Zeit alles aufzudröseln.

Dieses Auflauern so lange Zeit nach Konzertende qualifiziert - für mich - mindestens zur Dummheit.
Per SM sowas dann noch anzumeckern passt - für mich - zum Arschloch.

Wenn's mehr sind benenne ich's als Mehrzahl.
Da entschuldigt kein Herdentrieb, kein keine Kohle und kein Unterschreibe- und Fotowunsch.
(Wobei keine Kohlen haben, Konzertbesuch & Taschencomputer sich per Definition etwas aneinander reiben.)

j_easy
22.06.2019, 22:30
was willste Du eigentlich? Alte Kamellen von vor 6 Jahren :hmm:
ich habe Lena ein paar mal nach Konzerten am Merchstand gesehen auch mal mit ihr geredet, und hatte nie den Eindruck das sie kühl ist, allerdings habe ich auch nicht den Vergleich zum Meet & Great und weis nicht was Lena da alles anstellt;)
Lena wird immer irgendwen enttäuschen, das ist auch kein wunder bei all den Erwartungen die Fans von ihr erfüllt bekommen möchten.
Vor ein paar Tagen hat jemand auf Insta gefordert, Lena soll die Kommentare ihrer Fans beantworten ;), muss man ja nicht sagen das das nicht machbar ist.
Lena hat gelernt, einige Fans lernen nie
ansehen und ZU HÖREN ;) https://www.instagram.com/p/ByzZrskCB7b/
ob du das was Lena sagt verstehen wirst? :hmm:


keiner weis wie es hinter den Kulissen aussieht, um das raus zubekommen müsste man live dabei sein, stimmt aber auch nur die hälfte von dem was Lena sagt oder was sie über SM versucht an Fans zu vermitteln , finde ich das schon sehr bemerkenswert :)

Bielefeld war gerade erst. Das Problem ist dabei, Lena inszeniert sich als empathische, sensible und nahbare Künstlerin und nicht als geheimnisvolle Diva. Entsprechend groß ist die Enttäuschung, wenn die Fans einen desinteressierten oder kühl- unnahbaren Menschen erleben.
Ich hatte so etwas leider nicht nur bei TVK erlebt, sondern auch an roten Teppichen. Sobald keine Kamera mehr da war, kümmerte Sie die Fans hinter der Absperrung nicht mehr wirklich.
Vielleicht sind das alte Kamellen. Ich hoffe es sehr. Auch dank Ihrer Fans hat Lena diese Freiheit, Ihren Wohlstand, Werbeverträge etc.

Bina
22.06.2019, 22:38
mit 15 war ich beim Nena Konzert vor dem Konzert standen wir vor einem verschlossenen Tor und warteten, ein paar Bandmitglieder kamen raus und gaben Autogramme. Man sagte uns Nena sei noch nicht da, später fuhr ein Auto an uns vorbei, hinten drin saß Nena, kein winken, kein lächeln, ganz im Gegenteil Nena schaute stur nach unten.
War ich enttäuscht? Sehr Wahrscheinlich.
Seit dem warte ich auf keinen Künstler mehr, warum auch.
die kl. "Erlebnisse" die ich mit Lena hatte, waren eher zufällig, ohne Erwartung und ohne das ich es erhofft habe, dafür umso netter.

Es ist doch heut zu tage so das Fans durch Sozial Media eine Pseudo nähe zu ihren Lieblingsstars entwickeln.
Und bei Lena scheint mir auch nach Jahren, sich das nicht zu ändern, für viele scheint Lena nicht die Lieblingssängerin zu sein, sondern eher jemand der ihr einsames Leben retten soll. Das finde ich manchmal ziemlich gruselig, da wird man früher oder später nur enttäuscht. aber was rede ich, das habe ich schon vor Jahren gesagt.:ugly:

j_easy
22.06.2019, 22:47
mit 15 war ich beim Nena Konzert vor dem Konzert standen wir vor einem verschlossenen Tor und warteten, ein paar Bandmitglieder kamen raus und gaben Autogramme. Man sagte uns Nena sei noch nicht da, später fuhr ein Auto an uns vorbei, hinten drin saß Nena, kein winken, kein lächeln, ganz im Gegenteil Nena schaute stur nach unten.
War ich enttäuscht? Sehr Wahrscheinlich.
Seit dem warte ich auf keinen Künstler mehr, warum auch.
die kl. "Erlebnisse" die ich mit Lena hatte, waren eher zufällig, ohne Erwartung und ohne das ich es erhofft habe, dafür umso netter.

Es ist doch heut zu tage so das Fans durch Sozial Media eine Pseudo nähe zu ihren Lieblingsstars entwickeln.
Und bei Lena scheint mir auch nach Jahren, sich das nicht zu ändern, für viele scheint Lena nicht die Lieblingssängerin zu sein, sondern eher jemand der ihr einsames Leben retten soll. Das finde ich manchmal ziemlich gruselig, da wird man früher oder später nur enttäuscht. aber was rede ich, das habe ich schon vor Jahren gesagt.:ugly:

Danke Bina, das war damals bestimmt ne Enttäuschung. Mit dem Social Media Kram hast Du Recht. Das fördert dieses Gefühl bei manchen Fans. Auf der anderen Seite nutzt Lena das ja auch aus und nährt es irgendwie. Es nützt Ihr ja auch.
Vielleicht möchte ich auch gar nicht (weiter) hinter die Kulissen schauen. Könnte man dann (Hardcore-) Fan bleiben? :knuddel:

Bina
22.06.2019, 22:58
Bielefeld war gerade erst. Das Problem ist dabei, Lena inszeniert sich als empathische, sensible und nahbare Künstlerin und nicht als geheimnisvolle Diva. Entsprechend groß ist die Enttäuschung, wenn die Fans einen desinteressierten oder kühl- unnahbaren Menschen erleben.
Ich hatte so etwas leider nicht nur bei TVK erlebt, sondern auch an roten Teppichen. Sobald keine Kamera mehr da war, kümmerte Sie die Fans hinter der Absperrung nicht mehr wirklich.
Vielleicht sind das alte Kamellen. Ich hoffe es sehr. Auch dank Ihrer Fans hat Lena diese Freiheit, Ihren Wohlstand, Werbeverträge etc.
Bielefeld war gerade erst :X:ugly: wow
ein Tweet von einen Fan, der Lena zufällig nach den Konzert (ich weis nicht mehr welches )gesehen hat : "Sie stand plötzlich vor mir, und lächelte mich an und ich war so aufgeregt". Ich nehme an das Lena da nach dem Konzert am Merchstand auftauchte.:)
wäre ja mal schön wenn Du auch solche Kommentare lesen würdest :) bzw wahrnehmen würdest:)
aber ne , Shitstorms und miese Presse und jetzt wieder enttäusche Fans ;)

Tiny Tim
22.06.2019, 23:10
j_easy ist komplett unfähig, irgendwelche positiven Erfahrungen mit Lena zu verarbeiten. Er kommuniziert ausschließlich negativ.

j_easy
22.06.2019, 23:14
Bielefeld war gerade erst :X:ugly: wow
ein Tweet von einen Fan, der Lena zufällig nach den Konzert (ich weis nicht mehr welches )gesehen hat : "Sie stand plötzlich vor mir, und lächelte mich an und ich war so aufgeregt". Ich nehme an das Lena da nach dem Konzert am Merchstand auftauchte.:)
wäre ja mal schön wenn Du auch solche Kommentare lesen würdest :) bzw wahrnehmen würdest:)
aber ne , Shitstorms und miese Presse und jetzt wieder enttäusche Fans ;)

Ich wiederhole mich, Lena lebt von Ihrem Image. Die Klatschpresse Sachen sind den Fans egal. Wie Lena in bestimmten Situationen mit Fans umgeht, sicher nicht. Ich persönlich bin enttäuscht von solchen Verhalten.

Lars
22.06.2019, 23:16
Ich persönlich bin enttäuscht von solchen Verhalten.

Hab ich es überlesen oder hast du konkret gar nicht geschrieben, was für ein Verhalten?

steffen3
22.06.2019, 23:52
Ich persönlich bin enttäuscht von solchen Verhalten.

Dann ist ja alles gut. Wie sagte Lena ganz richtig, die Enttäuschung ist das Ende der Täuschung. Ergo lag das Problem, falls es eins gibt oder gab, bei dir. Nämlich eine falsche Vorstellung, verbunden mit einer falschen Erwartung.

maybear
23.06.2019, 02:54
Wenn Lena nach einem Konzert aus der Halle kommt, hat sie einen langen und anstrengenden Arbeitstag hinter sich, sie ist jetzt privat und wahrscheinlich gar nicht begeistert, wenn da noch Leute vor dem Hintereingang stehen und erwarten, daß sie Autogramme gibt, Fotos mit ihnen macht oder sich mit ihnen unterhält. Vielleicht ist auch ihre Mutter oder ein uns bisher nicht bekannter Freund dabei ...

Lena hat immer zwischen beruflich und privat getrennt. Ihr Privatleben will und muss sie schützen und gerade in so intensiven Arbeitsphasen wie jetzt braucht sie auch einfach ihren Feierabend, ihre Ruhe. Und wir kennen Lena doch inzwischen ein wenig, wir wissen, daß sie nicht für das Bad in der Menge geboren ist. Sie braucht die Kontrolle und Sicherheit, so wie bei den Meet and Greets oder ihrer Wanderung durchs Publikum, sie braucht auch einen gewissen emotionalen Abstand. Sie setzt nach wie vor Grenzen und sagt eben ggf. auch Nein.

synapse
23.06.2019, 03:13
Genau. Es gibt Situationen, in denen man seine Ruhe braucht und haben möchte, und falls sie das so kommuniziert haben sollte, ist das noch dazu authentisch.

Bina
23.06.2019, 08:07
Was für ein tam Tam wieder wegen Nichts:ugly:
Früher ist Lena so schnell wie möglich nach einem Konzert nach Hause gefahren
Zumindest wenn sie am nächsten Tag kein Konzert hat.
Bei dieser Tour dieser scheint sie noch nicht ein einziges Mal nach B geflogen zu sein.
Ganz im Gegenteil Lena scheint eher den echten Kontakt zu ihrer Band zu suchen.
Zumindest kenne ich keine Bilder von früher wo Lena mit ihrer Band zusammen Ausflüge gemacht hat.

- - - Automatische Beitragszusammenführung - - -

Was für ein tam Tam wieder wegen Nichts:ugly:
Früher ist Lena so schnell wie möglich nach einem Konzert nach Hause gefahren
Zumindest wenn sie am nächsten Tag kein Konzert hat.
Bei dieser Tour dieser scheint sie noch nicht ein einziges Mal nach B geflogen zu sein.
Ganz im Gegenteil Lena scheint eher den echten Kontakt zu ihrer Band zu suchen.
Zumindest kenne ich keine Bilder von früher wo Lena mit ihrer Band zusammen Ausflüge gemacht hat.

vampire67
23.06.2019, 08:47
Hab ich es überlesen oder hast du konkret gar nicht geschrieben, was für ein Verhalten?
Eine junge fandame hatte wohl samt gruppe in Bi gewartet. Und von 9 mädels hatten dann nur 5 ein bild bekommen bevor sie verschwand.
ABER: dieses spielen in den kommentaren hier: die wartenden kleinen ....
Das sind keine kleinen mädels, sondern junge frauen, alte teens, junge tweens. Ich gehe nach den account davon aus: alle volljährig.
Da ist es doch schon zu erwarten das man das etwas reflektiert.
Vor allem die glas-halb-leer mentalität von j-easy geht etwas gegen den strich.

vampire67
23.06.2019, 08:50
Was für ein tam Tam wieder wegen Nichts:ugly:
Früher ist Lena so schnell wie möglich nach einem Konzert nach Hause gefahren
Zumindest wenn sie am nächsten Tag kein Konzert hat.
Bei dieser Tour dieser scheint sie noch nicht ein einziges Mal nach B geflogen zu sein.
Ganz im Gegenteil Lena scheint eher den echten Kontakt zu ihrer Band zu suchen.
Zumindest kenne ich keine Bilder von früher wo Lena mit ihrer Band zusammen Ausflüge gemacht hat.

Nicht zu vergessen die aftershow bilder von Stuttgart (bei huette auf dem Insta account), die anscheinend bei Danyiom 'zuhause' im Ludwigsbug stattfand.

Besonders lustig find ich den polizisten in streifenuniform (mit schussweste) der sich da unter die partygäste gemischt hat.
Offenbar haben wohl anwohner wegen ner abbruchparty die polizei vorbeigeschickt.
Lena im Rockstar-modus :-D

Tiny Tim
23.06.2019, 09:05
Eine junge fandame hatte wohl samt gruppe in Bi gewartet. Und von 9 mädels hatten dann nur 5 ein bild bekommen bevor sie verschwand.
ABER: dieses spielen in den kommentaren hier: die wartenden kleinen ....
Das sind keine kleinen mädels, sondern junge frauen, alte teens, junge tweens. Ich gehe nach den account davon aus: alle volljährig.
Da ist es doch schon zu erwarten das man das etwas reflektiert.
Vor allem die glas-halb-leer mentalität von j-easy geht etwas gegen den strich.

Eine unendliche Geschichte https://www.youtube.com/watch?v=z_FrwLxYw28&t=4m6s

Bina
23.06.2019, 09:06
Ja cool und schön auch zusehen, wenn Lena "nur" eine von vielen ist

earplane
23.06.2019, 09:54
Hab ich es überlesen oder hast du konkret gar nicht geschrieben, was für ein Verhalten?
Der Instagram Post der ihn seit Tagen so beschäftigt ist inzwischen wohl schon gelöscht. Ein paar Fangirls hatten Lena spät nachts vor dem Nightliner aufgelauert. Sie kam von der Aftershow Party und ich kann mir vorstellen dass sie einfach nur ins Bett wollte. Trotzdem hat sie noch schnell Selfies gemacht. Ist aber dann gleich in den Bus. Eines der Mädels hatten sich wohl noch mehr erhofft und gejammert dass Lena nach dem Selfie sofort in den Bus ist. Das war's. Ich denke Lena hat sich da verhalten wie eine Heilige.

tobago
23.06.2019, 10:12
Ich habe den Eindruck, hier wurde mal wieder aus einer Nichtmalmücke ein Elefant gemacht. Oh Mann...

steffen3
23.06.2019, 10:35
Sowas oder Ähnliches dürfte bei nahezu jedem Auftritt in der Öffentlichkeit passieren, in unterschiedlichen „Härtegraden“. Das ist nicht nur unvermeidlich, sondern sie muss Grenzen ziehen (sic). Wer daraus das Bild eines heuchlerischen Pseudo-Engels konstruieren will, ist vollkommen fehlgeleitet. Aber das ist ja nun nichts neues.

Ovi
23.06.2019, 10:48
...ist ja nun nichts neues.

”Ach was.” (Loriot)
”Boundaries” (Lena)

(L-Gedanken zum Sonntag)

j_easy
23.06.2019, 12:43
Ist doch schön, dass die verschiedenen Seiten beleuchtet wurden. Ich hatte Unrecht. Alles gut.

Das Lena jetzt mehr mit der Band rumhängt als früher und auch mehr feiert, hat wohl auch mit Ihrem Beziehungsstatus zu tun, sowie Ihrem neuen Ich. Sie freute sich ja auch mehr auf die Tour. Zu Hause wartet nur Kiwi.

Ansonsten kann diese Diskussion gern (ab-) geschlossen werden...

Zampano
23.06.2019, 14:58
Hm, also waren die wartenden Fans tatsächlich "blöde Arschlöcher"... hätte ich nicht gedacht...

j_easy
23.06.2019, 15:04
Hm, also waren die wartenden Fans tatsächlich "blöde Arschlöcher"... hätte ich nicht gedacht...

Offensichtlich, da es ja keine Kinder mehr waren. Und Lena hatte sich ja nach mehrfacher Ansprache erbarmt, trotz Feierabend, Müdigkeit, keiner Lust etc. Lena ist und bleibt der Engel und die Stalker die Teufel. So einfach ist das :troete:

bates
23.06.2019, 20:54
Hm, also waren die wartenden Fans tatsächlich "blöde Arschlöcher"... hätte ich nicht gedacht...

Ich glaube, es waren schlicht und ergreifend wartende Fans. So sind wartende Fans eben. Natürlich nicht alle (ehe hier jetzt der "Ich nicht!" "Ich nicht!"-Chor einsetzt), aber doch viele. Der Fan als solcher will zu viel von seinem Star, der Star als solcher muss sich schützen, der Fan als solcher wird enttäuscht sein und macht seiner Enttäuschung Luft, ungerecht. Dieses Muster wird man immer wieder finden.

Und wenn man hier ein paar junge Mädels aufgrund eines Blitzeindrucks unbedingt charakterisieren will, dann sicher nicht mit derben Beleidigungen (ich wiederhole die Worte jetzt nicht), einfach "etwas unreife junge Mädels" tuts dann wohl auch (als ob Volljährigkeit etwas zu sagen hätte).

Ovi
23.06.2019, 22:27
... aufgrund eines Blitzeindrucks unbedingt charakterisieren will... "etwas unreife junge Mädels"

Es müsste nachzulesen sein, dass ich zunächst etwas weniger drastisch formulierte, worauf ein Weiterbohren jedoch nicht ausblieb.
Allein die Tatsache das es Konzertbesuchende Menschen sind bedeutet das jeglicher Welpenschutz lange vorbei zu sein hat.
Ein Blitzeindruck kann so klar sein, dass die Sache auch nach langwierigen Analysen nicht klarer wird.

Die durchaus nicht willkürlich herausposaunte Betitelung, also die eindeutige Grenze zwischen Arschlöcherigkeit und Dummheit, hier an einem sehr DE-beliebten Thema erklärt:
Fast so häufig wie nichtstoppende sind nichtblinkende Arschlöcher.
(Nun hoffe ich wirklich das an dieser Stelle keine Beweisdiskussion erfolgen muss!)
Ein nichtblinkendes Arschloch wird an der Stelle zu einem dummen nichtblinkenden Arschloch, und solch Erweiterung ist leider gar nicht selten, an der solch ein Mensch ”Wozu, war doch keiner da, der's sieht...” o.Ä. von sich gibt.
Es existieren derart strohdumme Leute, die glaubhaft nicht mal den dann folgenden Anpfiff schnallen: ”Wenn es keiner gesehen hätte, woher könnte ich dann wissen, dass DU ein nichtblinkendes Arschloch bist?”

Guterweise mische ich mich mit zunehmendem Alter immer weniger in sowas ein, weil ich immer mehr lerne, dass es zu nix führt.
Vorsichtige Worte führen eh zu nix.
Starke, klare Worte werden nur als ”derbe Beleidigungen” verstanden. Hirn einschalten erscheint unmöglich geworden zu sein.

j_easy
04.11.2021, 19:15
Ich packe es mal hier rein - der Plattenfirmenthread ist mir zu allgemein:

Schöner Beitrag eines Musikwissenschaftlers (Populäre Musik) zum Thema Authentizität und Inszenierung mit Hauptaugenmerk auf Live-Auftritte. Sind unter 30 Seiten (PDF). Diese PDFs gibt es frei Verfügbar auf academia.edu (https://www.academia.edu/)

=> https://lenabase.de/lenabase/blog-im-blog-news-links/thema-musik-kuenstler

earplane
04.11.2021, 19:23
Steht da irgendwas zu Lena drin? Wenn es einfach nur allgemein ist dann ist es vielleicht doch besser im off topic Musikbereich aufgehoben.

j_easy
04.11.2021, 22:36
Steht da irgendwas zu Lena drin? Wenn es einfach nur allgemein ist dann ist es vielleicht doch besser im off topic Musikbereich aufgehoben.

Nichts zu Lena, aber die geschilderten Mechanismen lassen schon Überlegungen zu ihren Konzerten zu.